Unser Haus in der Toskana
Prato
Wegen des Wetters - es soll regnen -wollen wir heute nach Prato (Textil-Museum und Fabrikverkauf). Doch auf der Route liegt unsere Esso-Tankstelle, wo ich einer der beiden netten jungen Damen erklären kann (mit Einzelworten auf Italienisch!), daß ich Samstag abend 20€ vergeblich in den Automaten gesteckt habe. Sie schaut im Computer nach und reicht mir einen 20€-Schein zurück.
Auf der Fahrt von Pistoia nach Prato scheint es nur Gartenbaubetriebe zu geben, überall stehen tausende Töpfe mit kleinen und größeren Zypressen, Sträucher und vor allem vielen in Form (Spiralen, Dreier-Kugeln etc) zurechtgestutzten Pflanzen.
Prato ist die drittgrößte Stadt Norditaliens und hat eine jahrhundertealte Tradition als Textilstadt. Heutzutage ist die Stadt eine weitgehend vom Modefirmen dominiert und als Geschäftsstadt ausgesprochen lebendig. Touristen sieht man eigentlich weniger (die ballen sich in nahegelegenen Städten wie Pisa und Florenz). Es fallen jedoch im Straßenbild zahlreiche ostasiatisch anmutende Gesichter auf. Auch dies hat mit der Textiltradition zu tun - vgl. dazu einen Bericht der ARD.
In Prato selbst ist der Teufel los, auf einem riesigen Parkplatz ist nichts zu finden, erst als wir aufgeben wollen, finden wir direkt daneben einen freien Stellplatz. Um eine Bastion der Stadtmauer herum gelangen wir in die Innenstadt.
Um die Tour nach ADAC-Führer zu machen laufen wir an der einschiffigen Ziegelbaukirche San Francesco vorbei zunächst zum Castello dell' Imperatore, das leider heute geschlossen ist.
So können wir die Stauferburg mit quadratischem Grundriss mit acht Außentürmen, die 1237-48 im Auftrag von Friedrich II. erbaut wurde, nur von außen besichtigen.
Es ist übrigens das einzige Kastell Freidrich II. im Norden Italiens - im Süden Italiens ließ er u.a. das Castel del Monte (siehe unseren Apulien-Bericht) anlegen.
Das 300 m entfernte Textilmuseum Museo del Tessuto hat auch geschlossen, obwohl es nach Führer geöffnet sein sollte. Aber wegen meines Engaements für ein Textilmuseum in meiner Heimatstadt, werden wir dies zu einem späteren Zeitpunkt besichtigen.
So geschäftig es außerhalb der Mauer ist, so ruhig ist es in der Stadt. Die neben dem Castello liegende Renaissance-Kirche Santa Maria delle Carceri können wir gerade noch betreten, einmal rundschauen und dann werden wir schon herauskomplementiert (Mittagspause)
Durch die Via Ricatoli geht es zum interessanten Palazzo Pretorio, der aus einem ehemaligen Wohnturm durch Erweiterung entstanden ist. Die Fassade zeigt die verschiedensten Formen von Fensterrahmungen.
Neben dem Palast liegt der Palazzo Communale.
Ein Stück die Straße weiter gelangen wir auf den großen Platz mit dem Dom, dessen Turm leider vollständig eingerüstet ist. Die Außenkanzel jedoch liegt frei und in der Sonne. Leider ist die Fassade nur von weitem prächtig denn die Verwitterung hat ihres getan.
Die antike Kirche Pieve Santo Stefano - ab 1653 Kathedrale -, zwischen dem V. und VII. Jh. entstanden und mehrere Male bis zum 15. Jh. restauriert, hat eine spätgotische gestreifte Fassade aus Albarese Marmor und Serpentino (dem grünen Marmor aus Prato).
An ihrer rechten Aussenecke befindet sich die geniale Aussenkanzel von Donatello und Michelozzo (1430-1438). Die Aussenkanzel wurde zum öffentlichen Vorzeigen des Gürtels der Madonna geschaffen, die wichtige Reliquie, welche in der Kirche aufbewahrt wird und die noch heute zum Weihnachten, Ostern, am 1. Mai, am 15. August und in besonders feierlicher Form am 8. September, der Geburt Mariens, gezeigt wird. Auf dem gewölbten Bronzekapitell ist eine konzentrische Reihe von Umrahmungen in weissem Marmor, welche den kreisenden Effekt der Kanzel unterstreichen. Ihre Brüstung (das Original wird im Dommuseum aufbewahrt) stellt ein Tempelchen dar, in welchem sich Gruppen von Engeln in lebhaftem Tanz schlingen. Ein eleganter Baldachin in Schirmform krönt die Kanzel.
Auch im Inneren der Kirche herrscht ein einheitlicher Stil trotz der zahlreichen Eingriffe. Die drei romanischen Schiffe aus dem beginnenden 13. Jh. sind durch großzügige Bögen auf kunstvollen Säulen aus grünem Serpentino mit eleganten Kapitellen unterteilt. Ein Werk des Guidetto.
In Hauptkapelle ist der berühmte Freskenzyklus von Fillippo Lippi (1452-65) gegen Eintritt von 3€ zu bewundern. (es darf nicht fotografiert werden). Den Eingang zu einem Kreuzgang finden wird nicht.
Und auch die Kirche San Domenica, in der ein Museum für abglöste Fresken sein soll, ist zumindest von außen nicht sonderlich attraktiv und - natürlich - geschlossen.
Zurück am Auto beschließen wir den Fabrikverkauf aufzusuchen, doch der hat natürlich noch Mittagspause!
Aufbruch: | 02.05.2013 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2013 |