Togo und Benin

Reisezeit: Dezember 2015 - Januar 2016  |  von Beate Böttner

13.01.16 - Mangroven und Fischfang

Doch nochmal ein Wecker

Heute war mal wieder der Wecker gefragt, denn um 09:00 Uhr waren wir mit Goodfried zu einem Ausflug in die Mangroven und das Dorf Heve verabredet.

Ein Einbaum

Er brachte uns alle drei nacheinander mit einem Motorrad in das Dorf auf der Landzunge zwischen Ozean und Mono-Fluss. Dort stiegen wir in ein Einbaum-Boot. Extra für Touristen war in der Mitte des Bootes eine Bastmatte ausgelegt, auf die wir uns setzen konnten. Allerdings galt es, vor der Matte die Schuhe auszuziehen. Dieses Einbaum-Boot ist aus einem Baobab gebaut (oder sollte man besser "geschält" sagen?) und nicht weniger als sechsmal so tief wie die Mokoros im Okavango-Delta in Botswana. Die Boote dort ragten gerade mal 5 cm aus der Wasseroberfläche heraus, während diese hier bestimmt 30-40 cm die Wasseroberfläche überragten.

Los geht's

Los ging's. Der Bruder von unserem Guide stakte das Boot durch den Mono. Dieser ist 2 bis 20 m tief, sagte Goodfried. Der Stange nach zu urteilen, sollten wir uns eher im flacheren Flußteil bewegen. Sie war nicht mehr als 5 m lang. Es war zwar ziemlich bedeckt und wir dachten schon, es würde ausgerechnet heute den einen Regentag geben, der für Januar auf der Klimatabelle steht. Dennoch war es schon oder noch sehr warm. Dies trieb dem Bootsführer ordentlich die Schweißperlen auf Kopf, Gesicht und Körper.

Mangroven

Wir fuhren an den Mangroven entlang und fanden bald eine Stelle, wo wir ein keines Stück hinein fahren konnten. Krabben saßen zu Hauf an den Stämmen. Goodfried erklärte uns, dass die kräftigen Äste über uns mehrere hundert Jahre alt seien. Diese Äste wurden auch für das Stelzendorf Ganvié benutzt.

Zwischenstopp

Dann überquerten wir den Fluss und legten an einer Stelle an, wo ein kleines Häuschen stand und viele Korbgefässe lagen, mit denen Fische und Krabben gefangen werden. Das Prinzip erklärte uns Goodfried. Doch das gibt es auch in unseren Breitengraden. Ein einsames Rind kreuzte unseren Weg, bog aber rechtzeitig ab, so dass ich mich nicht vor ihm fürchten musste.

Magie

Ein Stück liefen wir einen schmalen Weg entlang bis zu einem kleinen Gebäude, in dem ein Fetischeur um Rat fragende Menschen empfängt. Dann zauberte Goodfried mit uns. Von einer bestimmten Pflanze bekamen wir jeder zwei lange, schmale Blätter in die Hand. Die eine Seite war etwas dunkler und rauher als die andere. Wir sollten Blatt auf Blatt legen, die dunklere Seite nach innen. Danach hatten wir die Blätter zusammen zu falten, die linke Hand zur Faust zu machen und mit der anderen dreimal auf die geschlossene Faust zu schlagen. Als wir die Faust wieder öffneten und das Blatt sich entfaltete, waren die dunklen Seiten nun außen, die Helleren innen.
Das ist schon merkwürdig und grenzt an Magie. Wenn es so ausgeht, bedeutet es, dass man Glück habe. Anschließend wurden uns die Blätter auf Höhe der Brust an die Kleidung gelegt, wo sie haften bleiben.
Nun ging es wieder ins Boot zurück.

