Unser Haus in der Toskana
Pistoia
Nach dem Frühstück fahren wir los und zuerst einmal zu der Tankstelle von gestern, aber auch heute ist dort geschlossen - wir probieren es noch einmal mit 5€ und es klappt. Nun kennen wir unseren Fehler von gestern und tanken mutig noch einmal für 20€. In Pistoia ist der von Ricki ausgelobte Parkplatz inzwischen zum Anwohnerparkplatz erhoben, aber da heute Sonntag ist, können wir auch am Corso 'näher' an der Innenstadt parken und brauchen keinen Parkautomaten füttern.
Die von den Römern im 2.Jh. v. Chr. gegründete Stadt war wichtiges Handelszentrum der Franken und Langobarden. Im Jahre 1115 den Status einer freien Stadt erlangt verlor sie aber bereits im 14.Jh. jede politische Bedeutung und war fortan nur noch ein Anhängsel von Florenz.
Für uns Touristen hat dies den Vorteil, dass die zahlreichen Kunstschätze nicht (so) überlaufen sind (wie in Florenz), das mittelalterliche Flair besser erhalten blieb und man nicht das Gefühl hat als Eindringling Ziel der Touristenhändler zu sein.
Bereits wenige Meter Richtung Innenstadt bieten sich tolle Blicke auf den Turm des Domes. Durch einige 'finstre' Gassen laufen wir zum Hospital del Ceppo.
Das Hospiz, das schon 1287 existierte, weist eine Aussenloggia aus dem Jahr 1514 auf. Über dem Portikus schmückten zwischen 1511 und 1528 die Familien Della Robbia und Buglioni die Loggia mft einem Fries aus glasierter Terrakotta, welches die 7 Tugenden der Barmherzigkeit versinnbildlicht. Ein Teilstück davon zeigt auch die gastliche Aufnahme der Wallfahrer.
Danach geht es wieder in die Innenstadt, wo heute Markt ist. Daher ist es recht belebt, aber manche Motive werden auch durch Lieferwagen empfindlich beeinträchtigt. Auf der Piazza del Duomo blicken wir zurück auf den Torre di Catilina, links liegt der Palazzo Communale, rechts neben dem Battisterio der Palazzo Pretorio.
An der Seite des Palazzo Communale bezeugt der mittelalterliche Wohnturm "Torre di Catilina" die Bauweise der wichtigsten Familien der Stadt.
Gegenüber dem Palazzo Communale war der alte Silz des Gerichts - Palazzo Pretorio. Der freskierte Innenhof enthält noch einen steinernen Sitz und drei Treppenabsätze mit einem Tisch, an denen Gericht gehalten wurde.
Doch zunächst steht der Dom an, der sich langsam zur Messe füllt.
Zum ersten Mal findet die Kathedrale S.Zeno Erwähnung im Jahr 923. Ihr heutiges Aussehen bekam sie durch Veränderungen im Lauf des XII., XIV. und XV. Jh.s. Im XVI. Jh. erhielt die Fassade ihr heutiges Aussehen. Die wichtigsten Zeugnisse des Jakobuskultus finden sich im Inneren der Kathedrale. An vorderster Stelle steht der Silberaltar, eine der grössten italienischen und europäischen Goldschmiedearbeiten der Gotik, begonnen 1287 und weitergeführt während des ganzen XIV. und XV. Jh.s.
Das gegenüberliegende Battistero ist zwar ein beeindruckendes Bauwerk mit einer zum Dom passenden mit buntem Marmor verkleidete Fassade. Aber im Inneren ist es fast leer - lediglich die gemauerte Kuppel ist imposant und erinnert an die Kamine der Küche in Palast von Sintra bei Lissabon.
Neben dem Dom liegt der Palazzo dei Vescovi - alter Bischofspalast.
An der Seite der Kathedrale wurde kürzlich der mittelalterliche Bau des alten Bischofssitzes restauriert. Das Erdgeschoss war ursprünglich die Sakristei des Jakobus-Schatzes, der jetzt im Dommuseum in diesem Bau aufbewahrt wird.
Die ganze Innenstadt hat eigentlich ein weitgehend einheitliches mittelalterliches Gesicht.
In der Via Roma beeindruckt der Palazzo Azzolini - heute Sitz einer Bank.
Die Chiesa di San Giovanni in der Via Cavour wurde 1150-1400 errichtet und hat nicht an der Fassade, sondern an der Nordflanke die typische Verkleidung mit weiß-grünem Marmor und Blendarkadengalerien.
Der Kreuzgang ist aber völlig verwildert und zur Rumpelkammer verkommen.
Ob die Basilica della Madonna dell'Umilitá aus dem Jahre 1495 restauriert wird und deshalb die Außenmauern nur noch aus Steinblöcken bestehen, ist nicht weiter zu klären.
Inzwischen sind wir wieder am Corso angelangt, 'vermissen' aber noch eine Kanzel. Diese ist in der Chiesa di S. Andrea! Deshalb laufen wir noch einmal quer durch die Innenstadt durch an der Bibliotecâ vorbei dorthin.
Die Stadtbibliothek wurde 1533 mit Renaissance-Loggia vom toskanischen Architekten Giovanni Unghero erbaut.
Gegenüber der Chiesa Sant' Andrea liegt der Palazzo Fabroni.
Palazzo Fabroni - in der Mitte des 14. Jh. stand an dieser Stelle ein Wohnturm - um 1620 kaufte die Familie Fabroni das Gebäude und baute es vollständig um.
Kirche S. Andrea
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche schon im XII. und XML Jh., aber ihre Gründung geht noch weiter zurück, auf das VIII. Jh. Damit ist sie wohl die älteste Kirche Pistoias.
Im Inneren der Kirche befindet sich die wundervolle Kanzel von Giovanni Pisano (1298-1301), ein Taufbecken und ein Kruzifix aus bemaltem Holz, das ebenfalls Giovanni Pisano zugeschrieben wird. Die Fassadengestaltung ist wahrscheinlich ein Werk von Gruamonte und Adeodato, wie auch der Architrav von 1166, der die Reise der HL Drei Könige veranschaulicht - den ersten Pilgern der Christenheit.
Die Kirche selbst ist romanisch mit einem ganz schmalen Hauptschiff und zwei noch schmäleren Seitenschiffen. Toll ist die Holzdecke - fast kunstvoller als die im Dom. Die Kapitelle sind gut ausgearbeitet und einzelne haben wieder Fratzenköpfe.
Auf dem Rückweg besichtigen wir noch das Innere des Kommunalpalastes, ohne die dortige Ausstellung zu besuchen.
Dann fällt uns auf dem Stadtplan auf, dass es ja auch noch eine Zitadelle gibt. Also dorthin. Aber die ist (noch) nicht restauriert und in einem etwas bemitleidenswerten Zustand.
Aufbruch: | 02.05.2013 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2013 |