Togo und Benin

Reisezeit: Dezember 2015 - Januar 2016  |  von Beate Böttner

07.01.16 - Egun und Voodoo

Tagesbeginn mit Marmelade

Genialerweise starteten wir heute erst um 08:30 Uhr zu unserem ersten Programmpunkt. Zum Frühstück gab es wie immer Kaffee und Tee, sowie Baguette und Marmelade. Butter auch hier fehl am Platze. Auch die Marmelade war eher knapp bemessen. Zwei Gläser, in denen gerade mal etwa 1/7 noch Marmelade war. Gerade als ich zum Frühstück kam, wollte der Kellner den verbliebenen Marmeladenrest an einen Nachbartisch geben. Doch Gerda konnte ihn gerade noch davon abhalten, so dass ich nicht trocken Brot essen musste.

Egon-Masken-Zeremonie

Egon-Masken-Zeremonie

Egun-Zeremonie

Wir brachen pünktlich auf. Unser Weg führte uns erneut in das Dorf von gestern. Heute wollten wir uns die Egun-Masken- Zeremonie anschauen. Schauplatz war diesmal ein anderer Platz im Dorf. Diese Zeremonie stellt den Glauben an die Geister der Ahnen dar. Wir kamen an, als die Tänzer mit ihren schweren Roben und Masken bereits auf dem Platz waren. Die Prozession, mit der sie durch das Dorf ziehen, haben wir verpasst. Auch hier wurde der rote Sandboden gewässert, mit dem selben Erfolg wie am Vortag. Wie gut, dass ich mir noch nicht die Haare gewaschen hatte, die sich mittlerweile etwas strohig anfühlten und nach jedem Berühren ein Händewaschen verlangten. Auch hier blieben wir wieder etwas länger als gedacht, weil es so faszinierend für uns war. Auf einmal stürmte eine der Masken auf einen jungen Erwachsenen zu, der daraufhin im Sand rollte, ehe er steif wie ein Brett liegenblieb und sofort von zwei Männern aus dem Gesichtsfeld der Anwesenden getragen wurde. Später sollten wir erfahren, dass dies das Symbol dafür war, was mit jemandem passiert, der nicht an die Geister der Verstorbenen glaubt.

Trommler

Trommler

Maniok

Gegen 10:30 Uhr setzten wir unsere Fahrt durch viele kleine Städte und Dörfer fort, stiegen aus, sahen Frauen bei der Arbeit und dem Verkauf von Maniokmehl und Tapioka zu. Dassa ist ein Zentrum der Maniokverarbeitung und überall am Straßenrand türmen sich auf den Verkaufsständen Tüten unterschiedlichster Größen mit den Maniokprodukten.

Maniok und Tapioka

Maniok und Tapioka

Königspaläste in Abomey

Dann erreichten wir Abomey, die alte Hauptstadt der gefürchteten Dahomey-Könige. Diese waren als Sklavenhändlerin reich geworden. Abomey wurde im frühen 17. Jahrhundert gegründet. Bei den königlichen Palästen von Abomey handelt es sich um eine Gruppe von Lehmbauten, die vom Volk der Fon zwischen dem 17. und 19. Jh. erbaut wurden. Ursprünglich gab es 14 Paläste, von  6 m hohen Mauern umgeben, von denen nur noch zwei weitgehend erhalten geblieben sind und die wir heute besichtigten. Sie gehören seit 1985 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Paläste beherbergen viele Gegenstände der letzten 12 Könige von 1620 bis 1900. Vor dem Eingang war gerade eine Inthronisierungszeremonie im Gange. Wir sahen also lauter Prinzessinnen und Prinzen. Doch nach welchem Prinzip hier jemand zum König wird, ist wohl nicht vollständig zu erklären. Jedenfalls kann es mit dem Befragen eines Orakel zu tun haben, das dann meint, der oder der sei zum König auserkoren. Ein archäologisches Museum auf dem Gelände steht kurz vor der Eröffnung. Mit einem Palastguide an unserer Seite besichtigten wir die Königspaläste von König Glélé und König Gézo, dem Vater Glélés. Erhalten waren auch zwei Grabstätten. Die Paläste waren reich verziert mit Artefakten, die die barbarische Geschichte des Königreiches erzählt.

Unsere letzte Station in Abomey war ein Strassenrestaurant, wo wir wieder gut und billig eine Mittagsmahlzeit einnahmen.

Mangos -bald sind sie reif

Mangos -bald sind sie reif

Fotografieren nicht erlaubt

Fotografieren ist hier verboten, was nicht unbedingt auf Verständnis in der Gruppe stieß. Man würde doch damit nichts kaputt machen und Benin hätte eine gute Werbung für die Paläste und das Reiseland Benin an sich, wenn Fotos geschossen werden könnten. Doch für Fotos braucht man nun mal eine Genehmigung und die würde nicht hier, sondern in einer anderen Stadt erteilt. Ich bot derweilen an, die Fragende als Königin vorzuschlagen, dass sie ihren Einfluss an den entsprechenden Stellen geltend machen würde.

