Togo und Benin
11.01.16 - Abschied und Erholung in Grand Popo
Gelände der Auberge de Grand Popo
Das letzte gemeinsame Frühstück
Ich kam zum Frühstück, etwas später als die anderen, doch zeitig genug, um mit ihnen zu essen. Das Bringen von Omelett und Obst dauerte ohnehin ein Weilchen.
Es war bereits abzusehen, dass die für 09:00 Uhr geplante Abfahrt von Emma und Ulrich sich verzögern würde, denn François hatte auch an diesem letzten Tag als Reiseleiter noch einiges zu regeln für uns.
Am Mono-Fluss
Alles geregelt
Zunächst einmal klärte er mein neues Zimmer. Ich bekam nun also auch einen Bungalow. Er rief mich an die Rezeption und ich erhielt 25.000 CFA ausgezahlt. Wie verabredet, wurde mir die eine Übernachtung im falschen Zimmer ausgezahlt. Das sind etwas mehr als 38 €. Ich hatte mir zuvor eine Preisliste angeschaut, doch diesen Preis konnte ich für keines der Zimmer finden, egal ob Doppelzimmer oder als Einzelzimmer genutzt. Ich beschwerte mich nicht, denn nach meiner Interpretation der Zimmerpreise hätte ich weniger bekommen müssen. Problem Nummer eins war also wieder mal gelöst.
Dann musste François lange mit dem Hotelchef diskutieren, dass das Frühstück für uns bereits im Zimmerpreis inkludiert ist. Sie wollten es mit 3.800 CFA pro Person gesondert berechnen. Auch das hatte er letztlich in unserem Sinne geklärt und Gerda, Siggi und ich sind nun gespannt, ob wir es bei unserer Abreise nicht doch bezahlen müssen.
Schulkinder werden mit dem Boot übergesetzt, um zur Schule zu kommen.
Abschiedsplausch
Wir hingegen hielten noch einen kleinen Abschiedsplausch. Es begann schon wieder damit, dass diverse Unzulänglichkeiten zur Sprache gebracht wurden. François wisse einfach zu wenig und was die denn in ihrer Ausbildung zum Reiseleiter lernen würden. Ich merkte an, dass viele Reisende scheinbar erwarten, dass der Reiseleiter Historiker, Medizinmann, Archäologe, Statistiker, Botaniker und Sozialwissenschaftler ist. In der Hauptsache lernen sie, Gruppen von Menschen unterschiedlichster Charaktere und Gewohnheiten zu führen und es ihnen recht zu machen, wusste ich nach etlichen Unterhaltungen mit François zu berichten. Außerdem müssten sie eine oder mehrere Fremdsprachen beherrschen. Doch niemand könne wohl ernsthaft erwarten, dass in Vielvölkerstaaten wie Benin und Togo ein einzelner Mensch alle Sprachen, Riten und Geschichte der jeweiligen Ethnie kennt. Völker, die lange Zeit keine Schriftsprache hatten oder auch heute noch nicht haben (ich erinnerte an die Pirahã-Menschen im Urwald des Amazonas und an das Setsuana, das in Botswana gesprochen und erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine Schrift besitzt), haben auch ihre Geschichte nicht aufgeschrieben. Nur von Mund zu Mund wurde weiter gegeben, was der eine oder andere gesehen und erlebt hat, bis es nach einigen Generationen in Vergessenheit geriet. Und hätten die Gebrüder Grimm nicht die deutschen Hausmärchen aufgeschrieben, würden auch sie vermutlich längst nicht mehr erzählt. Damit war dann auch erst einmal ein wenig Ruhe. Denken tue ich, dass alles, was jeden Einzelnen noch interessiert, er im Internet oder anderweitig nachlesen kann. Selbst hier Antworten auf alle interessierenden Fragen zu bekommen, ist nicht einfach. Schaut man allein die Situation der Verfügbarkeit von Reiseführern der beiden bereisten Länder an, so ist die Situation mehr als überschaubar. Im größten Buchladen in Berlin gab es einen von Benin aus dem Jahre 2003. Emma hatte in der Schweiz einen über Togo aus dem Jahre 2014 erstanden. Alles nur in französisch und inhaltlich mehr auf die Unterkunfts-, Einkehr-und Einkaufsmöglichkeiten in den verschiedenen Städten Togos ausgerichtet, als auf Historie und aktuelle Gegebenheiten.
