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Reisezeit: Juli / August 2013  |  von Julia S

Jaipur - Pushkar oder Reisen auf Indisch

# 12992 Jp Udz Express, 11.8.2013

Puuuhhh - was für eine Wahnsinnsfahrt von Jaipur nach Pushkar!

Vom Hotel bis zum Bahnhof ging es problemlos mit dem TukTuk. Die Inder sind ja manchmal echt witzig, oder einfach etwas verpeilt?! Da steige ich am Bahnhof aus dem TukTuk aus - natürlich unter der Beobachtung der anderen anwesenden TukTuk-Fahrer und kaum stehe ich mit meinem Gepäck außerhalb meines TukTuks, stürmen andere Fahrer auf mich zu und sagen: "Yes Madam! Taxi?" ... ?#%*?!

Bis zur Abfahrt meines Zuges Nr. 12992 habe ich noch eine Stunde Zeit, die ich -ganz indisch- sitzend auf dem unglaublich vollen Bahnsteig verbringe. Ich ahne bereits: dieses Mal habe ich nichtdas Glück in einem realtiv leeren Zug am frühen Morgen zu fahren, oder einen Zug zu nehmen, der erst vor Ort eingesetzt wird. Es könnte drängelig werden! Noch ahne ich allerdings nicht, WIE drängelig es wird und harre ganz entspannt der Dinge, die da kommen.
14:00 Uhr soll die Abfahrt sein, um 14:15 Uhr rollt der Zug ein - endlich mal eine Verspätung! Immerhin klappt in Indien der Wagenstandsanzeiger (digital) ... das habe ich z.B. bei KEINEM meiner zahlreichen Berlinbesuche erlebt! Am eigenen Leib erlebe ich, dass der Inder an sich das vorausschauende Denken noch nicht so richtig verinnerlicht hat - er handelt eher spontan und so aus dem Moment heraus, irgendwie auch etwas egoistisch. Mein "deutscher" Plan, mich seitlich an einer der Abteiltüren zu postieren, um zunächst die aussteigenden Passagiere herauszulassen und dann einzusteigen scheitert aus mehreren Gründen: die ersten Reisenden besteigen/bespringen den Zug bereits beim Einrollen (nicht ganz ungefährlich); meine Position an der Tür scheint für die hinter mir stehenden Inder nicht darauf hinzuweisen, dass ich auch in den Zug möchte, so dass ich von hinten quasi dauernd überrannt werde (mein Rucksack ist ja ein guter Stoßfänger); die "Aussteiger" fallen denjenigen, von denen sie abgeholt werden am liebsten im Umkreis von ca. 30cm von der Zugtür in die Arme ... indische Familien sind groß und es ist unbedingt erforderlich, dass die ganze Sippe zum Abholen vor der Waggontür auftaucht - mein Gepäck ist schwer, mir ist heiß, ich will in den Zug. Ich verlasse mich auf den Leitsatz : Everything is possible in India! Irgendwann bin ich drin und siehe da, ich habe die Waggontür der drei verfügbaren gewählt, die am nächsten an meiner Platznummer ist! Mein Fensterplatz ist besetzt, egal, ich nehme den Gangplatz. Der Familienvater von gegenüber hilft mir, meinen Rucksack oben zu verstauen, das alte Ehepaar neben mir streitet sich kurz, dann schläft er ein und die Frau spult den Touristen-Fragenkatalog ab (Which your country? u.s.w. - stur lächeln und winken! Und JA, ich kenne Hitler, weil ich from Germany bin ...)

Bei der vorüberziehenden grünen Landschaft des Wüstenstaates Rajasthan bedauere ich nun doch, nicht auf meinen Fensterplatz bestanden zu haben - tolle Fotomotive, aber ich habe die Landschaft mit dem Herzen fotografiert (soll ja auch mal ganz gut sein!).
Nach zwei Stunden muss ich aussteigen. Das ganze Schauspiel also nun umgekehrt. Kaum erhebe ich mich von meinem Sitz, um meinen Rucksack aus dem Gepäckfach zu holen, setzt sich schon jemand. Ich hatte geplant, mein Gepäck kurz auf meinem nun Ex-Platz zwischenzulagern ... Hmmm! Planänderung: Rucksack sofort aufsetzen und das Ruckeln und Schwanken irgendwie ausgleichen. Ist gut gegangen. Wild entschlossen stürze ich mich Richtung Tür und verdränge mit Rucksack auf dem Rücken und dem kleinen Rucksack vor dem Bauch sämtliche Passagiere von der Treppe zum Waggon, die gerne erst einsteigen möchten, bevor die Leute aussteigen. Und dann? Dann bedankt sich doch tatsächlich eine Frau auf dem Bahnsteig, die hinter mir war, dass ich den Weg freigemacht habe! Süß.

In Ajmer angekommen geht die TukTuk-Sache wieder los. Ich finde jemanden, der mich zum Busbahnhof bringt. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten sitze ich eingeklemmt zwischen zwei Männern und mit meinem großen Rucksack auf dem Schoß im Local-Bus nach Pushkar ... sind ja nur 11 km!
Die Berge sind mir vertraut, mit jedem Kilometer wird mein Grinsen breiter, mein ohnehin schon großes Wohlgefühl noch größer - ach ja, so fühlt sich Zuhause an! Schön!!!

Den letzten Kilometer vom Busstop zum Hotel genieße ich zu Fuß, laufe sofort den richtigen Weg, erkenne alles wieder. Und was könnte schöner sein, als 6500 km weit vom Erstzuhause entfernt mit "Namaste Juliaji, we already waited for you! So good to see you again." begrüßt zu werden? Richtig ... Fast nichts.

Also, Shanti Om from Pushkar, Jule/ia

© Julia S, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach sieben Jahren Sehnsucht nach der "Faszination Indien", teste ich nun den Monsun! Meine Ziele werden vermutlich im Nordwesten liegen (Amritsar, Chandigarh, Valley of Flowers), Pushkar will ich wiedersehen, evtl. bekommt Jaipur eine zweite Chance und möglicherweise zieht es mich nochmal nach Agra zum Taj ... Änderungen nicht ausgeschlossen. Ich freue mich auf Menschen und Eindrücke während meiner Reise ... mal sehen, was mich diesmal so anspringt und mich berührt!
Details:
Aufbruch: 23.07.2013
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.08.2013
Reiseziele: Indien
Deutschland
Der Autor
 
Julia S berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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