Baltikum-Rundreise: Litauen – Lettland – Estland

Reisezeit: Mai / Juni 2005  |  von Anke Schlingemann

Kurische Nehrung (Litauen)

Die Kurische Nehrung ist ein 97 km langer, schmaler Festlandstreifen, der vor ca. 5.000 Jahren durch Meereswellen und -strömungen, Sand und Wind geformt wurde. 52 km gehören zu Litauen, der andere Teil gehört zu Kaliningrad/Russland. Das Ostufer umspielt das Süßwasserbecken des Kurischen Haffs.

Die Ortschaften Nida, Preila, Pervalka und Juodkrante wurden 1961 zur Stadt Neringa (2.700 Ew.) zusammengeschlossen. 1991 wurden der Nationalpark Kurische Nehrung gegründet, der 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Nida ist mit 1.500 Einwohnern die größte Ortschaft und liegt nur 4km von der Grenze zur Russischen Förderation entfernt. Das ehemalige Fischerdorf hat sich mit typischen braun angestrichenen Holzhäusern, die blau verziert sind, seinen Charme bewahrt.

In Nida finden wir im B&B Misko Namas (www.miskonamas.com) für 25,00 €/Person ein nett eingerichtetes Zimmer, das wir gleich für zwei Nächte buchen. Erfreulicherweise hat sich das Wetter wieder gebessert. An der Uferpromenade speisen wir im Fischlokal Seklycia (Lotmisko 1) mit Blick auf die Dünenlandschaft gut und preiswert. Anschließend führt uns ein Strandspaziergang schon einmal zum Fuß der Düne.

Mittwoch, 25.05.2005 Kurische Nehrung/Parnidis-Düne - Nida

Strahlend blauer Himmel begrüßt uns am heutigen Morgen. Das Wetter könnte für eine Erkundung der Dünenlandschaft nicht besser sein. Über einen gut ausgeschilderten Weg gelangen wir auf die ca. 50m hohe Parnidis-Düne, wo sich uns ein traumhafter Blick auf das Kurische Haff, die Dünenlandschaft sowie die Ostseeküste bietet. Den ausgetretenen Wegen folgend gelangen wir zum "Tal des Todes", benannt nach französischen Kriegsgefangenen, die hier 1870-72 ein Lager errichteten und aufgrund der schlechten Bedingungen ihr Leben lassen mussten.

Kurische Nehrung - 50m hohe Parnidis-Düne

Kurische Nehrung - 50m hohe Parnidis-Düne

Die Düne ist teilweise mit Dünengras bewachsen und wird von Wald umschlossen. Es ist fantastisch, über den weißen Sand zu laufen und rechts und links Wasser zu sehen. Bald erblicken wir in der Ferne die ersten Warnschilder, die die Grenze zur russischen Förderation markieren. Ein Wachtposten patroulliert auf der Düne, sicherlich eine der ungewöhnlichsten Grenzstationen, die man sich vorstellen kann. Hier ist die Düne besonders schön, denn zum Haff hin fällt sie beinahe senkrecht hinab. Erst später lesen wir, dass dieser Teil unter Naturschutz steht und eine Begehung unerwünscht ist. Eine Absperrung gab es allerdings nicht.

Nach einem kleinen Dünenpicknick geht es zurück. Auf dem Rückweg besichtigen wir eine im Aufbau befindliche Filmkulisse, einer der Drehorte für die o.e. ARD-Produktion eines Störtebeker Zweiteilers. Es wurden ein paar Holzhäuser aufgebaut. Wir können dabei zusehen, wie aus Pappmache Mauern und Verkleidungen täuschend echt hergestellt werden.

Sehenswert ist noch die riesige Sonnenuhr mit Obelisken, die sich oben auf der Parnidis-Düne befindet. Von hier hat man einen grandiosen Rundblick.