Dorf Heve

Diesmal steuerten wir einen Anlegeplatz am anderen Ufer des Mono an. Dort verließen wir wieder das Boot und begannen unseren Rundgang durch das Dorf Heve mit seinen zahlreichen Fetischen, die alle für etwas anderes stehen. Der eine beschützt das ganze Dorf, der andere bringt Glück usw. usf. Auf diverse dieser Fetische trafen wir während unseres Dorfrundganges. An einer dieser Stellen roch es recht streng. Nach einem Blick in das daneben stehende Korbgefäß war schnell klar, woher das kam. Darin lag ein geopfertes Huhn. Keine Ahnung, wie lange schon, doch überall krochen schon Maden herum.

Gesundheit und Hygiene

Vorbei kamen wir an den Krankenhausgebäuden, doch es war niemand da, den wir nach einer Besichtigung hätten fragen können. Wir kamen an einem Toilettenhäuschen mit vier Toiletten vorbei. Die sind für das ganze Dorf, das mehr als 500 Einwohner hat. Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen, doch mehr als diese vier habe ich während unseres Rundganges tatsächlich nicht erblicken können.

Kokospalme

An einer Kokospalme hielten wir. Plötzlich fiel eine Kokosnuss unweit von mir herab. Ich machte einen Satz zu Seite. Die haben durchschlangende Kräfte. Dann sah ich einen etwa 10 jährigen Jungen im Geäst sitzen, der die Nüsse zielgerichtet erntete - immer mit den Füßen kräftig gegen sie stoßend. Wir bekamen wieder jeder eine geköpft und tranken sie aus. Danach gab es auch wieder das Fruchtfleisch für uns.

Ende des Rundgangs

Weiter führte uns unser Weg vorbei an einem alten herrschaftlichen Kolonialgebäude der Portugieser, das inzwischen einsturzgefährdet ist und nicht betreten werden darf.

Dann näherte sich unser Rundgang dem Ende und wir stiegen wieder ins Boot und setzten zum anderen Ufer über. Wir hatten uns entschlossen, den Weg zur Auberge zu Fuß zurückzulegen. Unterwegs beobachteten wir ein paar Vögel, vorwiegend Eisvögel, die wir jedoch kaum aufs Foto bekamen.

Nachmittag zur freien Verfügung

Der Nachmittag stand zu unserer freien Verfügung, würde im Reiseprogramm jetzt wohl stehen.
Und der war für mich einer der Höhepunkte.
Ich saß auf der Terrasse des Restaurants, als aus der Ferne Gesänge und metallische Geräusche und Trillerpfeifen zu vernehmen waren.

Die Fischer kommen

Ich ging an den Strand und schaute in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
Ich sah, wie bereits am Strand von Lomé, Dutzende von Männern, die kräftig an einem riesigen Fischernetz zerrten. Na klar musste da ein Foto her. Doch soweit sie auch weg waren, sie bedeuteten mir, dass das nicht gewünscht sei.

mehr bewegten sie sich in unsere Richtung, bis sie schließlich direkt vor unserem Hotel waren. Ich ging hin. Drei Männer stehen ganz vorn am Netz und trugen es auf den Schultern. So fällt das Ziehen den anderen wohl etwas leichter, wenn schon ein wenig aus dem Wasser heraus ist. Mehrere Männer stürzten sich in die enorme Brandung, um im Wasser selbst schon für etwas Entwirrung zu sorgen. Manchmal dachte ich, sie kämen nicht wieder nach oben, wenn eine der meterhohen Wellen über ihnen oder vor ihnen brach. Doch ich bemerkte nicht, dass irgendjemand jemand am Ende des Nachmittags vermisste.

Zwei Mädchen hatten eine Schüssel in der Hand, in die sie die ihnen zugeworfenen Fische taten, die bereits im Netz an Land gezogen worden waren.
Da fielen mir meine Bonbons wieder ein. Ich holte meine Tüte und gab den Mädchen und der Mama einen Bonbon. Noch immer waren welche übrig. So ging ich zu den Männern und einer nach dem anderen streckte seine Hand aus, bis meine Tüte leer war.

