6 Städte in 14 Tagen - Tour de force durch Europa
Antoni Gaudi
22.04.2014: Dieser Tag ist u.a. einem ganz besonderen Menschen gewidmet, Antoni Gaudi. Der spätere Architekt wurde 1852 in einem Dorf in der Nähe Barcelonas geboren und war wohl zeitlebens ein Sonderling. 1878 beendete er sein Architekturstudium in Barcelona und galt nicht als sonderlich begabt. Schicksalhaft wurde die Begegnung mit dem reichen Kaufmann und Industriellen Eusebio Güell, der an Gaudis Entwürfe im Stil des Modernisme (spanischer Jugendstil) glaubte. Güell vergab eigene Aufträge und vermittelte andere. Gaudi war ein begnadeter Zeichner, aber seine Entwürfe waren umstritten. Bereits 1883 übernahm er die Bauleitung für die geplante Kathedrale La Sagrada Familia, deren Bau 1892 dann endlich begann. Die Sagrada Familia wurde Gaudis "ein-und-alles". Von 1914 bis zu seinem Tod 1926 widmete er sich komplett der Sagrada und lebte teilweise auch irgendwo auf der Baustelle. Gaudi war religiös und tragischerweise wurde er ausgerechnet eines Morgens auf dem Weg von der Kirche seiner Wahl zur Baustelle der Sagrada Familia von einer Straßenbahn überfahren. Weil er verwahrlost aussah, brachte man ihn in ein Armen-Hospital, wo er jedoch schnell von Vertrauten gefunden wurde. Trotzdem man ihn noch in ein Privatzimmer verlegte, starb er noch am selben Tag. Er liegt in der Krypta der Sagrada Familia begraben mit dem Segen der katholischen Kirche und steht noch immer auf der Hitliste der Personen, die auf Seligsprechung warten seitens des Vatikan. Soviel zu Antoni Gaudi.
Mein Tag beginnt heute so: Ich frage an der Rezeption, wo es denn Frühstück gäbe und werde an ein Café ein paar Schritte weiter verwiesen. Ich glaube, die Angestellte dort quasselt mich auf catalàn voll, denn irgendwie verstehe ich kaum ein Wort. Und normalerweise verstehe ich spanisch zu mindestens 50 % immer ! Aber catalàn ist nicht = castilliàn !!! WAS ich verstehe: Donut oder Croissant ? Kaffee oder Tee ? Ananas-Saft oder Orangensaft ? Und dann kommt noch ein Schwall catalàn hinterher und da bin ich dann komplett raus. Ich kaue auf dem Croissant herum, schlürfe Tee, kippe O-Saft und bin dann total überrascht, dass noch ein Teller mit Toast, Käse, Wurst und Tomate hinterher kommt. Das passt nicht mehr rein. Raus auf die Straßen Barcelonas !! Ich habe nämlich einen Termin: Ein wertvolles e-ticket für das Zeitfenster 09.00 - 10.00 Uhr an der Sagrada Familia, wo man ohne Ticket locker mal 3-4 Stunden Schlange stehen darf. Um wirklich pünktlich da zu sein, nehme ich ein Taxi. Kostenpunkt von der Placa Catalunya = 8 EUR.
Ich stehe nach ca. 8 Minuten Taxifahrt vor der "Unvollendeten". Ich glaube, die einzige Kathedrale weltweit, die noch im Bau begriffen ist, seit nunmehr 120 Jahren. Und die speziellste sowieso. Ich lasse jetzt die Bilder sprechen und halte meine Klappe. So weit ich es kann...
Endlich drinnen: Achtung, der QR-Code des e-tickets wird natürlich gescannt und wenn der Druck zu schwach ist, muss man es re-printen lassen, kostet nochmal ein paar Minuten extra Zeit. Also, mit vollen Druckerpatronen arbeiten !!!
