Unser Haus in der Toskana
Pisa - und die Touristen
Unsere schwarze Katze hält auf dem Sessel der Terrasse schon wieder seit Tagen Ihren Schlaf. Das Wetter für Pisa sagt 8 Stunden Sonne voraus, also gibt es heute Pisabesichtigung. Über die Rumpelsautobahn fahren wir bis zur alten Zitadelle, kurz dahinter beginnt die Parkautomatenzone. Zuerst mit 0,60c/h dann 1,25 und schließlich 1,75! Aber nur 100m außerhalb haben wir einen kostenlosen Stellplatz an der Eisenbahnbrücke. - Entfernung zur zentralen Brücke 1km. Schon der Weg dorthin ist interessant.
An der alten Zitadelle bietet sich ein tolles Panorama von der Autobrücke und entlang der Kaimauer kann man schon die alten Arsenale bewundern. An der Brücke angekommen, wenden wir uns nach Norden und laufen schnurstracks zur Piazza del miracoli. Langsam wird es voller, Bimbos verkaufen alles Mögliche, eine südamerikanische Frau bettelt aggressiv mit ihren drei Kindern - sie bekommt von mir eine auf ihre Pfote getackert, da alle vier uns anzugrabschen.
Das Areal mit dem schiefen Turm ist mittlerweile wie fast die gesamte Innenstadt praktisch Fußgängerzone und nur für Anlieger befahrbar. Nur entlang des Arnos kann man durch und über ein paar Ringstraßen um die Stadt herumfahren. Wir machen zunächst ein paar Fotos und kaufen sodann ein sog. Kombiticket (gut hierbei ist: man kann wählen: Turm 18€ mit Zeitvorgabe, 1Ziel 5€, 2 7, 3 8 und 4 Ziele 9€ jeweils mit Dom, aber ohne Turm) Wir wählen das Ticket zu 8 € und dürfen Dom, Baptistierium, Camposanto und das Museo del Opera del Duomo besichtigen.
Beschriftung nicht erforderlich!?
doch: 1173 von Pisano begonnen - nach 1350 vollendet
als das 3 Stockwerk mit Loggia fertigestellt war, stellte sich heraus, dass der Boden den Turm nicht tragen würde. Die Folgebaumeister neigten - um Ausgleich bemüht - die folgenden Stockwerke in entgegengesetzter Richtung
-56m hoch - 6 Stockwerke
Battistero - 1152 von Diotisalvi begonnen - nach langer Unterbrechung erst im 13. Jh. von Nicola und Giovanni Pisano weitergeführt
Duomo Santa Maria Assunta - 1063 von Guidice auf dem Gräberfeld auf jungem Schwemmboden vor der alten Stadtmauer begonnen - 1118 eingeweiht von Papst Gelasius II. ( auch der Dom neigte sich im Osten!)
Wir beginnen die Besichtigung, nachdem Ulrike ca. 15 min für einen Toilettengang Schlange gestanden hat, im Monumentalfriedhof Camposanto, einem langen rechteckigen Kreuzgang mit romanischen Bögen, die später mit Kreuzrippen ausgefüllt wurden. Die vorhandenen Fresken wurden in einer speziellen Technik (Niellotechnik) von der Wand genommen, restauriert und wieder aufgehängt. Beeindruckende Sarkophage und Grabstätten reicher Bürger Pisas stehen dort in den Gängen. Auch hier herrscht noch Ruhe.
Im Dom werden es schon mehr Menschen, auch im Baptisterium hält es sich in Grenzen.
Dom Fassade - Ende des 12. Jh. von Rainaldo geschaffen - gilt als inbegriff toskanischer Romanik - vier Loggiengeschosse - Bronzetüren
die reich mit Reliefs und Statuen ausgestattete Kanzel von Giovanni Pisano 1302-1311 wurde im 14. Jh. demontiert und erst im 20. Jh. (leicht verändert) wieder rekonstruiert
Baptisterium
Das Museo del Opera del Duomo erweist sich als Glückgriff, denn nach den tausenden Menschen auf dem Platz herrscht hier die totale Ruhe mitten in der Unruhe - gerade mal vier Personen laufen durch das Museum), in dem zwar auch sakrale Kunst gezeigt wird, aber auch manche Skulptur aus den Gebäuden.