Polsterei am Straßenrand

Polsterei am Straßenrand

Das Königreich der Fon

Das Königreich Fon wurde um 1620 - mit Abomey als Hauptstadt - gegründet. Dako war der erste König, dem von 1645 bis 1685 König Ouegbadja folgte. Die Könige beteiligten sich rege am Sklavenhandel, indem sie ihre Untertanen an die weißen Sklavenhändler verkauften und damit sehr reich wurden. Doch Sklaverei gab es hier auch schon vorher. Während der Blütezeit des Sklavenhandels zwischen 1728-1818 regierten die Könige Tegbesu, Kengala, Agongolo und Adandozan. Das grausame Tun dieser Könige endete letztendlich erst im Jahr 1894 mit der Kolonisierung und Verbannung von König Béhanzin nach Algerien durch die Franzosen, wo Dieser 1906 verstarb. Voodoopriester halfen früher die Macht der Könige zu festigen.

Voodoo lässt sie in Trance fallen

Voodoo lässt sie in Trance fallen

Die Nächste sackt zusammen

Die Nächste sackt zusammen

Voodoo-Zeremonie

Ehe wir in unsere heutiges Hotel fuhren, besuchten wir eine weitere Zeremonie. Die war für mich noch eindrücklicher als die zuvor Gesehenen. Gesänge und Trommelschläge empfingen uns schon von Weitem. Der Dorfplatz war voll. Urplötzlich schlug eine junge Frau Purzelbäume, wälzte sich am Boden hin und her, bis sie von Umstehenden aufgehalten und aufgefangen wurde. Nach ein wenig Bespucken mit Schnaps und einer Weile des festgehalten Seins, lief sie davon. Diese Prozedur wiederholte sich während unserer Anwesenheit etwa 10 Mal. Immer wieder fiel eine der Frauen aus dem Kreis der Sängerinnen plötzlich wir verrückt aus der Reihe. Es war eine Frau darunter, die ein Baby auf dem Rücken trug. Ich dachte noch, sie wird doch nicht auch..., da geschah es auch schon. Sie sackte in sich zusammen. Sofort waren Helfer bei ihr und stützten sie, damit sie nicht rücklings hinfiel und ihr Baby unter sich begrub. Sie wurde solange auf ihren wackeligen Beinen gehalten, bis eine andere Frau ihr das Baby abgeschnallt hatte und es in Sicherheit brachte. Das Kleine fing natürlich ordentlich an zu schreien, doch es hatte sich bald beruhigt. Auch die Mama war in Trance gefallen, wie alle anderen vor ihr. Später kamen alle diese Menschen mit neuer Kleidung und weißen Streifen im Gesicht und tanzten, begrüßten die auf Stühlen bzw. Bänken vor ihnen sitzenden Männern des Dorfes und uns mit dem typischen Handschlag, den ich mir schnell abgeguckt hatte. Dann tanzten und rauchten sie, richtige Zigaretten. Den Rest einer Zigarette steckten sie auf ein Metallstück mit Spitze. Das war für den Fetisch oder Vodun - ich habs vergessen.
Es war jedenfalls außerordentlich beeindruckend. Doch auch hier war nach 1 Stunde für uns Schluss. Wir trennten uns nur schwer. Doch wir werden weitere Voodoo- Zeremonien erleben, spätestens beim Voodoo-Festival am 10.01.16

Abend

Nach dieser Zeremonie sind wir in unser einfaches Hotel gefahren, wo wir auch zu Abend gegessen haben. Ich hatte mich zunächst in Unkenntnis der Tatsache, wie Zimmerschlüssel hier oft funktionieren, zunächst einmal ein-und ausgesperrt. Ein freundlicher Angestellter klärte mich dann darüber auf, dass die Schlüssel hier waagerecht eingesteckt werden müssen. Wenn das Schloss senkrecht wie bei uns steht, geht der Schlüssel nicht mehr rein. Aha!

Diese vielen Sinneseindrücke machten doch enorm müde und so bin ich gegen meine Gewohnheit schon gegen 22:30 Uhr eingeschlafen. Allerdings nicht ohne zuvor den Kampf gegen eine Spinne für mich zu gewinnen. Als ich in mein Zimmer kam und Licht machte, saß vor meinem Bett eine etwa 6 cm große Spinne. Die sah recht merkwürdig aus. Als ich mich ihr näherte, sprang sie weg, war aber noch zu sehen. Ich schlich mich auf mein Bett, nahm ein Kopfkissen und warf es auf sie. Doch sie war schneller und sprang an die Wand. Was nun? Ich habe mein peaceful sleep ( ein starkes Insektenschutzmittel, das ich noch aus Botswana hatte) genommen und sprühte sie ordentlich an. Doch das Tier bewegte sich danach nicht wesentlich langsamer. Unter dem Tisch blieb sie einen Moment sitzen. Da griff ich beherzt zu meinem Badelatsch und .... Die Spinne bewegte sich nun nicht mehr und ich konnte beruhigt schlafen.

Sie lebt nun nicht mehr, dafür aber ich

Sie lebt nun nicht mehr, dafür aber ich

© Beate Böttner, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Modernes Westafrika voller Traditionen, Wanderungen von Dorf zu Dorf, durch Sahel-Vegetation und Tropenwälder, Feuer- und Maskentänze, die Magie des Vodun, nachhaltigen Projekten begegnen, Einblick in traditionellen Nomaden-Alltag
Details:
Aufbruch: 28.12.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.01.2016
Reiseziele: Togo
Benin
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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