Gaudi selbst soll gesagt haben "mein Kunde hat es nicht eilig". Dass es aber mittlerweile mehr als 100 Jahre andauert, diese Kirche fertigzustellen, hätte wohl auch er nicht gedacht. Es kam wirklich alles dazwischen: Gaudis Tod, der spanische Bürgerkrieg, der 2. Weltkrieg, Feuer, die auch große Teile von Gaudis Zeichnungen und Plänen vernichteten und immer wieder akuter Geldmangel. Denn der Bau der Sagrada finanziert sich aus Spenden und Eintrittsgeldern (15 EUR, by-the-way). Übrigens ist aus der Sagrada Familia bis zum heutigen Tag keine Kathedrale geworden, bis 2010 war sie "nur" eine Kirche, bzw. Kirchenbaustelle. Papst Benedikt hat sie 2010 zur Basilika erhoben, aber für den Titel "Kathedrale" braucht sie einen Bischof und den hat sie bis heute nicht.
So, abschließender Besuch im Souvenir-Shop und dann rein in den Sightseeing-Bus von Barcelona. 18 EUR für das Ticket, eine Investition, die sich in dieser großen Stadt wirklich lohnt.
Hospital de Sant Pau - bis 2009 ein voll-funktionierendes Krankenhaus, jetzt Museum und Veranstaltungszentrum. Reinster Jugendstil...
http://www.youtube.com/watch?v=5z6Gy_A_wIM
Ich weiß nicht, ob der link funktionieren wird, aber ansonsten einfach copy & paste. Dieses Musikvideo wurde im Park Güell im Januar 2010 gedreht und man sieht schon ein wenig von diesem besonderen Park zu guter Musik, jedenfalls nach meinem Geschmack.
Im übrigen ist der Park nicht sonderlich groß und man ist relativ schnell "durch" damit. Aber schön ist er und man hat von dort oben einen prima Blick über ganz Barcelona.
Auch eine Auftragsarbeit Gaudis: Casa Batllò. Ein von 1904-1906 komplett umgebautes Gebäude und heute auch UNESCO-Weltkulturerbe. Obwohl in Privatbesitz, kann es besichtigt werden, sollte man den Nerv haben ca. 1-2 Stunden Schlange zu stehen. Ich habe den Nerv nicht !
Ein weiterer Meilenstein der Architektur Antoni Gaudi´s: Casa Mila, auch genannt La Pedrera - der Steinbruch auf deutsch. Es wird gerade renoviert und die komplette Fassade ist hinter Bauplanen verschwunden. Hinein kann man trotzdem, aber mein Zeitplan hält mich davon ab: Die Warteschlange wickelt sich auch hier wieder um den gesamten Straßenblock.
Hunger ! Aber weder Zeit, noch Lust auf Essen. Die Lösung dieses Problems liegt genau gegenüber der Casa Batllò auf der anderen Straßenseite: Mc D., meist ein zuverlässiger Freund auf Reisen bei mir, zuhause meide ich das Zeug meist wie der Teufel das Weihwasser...
Zwischen diesen Fotos liegt etwas typisch Spanisches: Siesta ! Ich habe mir 1,5 Stunden Mittagspause im Hotel gegönnt und echt eine Runde gepennt...
Weiter durch das gotische Viertel - ich gönne mir auch eine Runde Shopping und kaufe ein paar T-Shirts bei Quicksilver
Der Haushügel Barcelonas: Mont Juic, da will ich jetzt hin ! Ich steige hier wieder in den Sightseeing-Bus.
Mit der Seilbahn geht es auch auf den Haushügel Barcelonas, aber es gibt auch noch eine Standseilbahn.
Über eine kurvige Straße entlang an wunderschönen Parkanlagen mit teils großen Kakteen erreicht man den Montjuic. Hier oben befindet sich so einiges interessantes, aber es ist auch weitläufig. Man kann sich den Hügel nicht so einfach mal eben schnell "erlatschen". Hier oben fanden z.B. die Weltausstellung von 1929 statt und die Olympischen Spiele 1992. Demzufolge befinden sich hier das Olympia-Stadion und das zugehörige Museum. Außerdem andere Sportstätten von 1992. Hinzu kommen noch das Joan-Mirò-Museum und das MNAC, das Museum für katalanische Kunst.
Ein Blick ins Olympia-Stadion von 1992. Der Besuch ist ansonsten auch kostenlos möglich, aber ein leeres Stadion betrachten ???
Das "spanische Dorf" wurde anlässlich der Weltausstellung von 1929 aufgebaut und sollte eigentlich nachher wieder verschwinden. Es erfreut(e) sich jedoch so großer Beliebtheit, sodass es noch heute steht.