Ein paar Eindrücke der Massen, die sich außen vor den Souvenirshops tummeln oder in typischer Touristenmanier - 'den Turm stützend' - für Fotos posieren, muß ich natürlich auch festhalten.
Nach dem Museumsbesuch (hier war eine Toilette ohne jeden Andrang) laufen wir ein wenig nach Osten und finden auf der Piazza del Cavalieri ein wunderschönes Gebäueensemble und zudem einen Antikmarkt, auf dem Ulrike doch tatsächlich ihre Kette mit blauen Steinen findet, die sie im Urlaub suchen wollte.
Das Gebäude mit Sgrafitto-Dekorationen entstand als Sitz des Ritterordens und ist heute Sitz der Eliteuniversität. Links daneben liegt der Palazzo dell' Orologio, der aus zwei Gebäuden entstanden ist und einen Torbogen zur Erhaltung des Durchganges der Straße hat.
Rechts des Palazzos dei Cavalieri liegt die Kirche Santo Stefano dei Cavalieri - auch hier zeichnete Vasari 1565-69 verantwortlich für den bau. Wir drehen einige Runden auf dem Markt, laufen wegen der Uhrzeit (jetzt ist die Domfassade sonnenbeschienen) noch einmal zum Platz der Miracoli und suchen dann die Trattoria auf, die der ADAC empfiehlt. Aber die hat im Gegensatz zu allen anderen Lokalen, die näher an den Sehenswürdigkeiten liegen, geschlossen (Mittagspause von 14- 18 Uhr).
Vorbei an der ältesten Kirche Pisas und an diversen Bauten, bei denen der Denkmalpfleger einen Herzinfarkt bekommen hätte, finden wir auf der Piazza Dante einen ruhigen Platz für einen Snack. Einfachste Pizzastücke und zwei Tee - 8€ - in pyramidenförmigen Teeeiern.
Auf der Prachtstraße betrachten wir das Geburthaus von Gallileo Galilei und laufen zum Arnoufer, wo der zweite schiefe Turm leider ganz oben eingerüstet ist. .
noch ein schiefer Turm - der Campanile der Kirche San Nicola - Sechseck auf rundem Grundriß - oberhalb der Lisenen befindet sich ein völlig verhülltes Loggiengeschoß unter der Glockenkammer (im Foto abgeschnitten)
Entlang des Ufers mit tollen Palästen laufen wir bis zur nächsten Brücke, wo wir zunächst ein Stück den Borgo Stratto (arkadengesäumte Einkaufsstraße) hochlaufen bis wir wieder auf den bereits besuchten Markt stoßen.
San Michele de Borgo - um 990 über einem römischen Marstempel erbaut - Baumeister Guglielmo schuf zu Beginn des 14. Jh. die Fassade als ein Beispiel für den Übergang von der Romanik zur Gotik
Auf der südlichen Arnoseite steht das Rathaus (Palazzo Gamacotti) und die Loggie die Banchi (früher Tuchhandel). Damit haben wir das Programm fast abgearbeitet und müssen nur noch drei Brücken zurück laufen. Auf dem Weg liegt dann noch die Kirche Santa Maria della Spina, die ich heute morgen nicht fotografiert habe, da sie im Gegenlicht lag. Nun ist sie voll im Sonnenlicht - die inzwischen zahlreicher gewordenen Wolken reißen extra für mich noch einmal auf.
Santa Maria della Spina - 1323 als Oratorium Santa Maria del Pontenuevo erbaut - 1871 wurde sie Stein für Stein abgetragen (wegen der häufigen Hochwasser des Arno) und auf erhöhtem Standort wieder aufgebaut!
An der letzten Brücke sind wir dann wieder am Ausgangspunkt angelangt und fahren mit dem Auto dann einmal den Arno entlang bis wir einen Blick auf die 'neue' Zitadelle werfen können. Aber nach fast 13 km Stadtwanderung sind wir nun nicht mehr bereit, durch den dortigen Park zu laufen, sondern wollen zurück nach Guignano.
Wir fahren die Pizzeria in Vinci an, die machen erst um 19 Uhr auf, das Il Lampaggio erst um 19.30 Uhr, also fahren wir nach Hause und Ulrike macht einen strammen Max.
Passend zu unserem Aufenthalt in Italien läuft heute ein neuer Donna Leon im Fernsehen und auch der Spätfilm interessiert mich (Annika Bengson).
Aufbruch: | 02.05.2013 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2013 |