Bule on tour durch Indonesiens Inselwelt

Reisezeit: Juni / Juli 2015  |  von Julia S

Jakarta: "Das ist ja hier wie in Münster"

„Das ist hier so wie mit den Fahrrädern in Münster“ (Jakarta, 29.06.-01.07.2015)
Mit dem o.g. Satz sicherte sich Kathi den Lacherkracher des Tages. Nachdem wir also den Highway bei der Ausfahrt Cilandak / Fatmawahti verlassen hatten, machten wir die ersten Erfahrungen mit dem Hauptstadtverkehr Indonesiens. Stau, Stau und nochmal Stau – dazu tausende (wahrscheinlich eher Millionen) von motorisierten Zweirädern. Wir stehen an einer beampelten Kreuzung (Anm. der Autorin: Ampeln in Jakarta haben einen etwas verpflichtenderen Charakter als Ampeln in Indien), der Verkehr „bewegt“ sich – schmeichelhaft ausgedrückt – zähfließend; in den Querstraßen beider Richtungen stehen wirklich Massen an Zweirädern in den Startlöchern – nicht zu vergessen die Zweiräder auf unserer Straße, die sich irgendwie durch die kleinsten Lücken des Verkehrsinfarktes quetschen. Und dann: die Querstraßen bekommen grün, wir stehen mitten auf der Kreuzung, aus beiden (eigentlich allen) Richtungen setzt sich der Verkehr ohne Rücksicht auf Verluste in Bewegung: wir sind beeindruckt (vor allem davon, dass wir keinen Unfall gesehen haben) und zwar so, dass Kathi in dieser Situation diesen bestechenden Münster-Vergleich bringt. Megapolis Münster eben! Weitere wahre Sätze, die Kathi und Claus für den Verkehr finden: „Hier muss man die Breite und Länge seines Gefährtes schon sehr gut kennen.“ und „Ein kleiner Wendekreis ist hier durchaus von Vorteil.“. Schlussendlich kommen wir nach 2 Stunden und 45 Minuten (für ca. 25 km) bei Christian und Maxi an. Nach einer herzlichen Begrüßung und einer kleinen Führung durch das wunderschöne Haus inklusive Garten, entern wir zunächst kurz die Dusche und dann länger den phantastischen Pool. Susan, die Maid, bereitet eine leckere Suppe mit Glasnudeln und Gado Gado (ein indonesischer Salat) zum Dinner. Wir sitzen gemütlich bei einem Bintang Pilsener zusammen und quatschen. Für den Dienstag planen wir mit Maxi eine Erkundungstour durch Jakarta, die wir nach einem gemeinsamen Frühstück mit Christians Fahrer (luxuriöses Backpackerleben) in Angriff nehmen.

Maxi (15) bewegt sich sicher mit einem grandiosen Mix aus Indonesisch und Englisch durch die Metropole und geleitet uns durch eine beeindruckende achtstöckige Mall (Grand Indonesia) in Downtown. Mit viel Spaß versuchen wir, eine indonesische SIM-Card stanzen zu lassen – in fünf Läden erfolglos, die Verkäufer haben aber alle gute Mucke an und sind mehr in Partystimmung. Wir sind etwas erschlagen angesichts des Konsumtempels, der einen ziemlichen Gegensatz zum Leben und den Lebensbedingungen des indonesischen Ottonormalverbrauchers darstellt. Richtung Norden geht es mit dem Driver weiter in Richtung Hafen. Maxi zeigt uns eine ganze Armada von Lastenseglern, die eine eindrückliche Kulisse bieten. Dieser älteste Hafen Jakartas heißt „Sunda Kelapa“ und lohnt einen Besuch. Einen schattigen Zwischenstopp legen wir zum Lunch an der Jakarta Marina ein. Kathi und ich fühlen uns sofort an den Club der Reichen und Schönen im Film „Best Exotic Marigold Hotel“ erinnert. Das indonesische Essen schmeckt und auch das Eis zum Nachtisch rutscht gut. Mit Maxi können wir schön frotzeln und ein humoriges Highlight sind die „Alle Kinder“-Sprüche, die im Affenzahn über den Tisch fliegen. Hier unsere Top 3 in beliebiger Reihenfolge:
1) Alle Kinder nehmen ab, nur nicht Jutta, die isst Butter.
2) Alle Kinder gehen übers Eis, nur nicht Vera, die ist schwerer.
3) Alle Kinder freuen sich über das Licht, nur nicht Abel, der fasst ans Kabel.
Maxi lotst uns in die Altstadt (Kota), wo wir rund um das legendäre Café Batavia kleine Gassen erkunden und die oben beschriebenen Gegensätze zwischen erster Welt (mit Sternchen) und dritter Welt mit allen Sinnen spüren, riechen, sehen können. So kenne ich Asien schon eher – und mir gefällt es. Die Kolonialgeschichte Batavias (insbesondere die Zeit der niederländischen Kolonialherren) bringt uns Maxi im Museum der VOC (Vereenigde Oostindische Compagnie) näher, das in einem coolen, alten Speichergebäude untergebracht ist. Bevor es wieder nachhause geht, halten wir noch am Nationaldenkmal am Merdaka-Platz. Der Aussichtsturm hat schon geschlossen, wir sind trotzdem beeindruckt vom Platz mit den protzigen Paradestraßen. Einen Blick – wegen des Ramadan leider nur von außen – erhaschen wir auch auf die größte Moschee Asiens, die direkt an den Platz angrenzt. Der Islam ist hier vorherrschende Religion, der Ramadan wird penibel eingehalten und die Muezzine der wirklich zahlreichen Moscheen liefern sich wahre Sängerschlachten. Wir nehmen an, dass man sich daran gewöhnt und sie mit der Zeit – wie Kirchenglocken – gar nicht mehr hört.

Claus, Kathi, Maxi

Claus, Kathi, Maxi

Die Lastensegler

Die Lastensegler

Best Exotic Marigold Hotel

Best Exotic Marigold Hotel

Altstadt Jakarta

Altstadt Jakarta

Zuhause angekommen plantschen, toben und albern wir zu viert eine Stunde im Pool herum und vernichten die Rest des gestrigen Abendessens. Kurzfristig packen wir noch Maxis Gitarre aus, dann kommt Christian vom Geschäftsessen wieder, wir quatschen noch ein bisschen und hauen uns dann ins Bett. Das Taxi zum Flughafen kommt um 2.30 Uhr, Lion Air hatte unseren Flug nach Palu auf Sulawesi ja freundlicherweise von 16.55 Uhr auf 5 Uhr vorverlegt.
Ein Riesendank geht an Christian und Maxi für die Gastfreundschaft und einen einfachen und luxuriösen Einstieg in das Abenteuer Indonesien. Es war super mit Euch!
Bis zum nächsten Blogeintrag! Julia / Jule / Juju

© Julia S, 2015
Du bist hier : Startseite Asien Indonesien "Das ist ja hier wie in Münster"
Die Reise
 
Worum geht's?:
Endlich wird der Rucksack wieder gepackt ... Südostasien is calling again!
Details:
Aufbruch: 28.06.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.07.2015
Reiseziele: Indonesien
Der Autor
 
Julia S berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors