Bule on tour durch Indonesiens Inselwelt
Sulawesi: Natur Pur!
Lore-Lindu-Nationalpark (04./05.07.2015)
Morgens um 8 Uhr werden wir von unserem Fahrer Wawi aufgegabelt und in den Allrad-Jeep verfrachtet. Mit an Bord ist auch Rashid, nicht zu vergessen unser Handgepäck für eine Nacht im Dorf – wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt: von Lehmhütte bis Haus ist alles im möglichen Bereich.
Die Fahrt in die Berge dauert rund drei Stunden, die Landschaft fasziniert uns schon vom Auto aus und bietet die ganze Palette von Palmen, Bananen und Reisfeldern, etwas höher beginnen dann die Kakaoplantagen mit Kakaofrüchten, die wunderschön gefärbt sind. Alles ist üppig grün … Wasser ist auf Sulawesi offensichtlich kein Problem! Wir machen einen kurzen Zwischenstopp an einem See mit blühenden Seerosen in Pink und Weiß, kaufen Mini-Bananen, die lecker sind und treffen dann auf einer „Straße“ mit beeindruckenden Schlaglöchern mitten im Dschungel unseren Ranger Raimund (anhand der Namensgebung kann man schon häufig die Religion erahnen, hier: Christ), der mit einem Kumpel für uns einen Koboldmaki auftut. Da uns bewusst ist, dass die Kleinen eher nachtaktiv sind, signalisieren wir schnell, dass sie ihn nicht weiter aufscheuchen sollen. Weiter geht es zu Fuß durch den Wald und wirklich über Stock und Stein zu einem wunderschönen Wasserfall, um den herum es von Schmetterlingen, Käfern und anderen Kleinstlebewesen wimmelt. Ein Fest für die Makrolinse!
Zurück am Auto werden wir zu Raimund nach Hause in das Dorf Kamarora gefahren – hier werden wir auch übernachten. Nach kurzer Bekanntschaft mit Raimunds Frau Evelyn und dem wirklich sehr (!) sauberen Bad inklusive Hockklo (Kathis Premiere) gehen Kathi, Claus, Raimund und ich zu Fuß los. Von der Dorfstraße biegen wir links in einen Canyon ab, am Ende erwartet uns einer der Monolithen des Nationalparks. Beeindruckende Naturkulisse! Diese riesigen Regenwaldbäume mit den Aufsitzerpflanzen, dazu eine vielfältige Fauna – das lässt den Menschen doch recht klein und fast etwas unscheinbar wirken.
Als weiteres Highlight steuern wir heiße Quellen an. Mitten aus dem Wald kommt ziemlich brühend heißes Wasser, das einen dezenten Schwefelgeruch verbreitet. Hier werden Hühner überbrüht und anschließend gerupft, überall liegen Federn herum. Laut Raimund kann man in diesem Wasser Eier in zehn Minuten hart kochen. Ein Stück unterhalb ist ein Schwimmbad angelegt worden, das mit dem Quellwasser gespeist wird. Die Wassertemperatur beträgt hier ca. 45 Grad. Nach zehn Minuten, die wir nicht ganz durchhalten – werden wir ins lauwarme Abkühlungsbecken geschickt. Schwefelhaltiges Wasser macht die Haut wunderbar weich und wir fühlen uns ausgesprochen wohl. Schnell noch ein Foto mit den anwesenden Indonesiern gemacht und mit Raimund noch schnell ein paar schöne Ecken am Fluss angeschaut, dann ging es auch schon wieder zu Evelyn, die mit einem sehr leckeren indonesischen Abendessen aufwartete. Extra für uns mit Papaya-Flower-Gemüse, das wir schon am Abend zuvor im Resort kennen- und lieben gelernt haben. Wawi hatte diese Information direkt an die Frau des Hauses weitergeleitet, sehr aufmerksam! Yummie yummie in your tummie!
Da es am Sonntagmorgen bereits um 5 Uhr losgehen soll, verschwinden wir um kurz nach halb neun ins Bett, natürlich nicht, ohne vorher den unfassbaren Mega-Sternenhimmel gebührend bewundert zu haben. Das muntere Quatschen und Lachen der Dorfbewohner vor unseren Schlafzimmern schläfert schön ein, im Dorf findet aber auch noch eine Hochzeit mit Musik statt … diese wird früh morgens vom Muezzin abgelöst. Naja, Schlaf wird ja im Allgemeinen überbewertet (auch im Urlaub). Kathi empfiehlt Oropax.
