Einmal noch nach Bombay
Bombay
Soziale Situation
Beim Reisen in Indien wird man ja auch mit der sozialen Situation der armen Bevölkerungsschicht konfrontiert. Armut und die hohe Kindersterblichkeit haben im Vorfeld meine Neugier auf das Land nicht gebremst. Eine Slumbesichtigung kam mir aber nicht in den Sinn.
Beunruhigend finde ich allerdings die Prognose zur Bevölkerungs-entwicklung. Man rechnet damit, dass 2050 die Weltbevölkerung ihren Höhepunkt erreicht haben wird. Demnach wird sich Deutschland von 80 Millionen auf 75 Millionen reduzieren, während allein der Bevölkerungs-zuwachs in Indien etwa der Einwohnerzahl Westeuropas entsprechen dürfte, so 400 Millionen Menschen! Zum Teil beruht dies auch auf die gestiegene Lebenserwartung in Indien.
Als Tourist - angefangen bei den 65 Euro Visagebühren - ist man dem Land sicher willkommen. So etwas wie Ausländerfeindlichkeit konnte ich auch nicht ansatzweise wahrnehmen. Spannungen aufgrund der sozialen Unterschiede treten aber schon auf. Angefangen beim Rikscha-Fahrer der kein Wechselgeld hat. Ist man dann aber wieder zu Hause in Deutschland muss man doch sagen "Peanuts!". Was Taschendiebstahl betrifft so kam ich in keinerlei Situation die auf eine solche Absicht hindeutete.
Fern der Heimat achtete ich doch sehr auf Geldbeutel und Gepäck. Da Ausländer als wohlhabend wahrgenommen werden, kommt schon auch mal ein Bettler der die Hand aufhält, oft Frau mit Kind. Ich gebe dann so 10-20 Rupien, in den Städten forderten sie dann oft Nachschlag den gebe ich aber nicht. Kindern habe ich ganz selten was gegeben, finde es aber gleichzeitig problematisch Kinder frühzeitig an solche Abhängigkeiten zu gewöhnen.
An der Uferpromade in Bombay wurde es einmal etwas unangenehm als mich 2 junge Männer fragten, ob ich von ihnen ein Foto machen könnte. Ich hatte die untergehende Sonne gegen mich, so daß ich die Beiden nicht so recht erkennen konnte, lies mich dann dazu überreden obwohl ich kein Interessse hatte 2 Männer mit Sonnenbrille zu fotografieren. Nun aber verlangten die 2 Spitzbuben in einer etwas aggresiven Form Geld fürs fotografieren, es war gar nicht so leicht diese wieder loszuwerden. Als ich mir später das Foto ansah waren beide doch recht ärmlich gekleidet.
Mumbai
Einmal noch nach Bombay - da wäre ich also.
Wegen einer Navy-Übung(?) - so wurde mir jedenfalls gesagt - war am Tag meiner Anreise das Gateway of India gesperrt, so dass ich aus Süden kommend leider per Bus diese ganze Bucht umfahren musste. Dauerte ewig bis nach Mumbai Central. Ich war dann in dem Teil Mumbais der sich in einer Art Landzunge hin zum Gateway of India erstreckte. Vielleicht ist dieser begrenzte Landraum die Ursache für den dramatischen Verkehr, der zum Großteil aus Taxis besteht. Der reine Stop- and Go-Verkehr. Die Autos parken aus Platzmangel so dicht aufeinander dass man als Fußgänger kaum durchkommt. Das 1.Hotelzimmer das ich mir anschaute war eine Zumutung, das 2.und 3. Hotel war belegt, landete letztendlich für 2000Rs in einem kleineren Zimmer, immerhin seit längerem ein Zimmer mit AC,
tagsüber geht es an der Küste auf dem Thermometer hoch auf gute 35°.
Die britische Kolonialzeit hat in der Architektur von Bombay deutliche Spuren hinterlassen. Ich besuchte das "Chhatrapati Shivaji Maharaj Museum" (300Rs). Bei der Eingangskontrolle zum "High Court" (das hohe Gericht) wurde ich wegen meiner Shorts nicht reingelassen.
Besuch der "Haji Ali Dargah"-Moschee
Das permanente hupen und tuten des Autoverkehrs hatte mich etwas mürbe gemacht. Die Fußgängerwege neben der Fahrbahn, falls vorhanden, waren auch nicht ganz ohne. Auf Empfehlung der chinesischen Bedienung bin ich mal zum Haji Ali Dargah, wieder eine ganz andere Welt. Es ging friedlich und entspannt zu. In der Moschee war ich nicht, außen wurde viel fotografiert. Die religiösen Spannungen in der Welt scheinen hier weit weg zu sein. "Ich bin dies" sagen wohl nicht nur die Hindus, die damit das meinen, was man in der Aussenwelt sieht.
Bitte um Wohlstand für die Rente
... noch eine andere Welt eröffnete sich mir im Mahalaxmi-Tempel. Ein der Göttin des Wohlstands geweihter Tempel. Im Februar beginnt die Rente, also mal dahin und den "Rundgang" mitgemacht. Zuerst besorgte ich mir so eine Art Blumengesteck, entsprechend meinem Rentenbescheid die kleinere Variante für 50Rs, an dem Blumenstand konnte ich auch meine Schuhe abgeben. Dann folgte ich der Menge.
Mit Wartezeiten ging es in den überfüllten Tempel. Viel Räucherwerk und so, Männer und Frauen in getrennten Reihen. Als es zur Abgabe des Gestecks ging, tauchte wieder mal ein Helfer auf, der mir Anweisungen gab. Also ... so bis 2 m vor der Abgabe war noch alles OK, dann plötzlich begann ein wildes Gedränge, von Berührungsängsten keine Spur, ich hatte sogar den Eindruck, die haben alle mit Eberhard Gienger am Reck trainiert! Mein Helfer gab mir zu verstehen, ich müsse mir das abgegebene Blumengesteck wieder holen. Die im Tempel haben damit irgendwas gemacht, soweit ich sah war die kleine Kokosnuss darin jetzt halbiert und geöffnet. Danach wieder zurück und das Blumengesteck gegen die Schuhe eingetauscht. Weiß nicht, ob ich alles richtig gemacht habe .
Hier geht's zum Mahalaxmi-Tempel. Auf dem Weg diverse Stände, den eigentliche Tempel habe ich von außen gar nicht so richtig sehen können.
Essen in Bombay
Das Essen in der Stadt bot wieder deutlich mehr Abwechslung als in den kleineren Ortschaften. Der Preisunterschied zwischen vegetarisch und nicht-vegetarisch scheint in der Stadt auch geringer zu sein. Nicht-vegetarisch heißt meist Hähnchen. Wo die wohl alle herkommen? In dem kleinen Teil von Bombay den ich sah, gab es einfache aber oft gut besuchte Lokale (200-400Rs), als Ortsfremder musste ich diese Lokale manchmal schon suchen. dazwischen auch mal Lokale mit deutschen Preise. Ich hielt meist Ausschau nach einem chinesischen Lokal, die hier in Mumbai stärker vertreten waren. Nudeln statt Reis.
Fand ich nur in Mumbai: über der Presse Eiswürfel,
Zuckerrohr, dann das ganze durch ein Sieb ins Glas,
der halbe Liter für 20Rs,bei der Hitze sehr erfrischend
Brötchen mit Butter und Kaffee! Beliebt bei reich und arm.
"der dort drüben ist Millionär" sagte mir später der Herr auf dem Bild. Einmal erlebte ich es, wie Leute warteten um einen Sitzplatz zu bekommen.
Aufbruch: | 01.11.2014 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.12.2014 |