Unser Haus in der Toskana
Lucca
Um 7.00 Uhr bin ich ausgeschlafen und schreibe Bordbuch. WetterPro auf dem iphone sagt für Lucca Sonne und für Siena Regen voraus: Also ... Über nicht mehr zu zählende Kreisverkehre quälen wir uns - permanent die Autobahn querend - die 40 km nach Lucca. Für die Rückfahrt nehme ich mir vor, die Autobahn zu benutzen!
Wenige 100 m vor der vollständig erhaltenen Stadtmauer - einer Vauban-Festung gleich - finden wir einen ruhigen kostenlosen Stellplatz und ziehen los.
Die Stadtmauern stammen aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden zu einer Zeit errichtet, als die Städte begannen, der Verteidigung den Vorrang vor dem Angriff zu geben. Ihre Gestaltung lehnt sich an Michelangelos Pläne für die Verteidigung von Florenz an. Luccas Stadtmauern sind Italiens einzige städtische Schutzmauern, welche die Zerstörungen im 19. Jahrhundert relativ unbeschädigt überstanden haben.
Schreitet man durch eines der Stadttore - wir betreten die Stadt durch dfie Port Elisa - hat man den Eindruck, die Mauer sperre die Moderne aus und man gelangt in eine fast mittelalterliche Stadt, die zu einem Ranaissance-Kleinod wurde.
Unser Weg führt (natürlich) zuerst einmal zu der wichtigsten Sehenswürdigkeit der Stadt:
Die Fassade der Kathedrale San Martino entstand im 12. Jahrhundert, während das gotische Innere erst hundert Jahre später fertiggestellt wurde. Ein Turm, der Gotik und Romanik harmonisch vereint, überragt San Martino.
Beachtenswert und zunächst den meisten nicht auffallend ist die tatsache, dass das rechte Portal schmäler ist und es hat den Eindruck als habe der sechsstöckige Campanile einen Teil verschluckt. Er stammt aus dem 13.Jh. und wurde im näheren Umlang häufig kopiert.
Ein geheimnisvolles Labyrinth aus dem 13. Jahrhundert im Inneren der Kirche symbolisiert das Leben. Zu den Meisterwerken Luccas zählt das Grabmal der Ilaria del Carretto von Jacopo della Quercia. Dieses friedvolle Gesicht läßt den Betrachter für einige Momente nicht los. denn ein ganz besonderes Gefühl der Ruhe und Stille geht von dieser Skulptur aus.
Das gotische Innere des Doms zeigt eine dreischiffige Anlage mit einem doppelschiffigen Querhaus
In der Mitte des linken Seitenschiffes steht der achteckige Tempietto del Volto Santo von Matteo Civitali (1484), in dem das berühmte Holzkruzifix aus dem 11.Jh. aufbewahrt wird.
Zu den Meisterwerken Luccas zählt das Grabmal der Ilaria del Carretto von Jacopo della Quercia. Dieses friedvolle Gesicht läßt den Betrachter für einige Momente nicht los. denn ein ganz besonderes Gefühl der Ruhe und Stille geht von dieser Skulptur aus
Wir schlendern über die Piazza Neapolitana mit dem Provinzpalast
zur Kirche San Michele, die an der Stelle, wo einst ein römisches Forum stand, erbaut wurde.
Sie hat eine der spektakulärsten pisanisch-romanischen Fassaden Italiens. Vier marmorbedeckte Etagen fein verzierter Arkaden ruhen auf schlanken Blendarkaden. Besonders bemerkenswert sind die zarten Motive, die über jedem dieser Steinbogen eingemeißelt wurden.
Die Kirche wurde im 14. und 15. Jh. als Versammlungsort des Bürgerrates genutzt.
In römischer Zeit war Lucca die bedeutendste toskanische Stadt. Das Gitterwerk von Straßen im Stadtplan zeugt davon, ebenso wie die Piazza del Mercato, die aus dem Amphittheater aus dem 2. Jh. hervorgegangen ist.
1830 legte der Architekt Nottolini die Struktur des Amphittheaters frei, ließ allerdings die Häuser, die auf den Fundamenten des Amphittheaters standen stehen, nur die Häuser im Inneren ließ er abreißen und schaffte so die heutige ovale Form des Platzes - gleich einem Amphittheater
In einer Seitenstraße der Via Fillungo, die als wichtigste Einkaufstraße Luccas am Amphittheater vorbeiführt, sieht man die ungewöhnliche Fassade der Kirche San Frediano.
An der Kirche vorbei können wir einmal auf den Mauerring der Stadt Lucca gelangen. Von oben hat man einen Überblick über einen Teil der Stadt. Wir sehen in einen kleinen Park mit zahlreichen Zitronenbäumen hinein. Da dort Leute sitzen, wollen wir den Zugang suchen. Nach einigem Suchen - kaum beschildert - finden wir ihn im Zugang zum Palazzo Pfanner.
Der Palazzo Pfanner geht auf das Jahr 1660 zurück. Damals gab die Familie Moriconi, die dem Luccheser Handelspatriziat angehörte, den Bau des Palazzo in Auftrag. Schon bald gerieten die Moriconi in wirtschaftliche Schwierigkeiten und waren gezwungen, den Bau im Jahr 1680 an die Controni zu verkaufen. Auch sie waren als Seidenhändler ins Patriziat aufgestiegen. Die Controni erweiterten den Bau: Zum Ende des 17. Jahrhunderts ließen sie die monumentale Treppe anlegen.
