Kenia - Tansania: Notizen aus dem Jahr 1990
Schwarze Schecks - Tanga 2
Ehe die Regenwolken am Himmel sich entladen, schaffen wir's noch in die örtliche Bibliothek. In einem Zeitschriftenständer stehen nebeneinander das Jahresbulletin des Lion's Club, ein Blättchen der Sikh-Gemeinde, ein Antiabtreibungspamphlet und etwas zum Thema Landwirtschaft. Goethe, Grass und Marx kann man ebenfalls hier lesen. Von den Deutschen, die Tanga einstmals zur Verwaltungshauptstadt für "Deutsch-Ostafrika" gemacht haben, sind nicht mehr viele Spuren übrig, lediglich ein paar Offiziersgräber fallen auf; sie liegen auf einem Hügel und man kann von dort hinunterblicken auf die Stadt.
Geldtausch. Auf der Bank muss man für das Einlösen eines einzigen Traveller-Schecks sechs(!) Unterschriften leisten. An die eigentlich wichtige zweite Unterschrift auf dem Scheck muss ich den Bankangestellten jedoch nachdrücklich erinnern. Diese Unterschrift scheut man auch auf dem Schwarzmarkt wie der Teufel das Weihwasser. Wir sitzen in einem China-Restaurant (Marke schlecht und teuer), wollen TCs tauschen, aber der Kellner hat noch nie welche gesehen. Will aber tauschen. Als ich dann (ganz im Sinne des Erfinders) an der bewussten Stelle unterschreiben will, fängt er heftig an zu gestikulieren: Dies sei ein illegaler Deal, da kann man doch nicht seinen Namen druntersetzen. Immerhin bespricht er sich mit seinem Boss, kommt bald wieder zurück, sieht mich sehr streng an und sagt, ich solle da unbedingt unterschreiben, es sei ganz wichtig.
Ein Handwerker fertigt aus Blechdosen kleine Öllämpchen.
Das Essen. Am besten schmeckt es (uns) an der Straße: Omelettes mit Chips oder Fleischspießchen mit scharfer Soße. Zum Frühstück sind die Swahili-Restaurants zu empfehlen mit ihrem Kebab Ariza oder den gefüllten Teigtaschen, den Sambuzas. Gewürzten Tee gibt es auch, der dem in Indien gebräuchlichen ähnelt. Wir probieren auch zwei der "besseren" Restaurants aus, sie sind aber vergleichsweise uninteressant.
Einmal ergibt sich die Gelegenheit tansanischen Wein zu probieren. Man spendiert uns in einer Kneipe eine Flasche davon. Als er sich dann als quietschsüßer Dessertwein entpuppt, Alkoholgehalt um 20%, sind wir unseren Spendern gegenüber etwas in Verlegenheit. Bier ist vergleichsweise teuer und taugt nicht viel. Anders ist es mit Fruchtsäften aus Tangerinen, Orangen und Passionsfrüchten. Frische Orangen bekommt man an jeder Straßenecke. Die Schale hat man entfernt, die Frucht wird halbiert und dann lutscht man sie einfach aus, isst also die faserigen Zwischenhäute nicht mit. Fünf Schillinge kostet eine, fünf Pfennig.
Der Strand. Man zahlt einen kleinen Eintritt im örtlichen Schwimmclub und hat dafür Kabinen, Duschen und Liegestühle zur Verfügung. Hinter einer Mauer beginnt, je nach den Gezeiten, das Wasser oder ein von unzähligen Krabben besiedelter Strand. Zeit für ein paar Tagebucheintragungen und eine sinnlose Jagd auf so einen kleinen Einsiedlerkrebs. Er fußelt lange vor mir her. Bis er nicht mehr kann, einfach stehen bleibt und sich auf zwei Beine stellt. Eine Drohgebärde. Bei mir funktioniert sie, ich erschrecke sogar ein bisschen und bewundere den kleinen Krebs.
Aufbruch: | Juni 1990 |
Dauer: | circa 4 Wochen |
Heimkehr: | Juli 1990 |
Tansania