Togo und Benin

Reisezeit: Dezember 2015 - Januar 2016  |  von Beate Böttner

Das Ende einer faszinierenden Reise

Handarbeit

Handarbeit

Lomé-Accra-Brüssel

Die Nacht im Flugzeug war für mich erholsam und von tiefem Schlaf begleitet. Gerade mal zu einer Mahlzeit wurde ich wach, die ich auch zu mir nahm. Wann und wer mein Tischchen abgeräumt hat, habe ich schon nicht mehr mitbekommen.

Die Haltung, in der ich auf langen Strecken im Flugzeug schlafen kann: Ich ziehe mir frische Socken an, wickele mir die Flugzeugdecke um die Füße, rutsche in meinem Sitz so weit wie möglich nach unten und lege die Beine hoch an die Lehne des Vordersitzes. Das vor Abflug erworbene Hals-Nackenkissen mit kleinen Kügelchen drin, tat sein Übriges zum guten Schlaf.

Brüssel Airport

Kurz vor der Landung in Brüssel wachte ich auf. Die Landebahn sah sehr feucht aus. Mich fröstelte es sogleich.
In Brüssel hatte ich nun noch fast zwei Stunden Zeit. Ich zog mich um, schlenderte hierhin und dorthin und nahm auch den etwa 12 Minuten dauernden Weg nach draußen für eine Zigarette auf mich. Ich war nach allen zu durchlaufenden Kontrollen pünktlich an meinem Gate, wo Gerda und Sigi bereits für einen letzten Gruß warteten.
Der Rückflug war ruhig und da ich ausgeschlafen war, nutzte ich den wenig mehr als eine Stunde dauernden Flug für das weitere Schreiben meiner Reiseberichte.

Maniok stampfen

Maniok stampfen

Ankunft in Berlin

In Tegel nahm mich meine Tochter in Empfang und fuhr mit mir nach Hause, wo meine Mama bereits mit einer Kartoffelsuppe auf uns wartete. Es lag Schnee, aber immerhin schien die Sonne ganz herrlich. Das erleichterte die Rückkehr. Zusätzlich habe ich noch so viel Wärme aus Afrika in mir, dass auch der kälteste Tag zu ertragen sein würde.

Schreiben der Reiseberichte

Die Reiseberichte habe ich größtenteils während der Busfahrten geschrieben und manchmal am Abend, um meine Eindrücke zu verarbeiten. Manchmal habe ich während der Fahrten auch geschlafen. Ulrich meinte daraufhin, ich sei ein Phänomen, dass ich bei solch einem Geruckel schlafen und schreiben kann.

Umfüllen in Portionsbeutel mit Blechbüchse

Umfüllen in Portionsbeutel mit Blechbüchse

Straßenszenen

Die Straßenszenen wiederholen sich. Überall dampft an Unterständen ein Kochtopf, es werden Nüsse, Kerne, Obst, Benzin (aus Kanistern in Flaschen abgefüllt), Kleidung, Yams, Yams, Yams…und so weiter verkauft. Hält der Bus an, sind sofort Frauen oder Kinder da, um etwas loszuwerden. Kleingebäck und Bananen haben wir ihnen immer abgenommen. Außerhalb der Ortschaften verpasste ich auch nichts.

In Benin haben die Motorradtaxifahrer alle eine grün-gelbe Jacke an. Darauf steht die Stadt, in der sie fahren und irgendeine Nummer. So sind sie leicht zu erkennen. In Cotonou habe ich sie allerdings in reinen gelben Jacken gesehen.

Straßenzustand

Des Öfteren musste unser Fahrer regelrecht Slalom auf den asphaltierten Straßen fahren, um den Bus und uns wegen der tiefen Löcher zu schonen. Bei vorausschauender Fahrweise sind diese Unebenheiten gut zu erkennen, denn sie zeichnen sich vom Asphalt durch die rote oder bräunliche Farbe der darunterlegenden Piste ab.

Lebenhaltungskosten

Nach Auskunft unseres Reiseleiters benötigt man in Togo auf dem Land ein monatliches Einkommen von 80.000 CFA (etwa 122 €) und in der Stadt etwa 200.000 CFA (ca. 305 €). Das bedeutet nicht, dass man so viel bekommt. Das kann jedoch bei der Bemessung von Preisen oder Trinkgeld oder " cadeaus" hilfreich sein. Der Umrechnungskurs beträgt 1 €= 656 CFA.

Schulpflicht

Es besteht Schulpflicht und die Schüler tragen eine Schuluniform. Die zu kaufen ist nicht allen Eltern möglich, gerade wenn viele Kinder zum Haushalt gehören. Dann gehen nicht alle zur Schule. Ob und wer das ggf. kontrolliert, habe ich nicht erfahren.

Armut?

