Simson "avanti il cielo" Himmelstürmer Tour 2013
Simson Himmelstürmer Tour Tag 2: Col di Sampèyre
Die Abfahrt vom Col Agnel war eine echte Herausforderung, die ich aber dank einiger kurzer Fotopausen gut bewältigt hatte.
Weiter unten wurde es Flach und überschaubar, dadurch konnte ich die stinkenden Bremsen wieder kalt fahren.
Richtung Sampéyre
Nun ging es sehr zügig durch das wurder schöne Tal des Flüsschens "Varáita di Chianale". vorbei an den Orten Castello und Casteldefino in Richtung Sampéyre.
Im Ort wollte ich mich entscheiden ob es noch einen kleinen Abzweig über einen recht unbekannten Pass "Col di Sampéyre" gehen sollte, oder ob ich wegen der Wolken eher den direkten Weg nach Cuneo nehmen würde.
Ich lag immer noch sehr gut in der Zeit.
Der Abzweig in Richtung Pass war etwas versteckt.
Ich fuhr zunächst durch den kompletten Ort.
Als ich erkannte das ich zu weit gefahren war ging die Sucherrei los.
Kein Mensch auf der Straße. So was dummes!
Aber zuletzt fand ich doch noch den Abzweig an dem ich vorbeigeschossen war.
Auf dem Schild stand 18 Km bis zum Pass.
Hier wusste ich aber noch nicht wie lange 18 Km sein können.
Link zu Alpentourer Info Col di Sampéyre
Zunächst ging es aus voller Fahrt in den Wald hinnein.
Ich folgte einem Motorradfahrer, der mich aber bald am Hang zurück ließ.
Kaum im Wald angelangt ging es eine gewaltige Rampe mit gefühlten 25% Steigung hoch.
Da ich hier nur auf ca. 990 m Höhe war zog die Schwalbe recht gut durch.
Allerdings musste ich nach und nach wegen der krassen Steigung bis in den 2ten Gang zurückschalten.
Mann, Mann, Mann, ... so hatte ich mir nicht den "kleinen Abstecher" vorgestellt.
Hier ging es nochmal richtig zur Sache!
Die Straße wurde immer enger und der Belag glich immer häufiger eher einem alten Feldweg.
Es ging wohl wild romantisch aber auch extrem einsam den Berg hinauf.
Weiter immer weiter ohne sichtbares Ende.
Mein Motörchen dengelte mit aller Kraft vor sich hin und wurde wärmer und wärmer.
Irgendwann hatte ich die Wolkendecke durchfahren und stellte fest das meine Temperaturanzeige 130°C meldete. Ich hielt sofort an.
Ich hatte mir einen kritischen Wert von 120°C gesetzt, da die Messung ja nur ein Wert an der Außenseite der Kühlripen war. Innen muß es ungleich heißer gewesen sein.
Der Wind bließ die Wolkendecke langsam aber stetig den Hang hinauf. Mein Zylinderchen knisterte vor sich hin. Ich genoss die Aussicht und konnte gar nicht fassen wie extrem dieser kleine Pass doch war.
Romantisch und schön, aber hart zu fahren.
In und nach Kurven kamen unerwartet tiefe Schlaglöcher. Schotterpassagen mit aufgeplatztem Teerbelag führten immer wieder zu Überraschungen.
War ich falsch abgebogen???
Nee, da waren keine größeren Abzweige!
Der Motor war wieder aut 60°C abkekühlt, es konnte also weitergehen.
Doch Oh weia, ich stand in einer lang anhaltenden Steigungspassage mit ca. 10%. Nichts ging mehr. Die Höhe und der geringe Sauerstoffanteil führten dazu das der Motor, überfettet, absolut keine Wurst mehr vom Teller zog.
Nach 3 Versuchen aus einer "Kurvenbeschäunigung" heraus (wenn man das noch so nennen will???), die immer zum Abwürgen führten, gab ich auf.
