auch die Ostsee hat Fjorde
Schleswig: Landesmuseum für Kunst und Kunstgeschichte
Modell des gesamten Komplexes - vorne die Museumsinsel (noch als befestigte Insel dargestellt) - ganz hinten links der Barockgarten mit Globushaus
Beim Betreten der Landesmuseen sollte man nicht versäumen, eine Blick in den Innenhof zu werfen, denn die insbesondere die Laterne des Westflügel besticht.
Die 'Laterne' ein mehrgeschossiger Standerker wurde um 1530 mit dem neuen Flügel des Schlosses errichtet. Sein Name geht auf die reiche Ausstattung mit Fenstern zurück. Bauherr war Friedrich 1.(1471-1533). Nach seiner Wahl zum König von Dänemark im Jahr 1523 betrieb er den Ausbau der mittelalterlichen Burg Gottorf zu einem repräsentativen Residenzschloss. Im Jahr 1871, als die preußische Armee im Westflügel eine Waffenwerkstatt eingerichtet hatte, wurde die »Laterne« durch eine schwere Munitionsexplosion zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte erst in den Jahren 1985 bis 1987. Seitdem ist die prachtvolle Hoffassade des Westflügels wieder als ein Hauptwerk der nordischen Frührenaissance erfassbar.
Die Innenräume der dreigeschossigen Laterne wurden ursprünglich durch Kamine beheizt. Vermutlich befand sich hier ein 'studiolo', ein Studierzimmer des Herzogs. Die Wappenscheiben stammen aus Kirchen und Rathäusern des Landes Schleswig-Holstein.
Kirchliche Kunst der Romanik bis Spätgotik, von der Altarskulptur bis zum Messkelch, gibt Zeugnis von der christlichen Glaubenswelt und der herausragenden Kunstfertigkeit dieser Zeit. Werke der bildenden Kunst von der Renaissance über Barock und Rokoko bis zum Klassizismus und Biedermeier werden ebenso ausgestellt wie zeitgenössisches Kunsthandwerk.
Neben der höfischen und bürgerlichen Lebenswelt wird auch die ländliche Wohn- und Festtagskultur des 18. und 19. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein präsentiert.
Einer der ältesten erhaltenen Räume des Schlosses ist die imposante "Gotische Halle", die nach 1492 errichtet wurde. Sie bildet heute den beeindruckenden Rahmen für die reiche Sammlung von Altären und kirchlicher Skulptur des 13. bis 15. Jahrhunderts.
Die hier gezeigten Möbel und Gegenstände des täglichen Lebens 'Alltagskultur' vermitteln eine Vorstellung von der Wohnkultur im späten Mittelalter. Bei dem Mobiliar ist die Entwicklung neuer Typen zu beobachten: An die Stelle von Stollentruhen und Bohlenschränken treten Kastentruhen und Schenkschieven. Eine Schenkschieve ist ein mehrgeschossiger Schrank, dessen mittlere Tür, die so genannte »Schieve« (= niederdeutsch »Scheibe«) sich zur Präsentation von Geschirr oder zum Ausschank von Getränken herunterklappen lässt. Sind die meisten Schränke im 15. Jahrhundert noch wandfest, wird seit dem 16. Jahrhundert die Bindung die Wand aufgegeben, die Möbel werden »mobile« Ausstattungsstücke.
Im 17. Jahrhundert erstreckten sich hier in der Südostecke des Schlosses die Wohnräume von Herzog Friedrich III. (1597-1659, reg. ab 1616). Von seinem Appartement hat sich nur dieser mit reichen Stuckaturen verzierte Saal erhalten.
Die Stuckaturen der herzoglichen Suite wurden im Jahr 1624 im Auftrag Friedrichs III. vom Stuckateur Hans Georg Ritteln ausgeführt. Ursprünglich war das Netzwerk aus geometrisch geschnittenen Feldern mit Frucht- und Blumengehängen in naturalistisch bunten Farben gehalten. Eine Schriftquelle von 1652 bezeugt zudem, dass der Raum aufwendig möbliert war.
Der »Blaue Saal«, der seine heutige Farbfassung im 18. Jahrhundert erhielt, besitzt die reichste von allen im Schloss erhaltenen Stuckdekorationen: Im Zentrum der Gewölbekappen befinden sich Medaillons mit Fruchtgehängen. Kleinteiliges Knorpelwerk mit Voluten, Masken und Vögeln tritt als Rahmung auf. Zwischen diesem ornamentalen Rahmen finden sich Flachreliefs mit imaginären Stadtansichten. Der original erhaltene Kamin stammt aus der Werkstatt des Cornelis van Mander, der auch als Bildhauer der imposanten Herkulesstatue für den Neuwerk-Garten gilt.
Im Nordflügel ist seit 1590 die Schlosskapelle eingerichtet. Der prächtig ausgestattete Raum wurde nach dem Vorbild der Kapelle im Sonderburger Schloss gestaltet und ist seit der Renaissance nahezu unverändert erhalten. Bedeutendes Schaustück ist der Betstuhl, eine mit Täfelungen kostbar ausgestattete, heizbare Loge für den Schlossherren, die 1612 über dem Altar eingerichtet wurde.
Wir haben uns wirklich auf die Highlights des Landesmuseums beschränkt und können daher auch noch die nächsten Abteilungen in Angriff nehmen.
Aufbruch: | 26.04.2014 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 03.05.2014 |