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Reisezeit: Juli / August 2013  |  von Julia S

Faszination Varanasi

Varanasi, 3.8. - 6.8.2013

Namaste from Banarasi!

Dieser Teil des Trips begann mit einer holperigen, aber angenehmen Busfahrt von McLeod Ganj nach Delhi. Besonders nett fand ich, dass Tenzin extra noch mit einer Dalai-Lama-Grusskarte puenktlich am Busbahnhof auftauchte, um sich ganz gentleman like um die sichere Versorgung meines Gepaecks zu kuemmern und sich von mir zu verabschieden. Die Busfahrt nach Delhi dauerte ca. 12 Stunden. Zwei laengere Stopps hat der Fahrer gemacht. Ein Klo war wirklich top, das andere war indiskutabel ... aber wenn das Fassungsvermoegen der Blase am point of no return ist, waechst man auch ueber olfaktorische Anfeindungen erster Gueteklasse hinaus. Lassen wir diese prosaischen Themen (wobei alles rund ums Thema "Klo" DAS Traveller-Thema ist).
Um 6 Uhr morgens erreiche ich also den Busbahnhof am Kashmiri Gate noerdlich von Old Delhi. Die Rikschafahrer stuerzen sich auf die Ankoemmlinge als haetten sie seit Tagen keine zahlende Kundschaft mehr gesehen. Ich habe einen TukTuk-Fahrer ausgewaehlt, der nett aussah, und habe klar und deutlich gesagt, dass ich gerne zur Metrostation "New Delhi Railway Station" gebracht werden moechte. Ich habe mich noch ueber das guenstige Preisangebot (50 IR) gefreut (gewundert). Kaum fuhren wir los, wollte er mir aber auch schon ein Taxi zum Flughafen andrehen. Ich beharrte auf meiner Metro Line zum Airport ... das hatte zur Folge, dass der Driver sagte, die Metro mache erst um 6:30 Uhr auf. Meine Antwort: "No problem, I have time." Dann fiel ihm ein, dass die Metro wegen des Monsuns ueberhaupt nicht geoeffnet sei, weil sie unter Wasser stuende. Julia: "Yes! No problem, I am interested in Monsoon conditions and furthermore I can dive very good." Das wird er wohl nicht verstanden haben und liess mich unter lautem Seufzen an der naechstgelegenen Metrostation raus. Natuerlich war das nicht die von mir geforderte Station, aber immerhin: eine geoeffnete und nicht ueberflutete Metrostation. Fuer 15 IR bin ich dann zur New Delhi Railway Station gefahren (in der Delhi Metro sind die Mitarbeiter SEHR hilfsbereit und nett gegenueber Touristen). Dort angekommen war es supervoll (6:45 Uhr), aber ich habe fix herausbekommen, wie ich nun zur Airport-Express-Line finde. 150 IR und man befindet sich nach ca. 20 Minuten in der klimatisierten Metro am Terminal 3 des Indira Gandhi International Airport ... einfach, sauber, gut!

Der Flug nach Varanasi war unproblematisch.

In Varanasi angekommen habe ich mich nach der Gepaeckausgabe zum Prepaid-Taxi-Schalter bewegt. Dort sprach mich Martin an, ob ich auch in die Stadt wolle und wir ein Taxi teilen wollten. Na klar! Zu uns beiden gesellte sich auch noch das italienische Paerchen Paola und Carlo ... und zack: statt 600 IR zahlte jeder nur noch 150 IR. Geht doch! Uebrigens: der Verkehr in Varansi uebertrifft alles bisher Gesehene! WAHNSINN!
Martin hat sich dann auch fuer ein Zimmer in meinem Guest House entschieden und wir haben den Rest des Abends dann im Roof-Top-Restaurant unseres Shree Sai Kripa Guesthouse verbracht. Das Resto ist eher unterdurchschnittlich, das Guest House fuer 750 IR (ca. 9,50 Euro) pro Zimmer mit Klimaanlage und Bad wirklich gut - auch von der Lage her (Shivala Ghat).