Mein neues Zimmer
Gegen 10:00 Uhr war dann alles geregelt und wir verabschiedeten uns am Bus nun endgültig für diese Reise von Emma, Ulrich, François und Adjemi.
Ich ging dann in mein altes Zimmer und packte meine Sachen zusammen und zog in mein neues Stübchen. Hm. Das sah noch sehr benutzt aus. Naja, wird schon noch. Es dauerte auch gar nicht lange, das kam die Reinigungsfrau. Sie sah mich erstaunt an. Nach kurzer Unterhaltung meinte sie, ich solle mal das Zimmer nebenan nehmen. Das hätte sie schon vorbereitet, müsse nur noch das Bad machen, was sie dann auch tat. Ich zog also mit Sack und Pack eine Tür weiter. Wenn mein altes Zimmer nicht so weit weg gewesen wäre, hätte ich dieses lieber weiter genutzt. Hier war kein Moskitonetz und die Fenster waren mit Scheiben fest verschlossen und ließen sich auch nicht öffnen. Nur im Bad befindet sich eine etwa 30x15 cm große Öffnung mit Mückenschutz davor. Doch es gab eine Klimaanlage. Gerade auf die konnte ich ja bisher verzichten. Egal, es war wie es war. Ich nahm Platz auf meiner Terrasse. Wenig später kam der Hotelmanager vorbei und fragte mich, ob ich wisse, wo die Frau ist, die das Zimmer neben mir beziehen sollte. Ja, das sei ich, und ich erzählte ihm das, was die Reinigungsfrau mir gesagt hatte. Er nickte und war es zufrieden. Ist schon komisch, wie kompliziert manches wirkt und dann doch wieder so einfach zu lösen ist.
Sklaven kamen in die ganze Welt von Afrika aus
Museum der Villa Karo
Später ging ich ein wenig die Straße entlang Richtung Stadt. Unser Hotel befindet sich ganz am Ende der Stadt. Brütende Hitze umfing mich. Das erste, wo ich ein wenig Abkühlung erhoffte, war ein kleines Museum, dass ein Finne hier errichtet hatte. Ich trat ein und erkundigte mich nach Möglichkeiten der Besichtigung. Die nette Frau begleitete mich auf die gegenüberliegende Straßenseite in das eigentliche Museum.
Unterbringung der Sklaven auf den Schiffen
Dort befindet sich eine Ausstellung über die Sklaverei von den Anfängen bis in die Gegenwart. Ja Gegenwart! Denn auch heute gibt es weltweit noch Sklaverei , obwohl diese inzwischen von allen Ländern der Erde offiziell abgeschafft ist. Verschiedenen Statistiken zufolge wird weltweit von 21-35 Millionen Sklaven ausgegangen, zum größten Teil Kinder, vor allem in Westafrika und auch Benin.
Das Voodoo-Kruzifix
Die meisten Sklaven wurden Baptisten. Das Voodoo-Kruzifix kann als Versuch angesehen werden, das Können von Vodun und Jesus Christus zu kombinieren. Es ist ein Beweis für die Flexibilität des Voodoo
Französisch ist nicht meine Muttersprache
Irgendwann kamen wir darauf, dass französisch nicht meine Muttersprache ist und sie entschuldigte sich für ihren Redeschwall. Die Ausstellung hat an den Wänden französische Texte, ein Heft mit englischer Übersetzung liegt jedoch aus. Ich sagte ihr, ich würde sicher viel Zeit brauchen, um alles zu lesen, zu sehen und zu verstehen. Das sei kein Problem. Damit gab sie mir den Schlüssel und ließ mich allein. Es war wirklich ein sehr interessantes und für mich aufschlussreiches Museum. Sehr lebendig wirkte es auf mich durch die persönliche Geschichte zweier Sklaven, Damma und Komi.
Mama Wati- die Voodoo-Göttin des Meeres
Sie garantiert ihren Anhängern Erfolg, Reichtum, Glück und Gesundheit
Wie aus Damma Magdalena wurde
Damma wurde 1685 in Grand Popo geboren. Mit nicht einmal 15 Jahren wurde sie als Sklavin von Ouidah zu der Insel St. Thomas, die zu der Zeit von den Dänen beherrscht war, verschifft. Dort erhielt sie den Namen Marotta. 1720 wurde die Sklavin Marotta befreit. Im Jahre 1737 trat sie zum christlichen Glauben über und wurde Baptistin. Fortan nannte sie sich Magdalena. Aus ihrem Mann Djacki wurde Joseph. 1739 schrieb Magdalena im Namen von 250 anderen afro-karibischen Frauen einen Brief an das dänische Königshaus und bat um die Genehmigung, dass diese 250 Frauen auch Baptistinnen werden dürfen. 1747 starb Magdalena auf St. Thomas. Diese Geschichte ist historisch belegt, so stand es an der Wand zu lesen.