Camp Nou - die heilige Fußballhalle des FCB. Ich bin absolut kein Fußballfan und habe mich deswegen auch nicht um ein Ticket für eine Stadionführung vorab bemüht.
Jetzt, wo ich so direkt davor stehe, denke ich aber schon: Ey, das wäre wohl doch ganz cool, da mal mitten auf dem Rasen zu stehen... Ich beschließe, einen Versuch zu unternehmen, doch noch ein Ticket für morgen zu ergattern.
gesponsert vom Emirat Qatar. Macht ja nichts, denen gehört ja auch schon halb Air Berlin und ein großer Happen Deutsche Bank...
Und wieder Gaudi: In einer Seitenstraße der Ramblas befindet sich der Palau Güell. Man sieht schon wieder die charakteristischen Türmchen auf dem Dach und die teils zerklüftete Fassade - und die endlose Warteschlange derer, die rein wollen und bereit sind, sich 2 Stunden die Beine in den Bauch zu stehen... Ich kann das nicht, ich habe keine Geduld. Entweder etwas passiert zack-zack oder eben gar nicht.
Letzter Programmpunkt für heute: La Boqueria, die wunderschöne, aber total überfüllte alte Markthalle an den Ramblas
Wahre Touri-Massen strömen hier durch und jede Erdbeere, jeder Fisch und jeder Schinken wird bestimmt ca. 800-mal fotografiert, bevor das Teil verkauft und gegessen wird.
Demnächst nehme ich mal meine Spiegelreflexkamera + Teleobjektiv mit auf den heimischen, dörflichen Markt und fotografiere wie irre herum am Kartoffelstand. Mal sehen, was passiert !
Nee, da mache ich mich lustig und ich tue ja exakt dasselbe, wie alle anderen ! Märkte sind einfach immer ein lohnenswertes Fotomotiv !
Bevor ich ins Hotel zurück marschiere, brauche ich dringend etwas anständiges zu essen. Was Herzhaftes, Fleisch !!! Auf irgendeiner Placa im gotischen Viertel entdecke ich ein Restaurant, das argentinisches Steak auf der Karte hat. Geil. Auf meiner Argentinien-Reise vor ein paar Jahren, habe ich Steak gegessen, wie eine Blöde, weil es sooo dermaßen zart und lecker war. Spanien ist das Land Europas mit den meisten Flugverbindungen nach Buenos Aires, es steht also zu erwarten, dass es hier garantiert frisches, gutes, argentinisches Rindfleisch geben wird. Ich bestelle das Steak "medium" mit ein paar Papas fritas und ensalada + Coke Zero. Ich erhalte nach ca. 20 Minuten einen von außen dunkelbraunen und von innen blutigen, sehnigen Fleischblock, an dem ich ca. 5 Minuten erfolglos herumsäbele. Die Papas und der Salat sind okay. Dem Fleischblock ist nicht beizukommen und er schmeckt auch überhaupt nicht. Ich werfe entnervt das Besteck auf den Teller. Was der Kellner bemerkt. Ich lasse das 1. Mal in meinem Leben ein Essen im Restaurant in die Küche zurückgehen. Ca. 20 Minuten und eine weitere Coke Zero auf Kosten des Hauses später erhalte ich meinen Fleischblock wieder. Jetzt ist er von außen tief-schwarz und von innen rosa, aber immer noch sehnig. NO, das kann ich nicht essen ! Das ist wirklich widerlich und bestimmt kein argentinisches Steak, sondern ein Rentner-Stier aus den außer Betrieb gegangenen Rinderzuchten für die selbst in Spanien außer Mode gekommenen Stierkämpfe. Sorry, es gibt kein Trinkgeld dafür.
Stierkampf hin oder her, auch ich bin abgekämpft für heute. Zurück ins Hotel, gegen den Hunger noch eine Banane. Dann noch ein Internet-Versuch, für morgen ein Ticket für´s Camp Nou zu bekommen, tja, wovon träumst du nachts....Für eine FCB-Tour muss man sich online wohl ein halbes Jahr früher anstellen. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Um es mit Scarlett O´Hara zu sagen: Morgen ist auch noch ein Tag...
Aufbruch: | 12.04.2014 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 26.04.2014 |
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