Kurische Nehrung

Kurische Nehrung

Zurück in Nida spazieren wir die Uferpromenade entlang zur ehemaligen Künstlerkolonie, wo das Thomas Mann Haus zu besichtigen ist. Nachdem dieser 1929 einer Empfehlung folgend seinen Sommerurlaub in Nida verbrachte, war er offenbar so angetan, dass er gleich beschloss, hier ein Sommerhaus zu errichten. Die Abstimmung der Architektenpläne und der Einrichtung erfolgte auf dem Postweg und schon im Sommer 1930 konnten die Manns ihren ersten Urlaub darin verbringen. Aufgrund der politischen Lage und der politischen Ansichten Thomas Mann´s sowie der Tatsache, dass seine Ehefrau Jüdin war, waren Urlaube allerdings nur bis 1932 möglich. Das heutige Museum zeigt originalgetreu das Sommerhaus und berichtet über das Leben von Thomas Mann.

Im Anschluss an die Besichtigung genießen wir auf einer Bank an der Uferpromenade die Sonne. Anschließend schlendern wir zum Hafen. Hier herrscht hektisches Treiben. Die Mole ist gesperrt und mit LKW der Film-Produktion besetzt. Im Wasser liegt ein Nachbau des Störtebeker-Schiffs. Viele mittelalterlich in Kettenhemden und Kutten gekleidete Schauspieler sind zu beobachten. Doch bis auf das hektische Bewegen der Sonnenreflektoren und einer Drehung des Schiffs ist von den Dreharbeiten momentan nichts zu erkennen.

Ausgestattet für ein Strandpicknick fahren mit dem Auto an den Ostseestrand und genießen den Blick auf die sinkende Sonne.

Donnerstag, 26.05.2005 Kurische Nehrung/Juodkrante - Klaipeda - Pape-See - Kalinski - Kuldiga - Kosrag/Sliteres Nationalpark

Leider müssen wir dieses schöne Fleckchen Erde heute wieder verlassen. Wir könnten uns gut vorstellen hier noch ein bis zwei Wochen mit Fahrrad fahren, Wanderungen und Strandbesuchen zu verbringen.

Kurz vor Juodkrante (Schwarzort) legen wir einen Halt am Aussichtspunkt auf den Schafsberg ein. Leider ist es zu diesig um die "Graue (Tote) Düne" sehen zu können. Interessanter ist die nahe gelegene Reiher- und Kormorankolonie, die größte und älteste Litauens. Seit Anfang des 19. Jh. kommen jährlich im März bis zu 6.500 Vögel zum Nisten hierher zurück, reparieren ihre auf Baumwipfeln errichteten Nester und brüten. 2.800 Kormoran- und 650 Graureiher-Nester wurden 2004 hier gezählt. Die Jungen sind bereits Anfang Mai geschlüpft und werden nun fleißig gefüttert. Über die Beobachtungsplattform fliegen ständig Vögel hinweg zum Haff, um Fische für die hungrigen Mäuler zu fangen.

Juodkrante ist der älteste Ort der Nehrung. Auf der Uferpromenade ist ein Steinskulpturenpark mit 31 Exponaten angelegt. Doch unser eigentliches Ziel ist der Hexenberg.

Hexenberg - Juodkrante

Hexenberg - Juodkrante

Hier gibt es mitten im Wald über 70 Holzskulpturen, die Figuren aus Märchen und Sagen darstellen und äußerst mystisch wirken. Eine sehr schöne Anlage.
Nun geht es zurück zum Festland. Im Autofährhafen liegt eine wesentlich größere Fähre, die auch LKW transportieren kann. Das Kassenhäuschen ist nicht besetzt und auch auf der Fähre will uns niemand ein Ticket verkaufen. Ob die Rückfahrt immer kostenlos ist, können wir unseren Reiseunterlagen nicht entnehmen und auch das Hinfahrtticket gibt wenig Aufschluss.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisebericht mit Fotos von Anke Schlingemann & Detlef Hälker. Rundreise: Vilnius, Europa Park, Trakai, Kaunas, Klaipeda, Kurische Nehrung, Dzukijos, Gruto Parkas, Pape-See, Kuldiga, Sliteres, Rundale, Riga, Gauja, Muhu, Saaremaa,Tallinn, Lahemaa, Danzig
Details:
Aufbruch: 21.05.2005
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 04.06.2005
Reiseziele: Estland
Polen
Litauen
Lettland
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!