Die Voodoo-Gott des Donners
Komi, ein Sklavenkind der Gegenwart
Seine Eltern wurden von einem Kinderhändler betrogen. So kam Komi mit 8 Jahren nach Lomé und musste in einer Autowekstatt arbeiten. Zusammen mit 5 anderen Kindern wohnte er in einem alten Auto. Viele dort nahmen Drogen, um den Alltag zu überstehen. Schläge für nicht gutes oder schnelles Arbeiten waren an der Tagesordnung. Im Jahre 2010 wurde die togolesische Organisation "Future Foundations" auf Komis Schicksal aufmerksam. Nach einigen Monaten der Recherche und vielen Diskussionen kam Komi zu seiner Familie nach Hause. Er besuchte die Schule, bekam gute Noten. Heute ist er erwachsen. Er spricht mehrere Sprachen Togos und hilft bei Future Foundations anderen Kindern mit spezieller Unterstützung.
Legba - Voodoo-Gott
Er ist der Beschützer der Dörfer, der Träger des negativen Teils der menschlichen Spiritualität und der Botschafter zwischen irdischer und spiritueller Welt
Es ist nur ein einziger Raum und die meiste Zeit benötigte ich, um mir alles aufzuschreiben, was an den Wänden stand. Nach gut einer Stunde war ich wieder draußen, schloss die Tür, zog den Schlüssel ab und brachte ihn zurück. Ich konnte der jungen Frau meine Eindrücke der Ausstellung schildern, sie lachte und lachte noch mehr, als ich ihr 1.000 CFA gab . Der Eintritt ins Museum ist kostenlos, gegen eine Spende bestehen jedoch keine Einwände. Die erhoffte Abkühlung fand ich allerdings nicht im Museum. Es war genauso drückend wie draußen.
Siesta
Weiter die Straße entlang
Weiter ging es die Straße entlang. Es war um die Mittagszeit, überall wurde an irgendeinem Verkaufsstand oder im Schatten Siesta gehalten. Es war somit relativ ruhig auf der Straße. Eine Frau fragte ich unterwegs nach dem Supermarché und sie wies mir den Weg zu beiden in der Nähe Befindlichen. Am ersten wurde auch gerade Siesta gehalten. So ging ich weiter und kam nach wenigen Schritten an den, wo eine Frau emsig arbeitete. Sie hatte viel Gemüse, Getränke und auch zwei Sorten Wein in ihrem kleinen Laden. Ich kaufte mir eine Sechserpackung der kleinen Tonic-Flaschen und eine Flasche Rotwein. Doch ich würde vor der Abreise noch einmal kommen und Mangos mitnehmen. Ohne einen Taschenrechner oder Zettel und Stift zu Hilfe zu nehmen, wie ich das hier sehr oft erlebt habe, rechnete sie im Kopf mein Rückgeld aus. Das unterschied sie von den meisten Verkäufern oder Hotelangestellten. Sie versteht mit Sicherheit ihr Geschäft.
Dann trat ich den Heimweg an, ging an den Pool und ein wenig runter zum Strand.
Siesta
Der Abend
Am Abend brach ich gemeinsam mit Gerda und Siggi zum Essen in die Stadt auf. SIe wollten in eine Pizzeria und ich in das Restaurant von Goodfried, den wir am Vormittag am Hotel getroffen und uns mit ihm für eine Tour in die Mangroven am Mittwoch verabredet hatten. Wir aßen alle sehr gut. Das kleine Restaurant, in dem ich saß, war von der Straße durch Bastmatten abgeschirmt. Auf dem Sandboden befanden sich drei Tische mit Plastestühlen. Ich war der einzige Gast. Ebenso ging es Gerda und Siggi. Sie holten mich dann ab und wir stiefelten den unebenen, dunklen Weg nach Hause.
Ich schrieb noch ein wenig, ehe ich zeitig einschlief.
Korb für den Krabbenfang
Aufbruch: | 28.12.2015 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.01.2016 |
Benin