Der Ganges fuehrt momentan Hochwasser, so dass die eigentlich Ghats, also die Treppenstufen, ueberflutet sind. Auch einige Tempel sind momentan unter Wasser. Deshalb bleibt uns die bekannte Stadtansicht leider verwehrt. Durch naechtlich Regenfaelle bleibt auch die obligatorische Bootsfahrt aus, um die "Skyline" von Varanasi zu sehen. Schade, aber ein guter Grund, um diese unglaubliche Stadt noch einmal zu besuchen.

Martin und ich machen am Sonntagvormittag mit Aakash (vom Hotel) eine Tempeltour. Wir besuchen den Shiva Tempel auf dem Campus der Banaras Hindu University und anschliessend den Hanuman Tempel. Dort laufen erstens viele Affen herum und zweitens treffen wir auf eine laut singende und trommelnde Gruppe junger Maenner, die in einer Ecke sitzen. Freundlich werden wir herangewinkt und aufgefordert, uns dazu zu setzen. Schnell haben wir kleine Becken (Mini) in der Hand und machen rhythmisch mit. Trotz der immensen Lautstaerke faellt es leicht, sich von der sich immer wiederholenden Musik tragen zu lassen und ahnen zu koennen, dass Musik einen in tranceartige Zustaende versetzen kann. Eine gute Erfahrung!

Nach einigen Erklaerungen zum Durga Tempel, landen wir im Seidenviertel. Ein weiterer Mann fuehrt uns kurz herum, wir koennen einen Blick auf einen Webstuhl werfen. Die Informationen zum Thema Seidengewinnung und Verarbeitung in Indien fallen etwas kuerzer als angekuendigt aus. Hmmm ... natuerlich sitzen wir dann in einem Seidenshop. Ohne Verkaufsveranstaltung waere es ja auch keine richtige indische Tour gewesen. Egal, wir lassen uns alle moeglichen Produkte unterschiedlicher Qualitaet vorfuehren. Die Preise sind durchaus fair und die Designs gefallen mir gut. So besitze ich nun als Andenken an diesen Indien-Trip eine unglaublich schoene Seidenbettwaesche mit Persermuster ... meine Uebernachtungsgaeste duerfen die dann natuerlich mal bewundern! (Kathi zuerst ... Liebste Gruesse!).

Am Nachmittag machen wir mit Aakash einen Spaziergang (7km) durch die Altstadt. Interessant ... Varanasi besteht hinter den Ghats aus einem Gassengewirr, aus dem man nur schwer wieder herausfindet. Hier scheint Indien in komprimierter Form stattzufinden ... saemtlich Tiere laufen uns ueber den Weg: Kuehe, riesige Wasserbueffel, Schweine, Hunde, Ziegen. Des Weiteren: Sadhus (heilige Maenner), unglaublich arm aussehende Bettler und Krueppel, "temporaere" Bettler (Wechsel zu diesem Status immer, wenn Touris in der Naehe sind), Handwerker, Verkaeufer (jeder hat den BESTEN / SCHOENSTEN / GUENSTIGSTEN Shop ... natuerlich), Kinder und die orangenen Shiva-Juenger, die in diesem Monat alle nach Varanasi kommen (die meisten aus Allahabad - 125 km barfuss!), um einen Dip im Holy Ganga zu machen und zwei Kanisterchen mit Gangeswasser nach Hause zu transportieren. Eine verrueckte Mischung. Trotz unglaublichen Muellaufkommens und viel Tiermist, finde ich die Gassen nicht unangenehm. Es stinkt kaum (nie so heftig wie z.T. in Delhi) und man kann gehtechnisch immer gut ausweichen.