Also der Klassiker mit artistischer Einlage... Anschieben, Rennen und irgendwann kurz vorm Stolpern aufspringen. Dann in maximalen Schlangenlinien fahren um die Drehzahl in das noch halbwegs akzeptable Leistungsband zu bringen.
.... Geschafft!
Und es ging weiter , immer weiter!
Die Wolken holten mich wieder ein.
Der Weg wurde immer schlechter, und ich machte mir Sorgen ob ich nicht doch besser flach heimgefahren wäre...
Irgend wann kam eine völlig unspäktakuläre Kuppe, hinter der ich zunächst einen weiteren Anstieg vermutetet
Ein kleines Holzschild wies darauf hin das ich nun auf knapp 2300 Meter Höhe den Pass erreicht hatte. Wahnsinn, wer hätte dies gedacht.
Der Blick auf die umliegenden Wolken gefüllten Täler und die daraus wachsenden Bergspitzen, war dicht an so manchen "Hitchcog" oder "Caspar David Friedrich" Stimmungen dran.
Oben auf dem Pass Kreuzte ein fast eben so breiter Schotterweg, der dem Bergrücken knapp unter der Gipfellinie folgte.
Eine kurze Brotzeit und Accuwechsel bei meiner Camera war angesagt.
Aus der Ferne hörte ich das dumpfe Röhren von dicken Motocross Motorrädern. Ich schaute auf und sah diese den Schotterweg entlang düsen.
Sie wirbelten ordentlich Staub auf.
Als Sie an mir vorbei fuhren drosselten sie die Geschwindigkeit und grüßten freundlich.
Zu Hause recherchierte ich noch einmal genauer und stellte fest das hier oben eine sehr bekannte Enduro-Route entlang führt.
Infos zur Varaita-Maira Kammstraße
Ich war also wieder mit meiner Schwalbe im extremen Revier angekommen.
Es reizte mich schon, mal einen Teil der Schotterstrecke zu düsen. Aber ich wollte dann doch keine unnötigen Risiken eingehen. (Platten, verlorene Schrauben, Sturz, ...) Die Schwalbe ist einfach für so eine Beanspruchung nicht gemacht, ... und das was ich mache ist bereits weit über der normalen Maß einer verträglichen Belastung.
Hier oben wurde es dann auch langsam frisch und ich rollte weiter nach Süden den Berg hinab. 2- Gang, Kupplung kommen lassen ... - Reng deng deng, ....
Nach kurzer Zeit fuhr ich durch aufliegende Wolken und mein Visier war ruck zuck nass.
Es ging stetig den Berg hinab bis ich an einen Abzweig kam.
Ich hatte die Wahl, etwas weiter zufahren oder direkt nach Stroppo.
Leider bemerkte ich auch erst bei meiner Berichtsrecherche, dass ich wohl besser den längeren Weg genommen hätte. Der direkte kurze Weg war wohl auch schön, aber der Andere war schroff, ausgesetzt und wild.
Die etwas längere aber spektakulärere Strecke ins Tal.
Richtung Eva (nicht Richtung Stroppo.
Aber dank Internet und Youtube habe ich einen tollen Einblick gefunden.
Link Gutes Video
Ich fuhr also direkt nach Stroppo, wenn man das Gegurke am Berg entlang mit unzähligen Kehren als direkt ansehen kann
An den Hängen waren im nirgendwo Ansammlungen von Häusern am Steilhang mitten im Wald zu sehen. Wegen dem Nebel sind die Bilder leider nichts geworden.
Ich fragte mich nur: "Wer lebt den da, und von was leben die denn?"
Meilenweit weg von jeglicher Ziviliation.
Dann traf ich hinter einer Kurve auf einen freundlich grüßenden alten Mann.
Es gibt also tatsächlich Bewohner...
Kurz vor Stroppo wurde der Weg wieder zu einer Staße die sogar als 2-Spurig gewertet werden konnte.
Hinter Stroppo wurde der Belag dann auch gut und der Verkehr nahm deutlich zu.
Aufbruch: | 26.09.2013 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 29.09.2013 |
Frankreich