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts gaben sie die Neugestaltung des rückwärtigen Gartens in Auftrag, höchstwahrscheinlich an Filippo Juvarra. Zur selben Zeit verpflichteten sie örtliche 'quadraturista'-Maler für die Freskierung der Gewölbe über der Monumentaltreppe und im Innern des Palazzo.
Die Geschicke der Familie Pfanner verknüpfen sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der jahrhundertalten Geschichte des Palazzo. Felix Pfanner, ein Bierbrauer aus Hörbranz (Österreich), allerdings aus bayerischer Familie, erwarb Schritt für Schritt den gesamten Komplex, nachdem er hier im Jahr 1846 ein Brauhaus eingerichtet hatte - eines der ersten in Italien. Die historische Birreria Pfanner mit Brauerei und Bierausschank nahm Garten und Kellerräume des Palazzo ein. Sie wurde 1929 geschlossen.
Bis heute befindet sich der Palazzo im Besitz der Familie Pfanner, die mit großem Einsatz seit 1995 die Aufwertung des Komplexes vorantreibt und für die Restaurierung des Palazzo wie seine Öffnung für Besucher gesorgt hat.
Gut sichtbar aus den beiden unterschiedlichen Perrspektiven des Stadtwalls und der Monumentaltreppe, ist der Garten des Palazzo Pfanner mit seinen Grasteppichen, dem ornamentalen Blütenschmuck, den hochstämmigen Pflanzen und Töpfen mit Zitronenbäumen zwischen den monumentalen Statuen aus dem 18. Jahrhundert, die die olympischen Götter und die vier Jahreszeiten darstellen, das kostbare Beispiel eines barocken Gartens, der doch mitten im Herzen des mittelalterlichen Lucca liegt. Das achteckige Becken am Schnittpunkt der beiden zentralen Gartenwege und die elegante Orangerie im Nordteil schmücken einen grünen Raum, der zum Ende des 19. Jahr, in der Belle Epoque, den Rahmen gab für die Birreria Pfanner und in jüngerer Zeit, im Jahr 1996, als Drehort für den Film The Portrait of a Lady mit Nicole Kidman und John Malkovich diente,.
Die Monumentaltreppe, die in dem berühmten Film von Monicelli II Marchese del Grillo (1981) verewigt wurde, führt in den herrschaftlichen Wohnbereich. Zu ihm gehören ein großer Salon, der im frühen 18. Jahrhundert von Pietro Paolo Scorsini mit Fresken ausgemalt wurde, einige reich möblierte Seitengemächer, ein Schlafgemach, in dem sich 1692 die Liebesgeschichte zwischen Prinz Frederik von Dänemark und der Luccheser Adeligen Maria Maddalena Trenta abspielte, sowie eine historische Küche. In den Wohnräumen ist eine Dauerausstellung von medizinisch-chirurgischen Instrumenten des späten 19. Jahrhunderts untergebracht. Sie stammen aus dem Besitz von Pietro Pfanner, einem herausragenden Arzt und Philantropen, der von 1920 bis 1922 auch Bürgermeister von Lucca war.
Verläßt man das Amphittheater / die Piazza del Mercato in südöstlicher Richtung gelangt man in ein Viertel, das von Bauten der vornehmen Familie Guinigi (14./15.Jh.) beherrscht wird. Mehrere Palazzi und vor allem der Torre Guinigi, der wegen seiner schon seit dem 15. Jh. auf ihm wachsenden Eichen bekannt ist. Die 230 Stufen muß ich mir erspare, da mein Knie z.Zt. nur einen etwas weniger Turm erlaubt.
In der verlängerten Via Fillungo steht der ausgebaute Wohnturm Casa Barletti-Baroni aus dem 13. Jh.
und in unmittelbarer Nähe der Uhrenturm ebenfalls aus dem 13.Jh.
Die Chiesa San Cristoforo wurde von der Zunft der Tuchmacher erbaut.
Noch immer in der Via Fillungo finden wir dann auch mal etwas 'Neueres'
nämlich unseren geliebten Jugendstil
Nach einer kurzen Teepause - es ist schon später Nachmittag - muß ich 'nur' noch auf einen Turm, nämlich den der Kirche San Giovanni, da dieser ein Blick auf die nunmehr beleuchtete Fassade des benachbarten Doms gestattet. Außerdem gibt das Stadtpanorama Einblick auf die zahlreiche Türme - früher waren es mal 147!
Unter San Giovanni wurden römische Reste ausgegraben, die z.T. besichtigt werden können.
Nach ADAC-Führer fahren wir dann zur Villa Bongi, die einsam in den Bergen liegt. Sie hat geöffnet und wir beschließen um 18.30 Uhr dort zu essen. Die Zeit bis dahin 'verschwenden ' wir mit einer eigentlich überflüssigen Fahrt nach Viareggio, um dort zwei oder drei Jugenstilhäuser zu sehen.
Das Abendessen aber lohnt sich. 2x Tris di Mare (Seafood-Antipasti bestehend aus Octopus, Bacalao zwischen Polentascheiben, Scampi und Sardinen in Parmesan paniert), Perlhuhn (Brust und Keule) und Schweinekotelett vom schwarz-weißen Schwein.
Aufbruch: | 02.05.2013 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2013 |