Ich mache mit

Irgendwann hielt es mich nicht mehr. Ich stellte mich mit den Fischern ans Netz. Ich wollte auch mal probieren, wie schwer es ist, das riesige Netz an Land zu ziehen und danach die Fische daraus zu befreien. Ich gesellte mich in die Reihe der 33 Männer und der inzwischen hinzugekommenen etwa 10 Frauen und zog so kräftig es ging mit. Ich kam mir irgendwie vor wie im Film. Ein Mann schlug mit Stöckchen an ein Metallgefäss, der Erste ganz vorne am Netz hatte eine Trillerpfeife, die Männer sangen etwas in ihrer Stammessprache. So gelang ihnen letztlich ihre schwere Arbeit. Sie ließen mich einfach mitmachen. Die Fischlein bekam ich nur schwer aus dem Netz. Daraufhin gab eine Frau mir ihre Schüssel und bedeutete mir, die Fische, die man mir zuwarf, darein zu bringen. Das tat ich gerne und fühlte mich wohl. Irgendwann hatte mir jemand von den Männern auf die Schulter geklopft und "Bon travail" (gute Arbeit) gesagt. Und plötzlich hatte auch niemand ein Problem mehr, sich ablichten zu lasse. Einer gesellte sich sogar zu mir für ein Gemeinschaftsbild. Gemeinsame Arbeit verbindet eben auch, selbst wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Und von diesen Männern hier sprach kaum einer französisch.

Die Frauen und zwei Bananen

Diese Männer werden die ganze Zeit von Frauen und Kindern begleitet. Die Frauen verkaufen Essen und Getränke. Einer Frau nahm ich drei Bananen für 100 CFA ab. Eine aß ich gleich, die anderen beiden gab ich an die beiden Mädchen, die mich von Beginn an begleiteten. Besonders die Kleine, etwa 4 Jahre alt, lief damit hüpfend und juchzend zu ihrer Mama, die ihr die Banane von der Schale befreite.

Aufteilung des Fanges

Ich bin später auch noch einmal hingegangen, als der Fang aufgeteilt wurde. Alles war aus den Schüsseln in den Sand gekippt worden. Es lagen wohl an die 30 Haufen Fisch, ein paar Langusten, Hummer und kleinere Rochen herum. Jede Familie bekam offensichtlich etwas vom Fang ab. Eine Frau saß da und nahm die Fische gleich mit der Hand aus. Sie zog ihnen die Haut ab, schlitzte mit dem Fingernagel den Bauch auf und entfernte die Eingeweide. Etliches von dem größeren Getier wurde mir zum Kauf angeboten. Doch ich hatte hier keine Küche und das wurde auch verstanden, dass ich sie hier nicht zubereiten konnte. Es war ein insgesamt tolles Erlebnis.

Letzter Abend mit Gerda und Siggi und Stromausfälle

Zu Abend gingen Gerda, Siggi und ich zusammen in das kleine Restaurant von Goodfried. Es gab heute häufiger Stromausfall. So auch, als wir in der Dunkelheit zum Restaurant liefen und die Straßenbeleuchtung nicht mehr funktionierte. Doch im Restaurant gab es Strom, bis er auch da irgendwann ausfiel. In unmittelbarer Nähe zu uns stand ein Strommast. An seinem Ende in etwa 5 m Höhe zischte und knackte es, Funken waren zu sehen. Naja - lieber nicht hinhören und hinsehen. Wird schon schiefgehen. Und bald war der Strom wieder da, wir bekamen unser Essen und ließen es uns schmecken.

Den Rest des Abends verbrachte ich auf der Terrasse, bis die vielen Moskitos mich ins Zimmer zwangen.

© Beate Böttner, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Modernes Westafrika voller Traditionen, Wanderungen von Dorf zu Dorf, durch Sahel-Vegetation und Tropenwälder, Feuer- und Maskentänze, die Magie des Vodun, nachhaltigen Projekten begegnen, Einblick in traditionellen Nomaden-Alltag
Details:
Aufbruch: 28.12.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.01.2016
Reiseziele: Togo
Benin
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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