Wir gehen auch zum grossen Verbrennungs Ghat. Da auch das nicht wirklich zugaenglich ist, setzen wir kurz mit einem Boot ueber und koennen von einem Turm des Nachbarghats auf das Verbrennungsghat schauen. Wir sehen den Beginn einer Verbrennung eines jungen Mannes. Das geht dem Europaeer an sich natuerlich ans Gemuet, gehoert aber eben zur indischen Kultur dazu. Der nicht so tabuisierte Umgang mit dem Tod hat sicherlich Vorteile - zumindest nehme ich etwas von diesem Gedanken mit nach Hause.

Zufaellig treffen wir im Gassengewirr die Paola und Carlo wieder und verabreden uns fuer den naechsten Tag, um gemeinsam eine Tour nach Sarnath zu machen. Sarnath liegt ca. 12 km von Varanasi entfernt und ist der Ort, an dem Gauthama Buddha (Siddharta) seine erste beruiehmte Predigt hielt und unter dem Bodhi-Baum meditierte.

Die Fahrt nach Sarnath war zunaechst von Hochwasser gepraegt, denn ueber Nacht hat es heftig geregnet. Endlich bekam ich mal so richtige Monsun-Strassen-Eindruecke, unser Taxi war recht wassertauglich.
Sarnath ist quasi ein archaeologischer Park mit Ausgrabungen der alten Tempelanlage. Ganz interessant und ein Platz, der durchaus Atmosphaere ausstrahlt. Fuer Indien ein sehr ruhiger Ort mit tollen alten Baeumen und einer Ansammlung verschiedenster buddhistischer Tempel (Burma, Sri Lanka, Tibet ...) um die Ausgrabungsstaette herum.
Ausserhalb dieses Parks tobt der Touristenmob (fuer indische Touristen), man kann sich vor Popcorn-, Eis- etc. -verkaeufern kaum retten. Unvermeidlich auch die bettelnden Kinder und Frauen. (Gute Vorbereitung auf Agra).

Anschliessend haben wir zu viert noch ein Mittagessen eingenommen, dann kam der erste Abschied. Martin bricht nach Kolkata auf und muss zum Bahnhof. Ich treffe mich heute Abend nochmal mit Paola und Carlo, um die Ganga Aarthi (Pooja am Ganges) zu sehen. (Davon berichte ich dann noch).

Morgen (Dienstag) Abend geht es fuer mich per Zug nach Agra.

Bis denn denn, beste Gruesse von Jule/ia

Shiva Tempel auf dem Campus der Banaras Unversity ... ich kann mir nicht helfen, sieht auch immer etwas nach Disneyland aus.

Shiva Tempel auf dem Campus der Banaras Unversity ... ich kann mir nicht helfen, sieht auch immer etwas nach Disneyland aus.

Varanasi regt zur Street-Photography an ...

Varanasi regt zur Street-Photography an ...

Heiliger Privatpool für Wasserbüffel

Heiliger Privatpool für Wasserbüffel

Aakash und Martin

Aakash und Martin

Shopping

Shopping

Working

Working

Drinking

Drinking

Shivajünger lieben es farbtechnisch knallig!

Shivajünger lieben es farbtechnisch knallig!

Buddha?!

Buddha?!

Sarnath 1

Sarnath 1

... 2

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... 3

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© Julia S, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach sieben Jahren Sehnsucht nach der "Faszination Indien", teste ich nun den Monsun! Meine Ziele werden vermutlich im Nordwesten liegen (Amritsar, Chandigarh, Valley of Flowers), Pushkar will ich wiedersehen, evtl. bekommt Jaipur eine zweite Chance und möglicherweise zieht es mich nochmal nach Agra zum Taj ... Änderungen nicht ausgeschlossen. Ich freue mich auf Menschen und Eindrücke während meiner Reise ... mal sehen, was mich diesmal so anspringt und mich berührt!
Details:
Aufbruch: 23.07.2013
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.08.2013
Reiseziele: Indien
Deutschland
Der Autor
 
Julia S berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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