Home is, where your heart is - Indien zum Zweiten
Exiltibeter und Monsun"schauer"
McLeod Ganj / Dharamsala, 31.07. - 02.08.2013
Tashi Delek (die tibetische Variante von "Namaste")!
Nach einer ziemlich aufregenden und anstrengenden, aber dennoch schoenen, da voellig untouristischen Busfahrt bin ich nach ca. 9,5 Stunden von Shimla nach McLeod Ganj / Dharamsala gekommen. Diese Strecke faehrt nur ein Local Bus, ergo: Dreiersitzreihen, laut, alt, dreckig ... aber schon cool. Ich hatte zwei sehr nette direkte Sitznachbarn und in den umliegenden Reihen sympathische indische Familien mit extrem niedlichen Kindern, die sich ueber Gummibaerchen (jetzt sind sie aber auch endlich alle) und meine blonden Haare freuten. 80 Prozent der Strecke fuehrte ueber sehr kurvige Passstrassen (gutes Bauchmuskeltraining durch das Ankaempfen gegen die Fliehkraft in den Kurven ... zumindest fuer Leute mit Gangplatz wie mich), ausser dem Bus waren hauptsaechlich diese nett angemalten indischen Lastwagen auf der Strecke, so dass ich mehr als einmal tiefste Bewunderung fuer die Fahrkuenste und das Nervenkostuem des Busfahrers empfunden habe.
Wie bereits Andreas Altmann in seinen Indien-Berichten beschreibt, konnte ich nun auch live erleben, dass viele Inder nicht besonders magenrobust sind ... oder war die Ko....ei nur ein billiger Trick, um einen Fensterplatz zu ergattern?! Immerhin ging nichts IN den Bus Ich hatte einen guten Reisetag erwischt und konnte sowohl die reisekranken Inder als auch die Kurven gut aushalten.
In McLeod Ganj angekommen, regnete es in Stroemen - aaahh ja, DAS ist Monsun. Alter Lachs!
Schnell habe ich ein ganz nettes Zimmer im Om Hotel bekommen und habe zum Abendessen Momos (gedaempft) genossen, eine Art tibetische Ravioli. Sehr lecker! Dann ging nur noch eins: duschen, 2 Minuten lesen und ab ins Land der Traeume. Dachte ich, aber dann brach ein Wahnsinnsgewitter los mit richtig spektakulaeren Blitzen (immer mehrere auf einmal), Starkregen und durchaus lautem Donner. Beeindruckend.
Beim Aufwachen am naechsten Morgen regnete es immer noch. Naja, ich habe zunaechst ein Internet-Cafe gestuermt und Zuege etc. fuer den weiteren Verlauf der Reise gebucht. Und siehe da, gegen 11 Uhr hoerte es auf zu regnen. Also habe ich mich hier im Ort umgesehen und habe die erste Andenken-Shopping-Tour in Angriff genommen. Hier gibt es viele tibetische Kooperativen, die (mehr oder weniger) traditionelle tibetische Dinge wie Schmuck, Klangschalen etc. verkaufen. Super, hat Spass gemacht.
Ausserdem habe ich mich auf den Weg zum Kloster gemacht. In der Stadt wimmelt es von tibetischen Moenchen, die alle einen unglaublich sympathische und friedliche Ausstrahlung haben. Der Dalai Lama weilt momentan uebrigens in Ladakhs Sommerfrische! Am Eingang zum Kloster treffe ich Tenzin, einen 27 Jahre alten tibetischen Studenten, der gerade seine Semesterferien hier verbringt. Wir kommen ins Reden und er zeigt mir den Weg, auf dem man das Kloster (zumindest als Buddhist) drei Mal im Uhrzeigersinn umrunden muss, bevor man es betritt. Ein schoener, momentan etwas schlammiger Weg, der an vielen Gebetsfahnen, die ueberall haengen und die Gebete in alle Winde verteilen, vorbeifuehrt. Tenzin erzaehlt von seinem Leben. Dass er mit 11 Jahren in einer Gruppe von 30 Leuten zu Fuss von Lhasa aus ueber den Himalaya gefluechtet ist und seitdem auf sich alleine gestellt ist. Seine Familie ist noch in Tibet, es war nur Geld fuer den aeltesten Sohn da, um ihn mit einem Schleuser nach Indien zu schicken.
Tenzin erzaehlt viel ueber Tibet, die Gemeinschaft der Tibeter hier in McLeod Ganj / Dharamsala, den Dalai Lama, der die Menschen hier zusammenhaelt, ueber die Probleme zwischen Indern und Tibetern, die sich nicht unbedingt immer gruen sind und ueber den (tibetischen) Buddhismus. Er beantwortet mir viele und zum Teil durchaus persoenliche Fragen, z. B. wie er damit umgeht, ohne seine Familie zu sein, ohne seine Heimat zu sein, wie er es aushaelt, dass die Chinesen seine Kultur und sein Land zerstoeren und eliminieren. Er beantwortet das alles mit einer Friedfertigkeit und Toleranz (trotzdem nicht gleichgueltig) - auch gegenueber den Besatzern seines Landes -, die ich nur schwer nachvollziehen kann, gleichzeitig aber auch darueber nachdenken muss, was ich von dieser Art mit Konflikten umzugehen auch in meinen (von im Gegensatz zu seiner Geschichte unspektakulaeren Aufregern gepraegten) Alltag transportieren kann. Diese Erfahrungen und Gespraeche beim Reisen, sind die Dinge, die mich so gerne hier sein lassen und mich (hoffentlich) einen Tacken demuetiger und achtsamer zurueckkommen lassen.
Was gab es sonst noch so hier oben in den Bergen? Aufgrund des sich weiter verschlechternden Wetters leider keine grossartigen Spaziergaenge / Touren, da der Regen groessere Steinbrocken etc. mit sich reisst und es damit einfach zu gefaehrlich ist. Heute morgen ist schon ein Stueck Hang abgerutscht! Also ab zu den Indoor-Aktivitaeten. Durchaus nicht das Schlechteste, was mir "passieren" konnte, denn ich habe an einer dreistuendigen tibetischen Schweigemeditation teilgenommen (nebenan sangen die Moenche gerade ... sehr cool), auf die ich mich gut einlassen konnte. Ausserdem hatte ich mir ja vorgenommen, endlich mal meine "Keiner-packt-meine-Fuesse-an"-Macke in Angriff zu nehmen und habe mich todesmutig zu einer Fussreflexzonenmassage angemeldet. Nach 10 Minuten rumzappeln und einem dann etwas strengeren Ton der Masseurin ging es. Boah ... war ich stolz! Ins Hotel bin ich dann mehr geschwebt als gegangen.
That's it from McLeod! Tashi Delek, Jule/ia
Aufbruch: | 23.07.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.08.2013 |
Deutschland