Die aus europäischer Sicht vielleicht als Armut bezeichneten Verhältnisse der dort lebenden Menschen habe ich nicht so empfunden. Die Menschen leben anders, haben sicher andere Wertvorstellungen, doch nach meinen Eindrücken herrscht zumindest kein Mangel an Lebensmitteln. Menschen, wie sie mir tagtäglich in Berlin als Obdachlose, in Schlafsäcken auf der Straße nächtigend und bettelnd begegnen, habe ich weder in Benin noch Togo gesehen. Ich will damit nicht ausschließen, dass es dies nicht auch gibt, doch hier ist es präsenter, und ich schaue schon sehr darauf, auch während meiner Reisen. Die Menschen haben Kleidung, doch bei weitem nicht so viel wie wir in unseren Breitengraden. Ist bei dem Klima ja auch nicht wirklich nötig. Ja, sie ist oft auch löchrig, kommt zum großen Teil auch aus Kleidercontainern aus Europa. Baby-Jungs haben auch schon mal was Rosafarbenes an, doch ist das eigentlich wichtig?

Insgesamt ist es eine Farbenpracht, die hier nach meinem Empfinden ihresgleichen sucht.

meine Fundstücke

meine Fundstücke

medizinische Versorgung?

Zu der medizinischen Versorgung kann ich mich nicht äußern. Glücklicherweise benötigte niemand aus unserer Gruppe entsprechende Hilfe. Ganz anders in der Gruppe, die einen Tag vor uns gestartet war und die wir dann und wann unterwegs trafen. Bereits am zweiten Tag hatte der Erste Magen-Darm-Probleme. Die griffen offensichtlich um sich. Einer der Reiseteilnehmer fand sich dann auch mit Schüttelfrost und 40 ° Fieber in Kara (Togo) im Krankenhaus wieder, wo man ihm eine Infusion legte. Dennoch konnte er die Reise, die Übernachtungen in Zelten und deutlich mehr, auch mehrtägige, Wanderelemente hatte als die Unsrige, trotz seiner 77 Jahre fortsetzen. Diese Gruppe hatte übrigens einen eigenen Koch mit. Das hilft eben auch nicht immer.

Jedenfalls bekommen die Frauen ihre Kinder in medizinischen Einrichtungen und wir wurden erstaunt angeschaut bei der Frage nach Hausgeburten.

Darf ich Sie fotografieren?

Die Menschen, die mir die Erlaubnis gaben, sie zu fotografieren, schauten in der Regel ohne eine Miene zu verziehen auf die Kamera. Das scheint ganz im Gegensatz zu uns zu stehen. Sind wir doch oft bemüht, gerade auf Fotos zu lächeln oder lachen, was, schaue ich mir die Menschen hier an, oft im Alltag nicht mehr möglich scheint. Die von mir abgelichteten Menschen lachten erst dann wieder ganz herrlich, wenn sie ihre Bilder auf dem Display sahen. Und manchmal drückte ich auch dann ab.

Sicherheit

Vor meiner Abreise fragte mich meine Zahnärztin, ob es denn da sicher sei, wo ich hinfahre. Ich meinte daraufhin, dass ich ja wegen Terroralarm nicht mal mehr sicher in Hannover zu einem internationalen Fußballspiel gehen könne. Die Nachrichten über die Silvesterereignisse in Köln und anderen deutschen Städten, der Anschlag mit vielen Opfern in Istanbul und nicht zuletzt der Terroranschlag in der Hauptstadt Ouagadougou des nördlich an Togo und Benin angrenzenden Burkina Faso am Abend meiner Heimreise erreichten mich vor Ort. Wo also ist es sicher?

Voodoo-Festival in Grand Popo

Voodoo-Festival in Grand Popo

Wer sollte diese Reise NICHT unternehmen?

Kurz überlegt, ist aus meiner Sicht diese Reise nicht geeignet für Menschen, die:
• nahe Begegnungen mit Menschen anderer Kulturen, Lebensarten und Wertvorstellungen nicht mögen
• überall erstmal Desinfektionstücher aus der Tasche ziehen
• höchstsommerliche Temperaturen tags und nachts schlecht ertragen
• Abweichungen vom Programm, wo es angebracht scheint, zu ernst nehmen
• vom Reiseleiter erwarten , dass er einfach alles weiß aus den Ländern und über die Länder, durch die er führt
• kaltes oder lauwarmes Wasser beim Duschen als no go betiteln
• ihren Wasserverbrauch nicht einschränken können
• als zivilisierter Mensch niemals auf eine nicht seiner Gewohnheit entsprechende Toilette gehen würde
• nur ihren eigenen Kulturkreis als den Wahren ansehen
• Pünktlichkeit als oberstes Gebot ansehen
• allein unterwegs sind und kein Wort in einer Fremdsprache sprechen

Genau meine Reise

Ich blicke zurück auf eine für mich faszinierende Reise.

Ich fühlte mich sehr sicher und sehr wohl mit den Menschen, die mir begegneten.

JA – ES WAR GENAU MEINE REISE!

© Beate Böttner, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Modernes Westafrika voller Traditionen, Wanderungen von Dorf zu Dorf, durch Sahel-Vegetation und Tropenwälder, Feuer- und Maskentänze, die Magie des Vodun, nachhaltigen Projekten begegnen, Einblick in traditionellen Nomaden-Alltag
Details:
Aufbruch: 28.12.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.01.2016
Reiseziele: Togo
Benin
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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