Home is, where your heart is - Indien zum Zweiten
Bewegtes Amritsar
Amritsar, 25.7. - 27.7.2013
Liebe Leser!
Eines vorweg: Amritsar ist ein phantastischer Ort. Man kann alles haben: indisches Chaos (vor allem verkehrstechnisch), aber auch friedliche Ruhe UND Muelleimer - eigentlich die ersten, die ich in Indien ueberhaupt wahrnehme! Wahnsinn.
Der goldene Tempel der Sikhs steht allen Besuchern offen - absolut unabhaengig von Geschlecht, Alter, religioeser Orientierung ... Jeder, der den Tempelkomplex betritt, muss Schuhe und Socken bei einem der Schuhstaende abgeben (kostenlos) und seinen Kopf bedecken (Tuecher werden ebenfalls kostenfrei ausgeliehen, man kann aber auch eines fuer 10 Rupien bei einem der vielen Verkaeufer rund um den Tempel erstehen). Vor dem Betreten des weissen Marmorfussbodens, muss man sich die Fuesse in einem kleinen Wasserbecken waschen, was bei den herrschenden Temperaturen eine willkommene Abkuehlung bietet. Dann ist man drin und muss hoellisch aufpassen, dass man nicht ausrutscht, da es immer glitschig ist, weil der Boden staendig nass gewischt wird. Der Anblick des heiligen Wasserbeckens und dem darin gelegenen eigentlichen Tempel ist ergreifend und beeindruckend. Auf dem Marmorgang, der um das Becken fuehrt, spuert man sofort die besondere Atmosphaere dieses Ortes. Alles strahlt eine friedliche, geradezu "unindische" Ruhe aus. Immer wieder werde ich nach einem "Snap" gefragt: entweder soll ich Personen mit meiner Kamera fotografieren und anschliessend das Foto auf dem Display zeigen, oder ich soll mit Kindern, jungen Maennern, seltener Frauen fuer ein Handyfoto posieren. Manchmal bleiben auch einfach Leute stehen und wollen mich an der Hand beruehren fuer ein freundliches "Namaste". Keiner nervt oder belaestigt mich penetrant. Hier fuehle ich mich SEHR wohl!
Am zweiten Tag in Amritsar besuche ich den goldenen Tempel erneut. Paul, ein netter, aelterer Sikh und Ayurvedic Doctor fuehrt mich durch die Kuechen und in den Speisesaal, der allen Menschen - genau wie der Tempel - 24 Stunden offensteht. Pro Tag werden hier um die 40-45 000 Essen an Pilger, Besucher, Touristen etc. ausgegeben. Es gibt Dal (Linsen), Chapati und Reispudding in Milchsauce. Dazu Chai und Wasser.
Beeindruckend organisiert das Ganze! In Deutschland lade ich mal Fotos hoch!
Um auch noch einige Daemmerungs- / Nachtaufnahmen zu machen, besuche ich den Tempel abends ein drittes Mal ... wieder werde ich von einem netten Herrn (Channi) angesprochen, der mir interessante Informationen zur Religion der Sikh und zum Tempel gibt. Ich habe es sehr genossen, in angenehmer und interessanter Gesellschaft den Abend mit Blick auf den angestrahlten und dadurch noch heftiger glaenzenden Tempel zu geniessen.
In Amritsar gibt es natuerlich nicht nur den goldenen Tempel ... was habe ich noch unternommen?
Ich habe mit der Fahrradrikscha (habe extra nach einem Fahrer Ausschau gehalten, der mehr als 50 kg wiegt und groesser als 1,60 m ist, damit er das schafft einen Ausflug zum Mata-Tempel gemacht. Dies ist ein Hindu-Tempel, der wohl insbesondere fuer Frauen mit Kinderwunsch ist. Faszinierend war schon der etwas schaebige Schuhabgabestand auf der gegenueberligenden Strassenseite. Ich ahnte also, was auf mich zukommt ... barfuss eine nicht asphaltierte, mit Opfergaben-Resten uebersaete indische Strasse ueberqueren ... YUMMIE! Egal ... es kam noch besser: der Tempel ist so angelegt, dass man innen einem vorgeschriebenen Weg folgen muss. Dieser Weg fuehrt ueber drei Etagen und ist ziemlich verwinkelt. Das beste ist, dass man eigentlich gar nicht das Gefuehl hat, in einem Tempel zu sein, sondern eher einen Hinduismus-Maerchenwald, oder ein Hindu-Phantasialand durchstreift. Die bekannten Goetter haben alle ein eigenes kleines "Schaufenster" mit Schlitz zum Einwerfen von Geld und / oder Opfergaben - nicht nur fuer Glaeubige, sondern auch fuer Kakerlaken (die ersten bei diesem Aufenthalt) und Ratten eine Riesenattraktion. Zum Teil kriecht man durch kleine hoehlenartige Gaenge, die zum Teil knoecheltief mit Wasser geflutet sind (keine Ratte gesehen ... immerhin).
Spannender Tempelbesuch - eventuell wuerde man so in Deutschland die Kirchen auch voller bekommen?!
Genossen habe ich es in Amritsar aber auch sehr, mich einfach durch die engen, verwinkelt-geheimnisvollen Basare der Altstadt treiben zu lassen. Dabei habe ich durchaus mal die Richtung verloren, was aber in Amritsar gar kein Problem darstellt, da eigentlich an jeder Ecke ein Fahrradrikschafahrer auf den naechsten Job wartet. In diesen Basaren finde ich mich schnell wieder in "meinem" Indien ein und geniesse und staune und tauche ein in diese fremde, aber doch so vertraute Welt.
Ein perfekter Ort um ins zweite Indien-Abenteuer einzutauchen!
Shukriya (Danke) Amritsar ... I'll come back before too long.
Liebe Gruesse an die Leser @ home, Jule/ia
Aufbruch: | 23.07.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.08.2013 |
Deutschland