Um 5 Uhr holt uns ein neuer Jeep ab – eine echte Möhre, dem ein gutes Stück Auspuff fehlt. Unser Fahrer sieht aus wie Indiana-Joe von Tom Sawyer, macht aber einen guten Job. Wir landen auf 1700 Meter über NN und frieren ziemlich, schließlich sind wie ja jetzt seit knapp einer Woche durchgehend Temperaturen von 28-33 Grad gewöhnt, da erscheinen geschätzte 15 Grad natürlich geradezu frostig. Der erste Stopp führt uns an einen See, der mitten im Naturschutzgebiet liegt und ein Paradies für jeden Ornithologen darstellt. Wir sehen einen Adler, Eisvögel, Schwalben und kurz einen fliegenden Nashornvogel. Über dem See steigen Nebel auf, uns umgeben die riesigen Regenwaldbäume, die Atmosphäre hat etwas Magisches. Im Zeltlager nebenan erwacht frierend eine Studentengruppe aus Java. Die Sonne kommt nur langsam aus dem Schuh und wir fahren erst einmal weiter. Ein Stückchen höher noch genießen wir im schönsten Morgenlicht eine phantastische Aussicht über Regenwald mit Nebelfetzen, Berge, Reisfelder unten im Tal. Natur und Schönheit kann glücklich machen! Raimund zeigt uns am Rand des Regenwaldes mehrere Arten fleischfressender Pflanzen und wilde Orchideen, hinzu kommen feinste Spinnweben mit Morgentau … hier könnte ich mich stundenlang mit dem Makroobjektiv kniend, kriechend, krabbelnd fortbewegen und mich in Farben und Formen verlieren – all das begleitet von einem interessanten Soundmix von Vögeln, dem Surren von Insekten und anderen Geräuschen, die der Wind im Wald erzeugt. Ein Naturflash!
Für den Morning-Kopi (Kaffee) und –Tea geht es zurück zum See, der inzwischen auch von der Sonne beschienen wird. Jetzt sind noch mehr Vögel und Insekten unterwegs. Hier könnten wir noch ein bisschen bleiben. Leider müssen wir aber dann den Rückweg antreten.
Raimund will uns den Markt in Kamorora nicht vorenthalten. Wir besuchen also den Sonntagsmarkt des 2000-Seelen-Dorfes. Interessant: vom mobilen DM-Stand bis zu Fischhändlern mit z.T. intensivst riechenden Trockenfischchen ist alles dabei, was das Herz begehrt. Als Weiße und Blonde mit 170 cm (Kathi und Claus natürlich noch länger) sind wir DIE Attraktion, wir sind uns nicht immer ganz sicher, ob man uns sehr offensiv an-, oder eher auslacht?!
Ein Highlight jagt das nächste … wir hatten uns am Vortag bereits für die Dorfkirche mit schickem blauen Dach interessiert, Raimund nimmt uns mit ins letzte Drittel der protestantischen Sonntags“messe“. Bereits als wir uns in die hinteren Bänke setzen, sorgen wir für Aufsehen. Als der Gottesdienst aus ist, müssen (dürfen) wir unzählige Hände schütteln, Raimund organisiert, dass die Kirchenband uns noch ein Privatständchen bringt, die ganze Aktion endet damit, dass wir beim Pastor zum Mittagessen eingeladen werden. Im Gemeindehaus trifft sich der Kirchenvorstand samt Pastor zum Buffet, wir genießen wieder leckeres, authentisches Essen – bis auf Raimund spricht im Prinzip keiner Englisch, unser Indonesisch bleibt im eher rudimentären Rahmen, aber mit einem herzlichen Lächeln und netten Gesten geht Kommunikation und Näheaufbau ja auch ganz gut. Das zweite Mittagessen folgt dann bei Evelyn und Raimund – todesmutig probiere ich die oben erwähnten getrockneten Fischchen … puuuuhhh … salzig-fischig … brauche ich jetzt nicht täglich!
Nach einer herzlichen Verabschiedung verlassen wir mit Wawi und Rashid diesen schönen Ort und begeben uns im Jeep wieder talwärts, springen völlig durchgeschwitzt ins Meer und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Wir sind uns einig: dieser Trip ins Hinterland hat sich voll gelohnt!
Morgen soll es noch einmal unter Wasser gehen, bevor wir dann am Dienstag Donggala Richtung Makassar verlassen!
Bis dahin grüßt aus Sulawesis Sommerfrische Eure Julia / Jule / Juju
P.S. Das sulawesische Internet möchte ums Verrecken keine Fotos hochladen, sobald es geht liefere ich ... versprochen!
Aufbruch: | 28.06.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 30.07.2015 |