Togo und Benin
05.01.16 - Fulani und Taneka plateau
Bei den Fulani
Aufbruch um 08:15, statt 08:00 Uhr.
Ich hatte meine frisch gewaschenen Sachen angezogen und fühlte mich recht wohl darin. Doch nach dem ersten Dorf sahen sie keinen Deut besser aus als zu dem Zeitpunkt, als ich sie in die Wäsche gab. Man streift durch abgebrannte Felder, es ist sehr trocken und daher staubig und das legt sich umgehend wieder an alles, was man an sich trägt.
Wir hatten unseren lokalen Guide, Debruyé mit an Bord, denn zunächst ging es zu den Fulben, oder auch Fulani, dem früheren Nomadenvolk, das heute noch ein Hirtenvolk ist. Wir trafen Jungs und Männer beim Melken an. Das ist hier Männersache. Die Frauen holen dann die Gefäße mit der Milch, über und über voll mit dunklen Punkten drin - alles Fliegen. Auf dem Markt werden die daraus gemachten Käselaiber verkauft, der Fulanikäse, der allerdings nicht roh verzehrt, sondern in Öl gebraten wird. Die Frauen und manchmal auch die Männer weisen im Gesicht vielfältige Tätowierungen auf. Die Mädchen gehen in de Regel nicht zur Schule. Wir durften uns im Haus (Rundhütte) einer Familie umschauen. Es gibt ein aus starken Ästen gebautes Bettgestell mit Mattenrost aus Holz. Darauf liegt eine Stroh- oder Bambusmatte. Dieses Bett hat auch ein"Dach". Auf Diesem sind die Bekleidung und sonstige Besitztümer der Familie untergebracht. Rechts neben dem Eingang schlafen auf einem kleinen Teppich die Kinder. Ich schätze mal, der Durchmesser des Schlaf-/Wohnzimmers der Familie beträgt 5, maximal 6 m. Hier wohnen derzeit das Ehepaar mit drei Kindern, das Vierte ist unterwegs.
Das Dorf Tanéka Béri
Von dort fuhren wir weiter mit dem Bus in das Dorf Tanéka Béri, dem Startpunkt unsrer heutigen, etwa 4 Stunden dauernden Wanderung. In diesem leben vier verschiedene Stämme zusammen: Gurmanche, Kabyé , Yoruba und Bètammaribè. Die Gurmanchen tragen auffällige Narben im Gesicht. Im Kleinstkindalter werden den Mädchen auf jeder Seite 4 Streifen geritzt, den Jungen 3 Streifen. Die Jugend von heute möchte das jedoch nicht mehr immer. Viele Menschen haben das Dorf verlassen, um Arbeit zu finden. Das Dorf lebt eigentlich von der Landwirtschaft, doch es gibt nicht genug Arbeit. Es muss früher ein sehr großes Dorf gewesen sein, wenn man die vielen Rundhäuser sieht.
Beim König
Doch aktuell leben zwischen 120 und 130 Menschen hier. Die verschiedenen Ethnien heiraten auch untereinander. Wenn das der Fall ist und das Paar Kinder bekommt, gehören diese dem Volk des Vaters an und tragen auch seinen Familiennamen. Lässt sich das Paar scheiden, die Frau kann einfach gehen und der Chef des Dorfes sagt ja dazu, verbleiben die Kinder beim Vater, können die Mutter jedoch besuchen. Sie sollen jedoch möglichst dem neuen Mann der Mutter aus dem Weg gehen. Da die Männer hier mehrere Frauen heiraten können, werden die Kinder der fortgegangenen Frau durch die anderen Frauen mit versorgt. In einer polygamen Ehe sind alle Frauen gleichrangig. Wenn der Mann etwas für die Frauen einkauft, Stoff oder Kleidung, dann darf jedoch zunächst die erste Frau aussuchen, was sie möchte und dann sind die anderen dran. Dies erfuhren wir alles während der Audienz beim Chef des Dorfes, bei dem wir auch dieses Mal wieder eine Audienz hatten. Er ist ein Kabyé aus Togo, das heißt seine Vorfahren kamen aus Togo. Er selbst ist bereits hier geboren. Der Chef wiederum hatte auch etliche Fragen, wie das in unseren Ländern sei, wenn man sich scheiden lässt. Es war ein wirklich interessanter Austausch. Und der Chef war auch sehr zugewandt und freundlich. Während der Audienz gab es manch lustige Situation. François übersetzte unsere Fragen ins Französische, Debruyé in die Sprache des Chefs. Das Ganze dann Retour über François an uns. Zumeist stellte ich meine Fragen gleich in französisch. Dann wandte sich François an Debruyé und richtete meine Frage in deutsch an ihn, bis er merkte, dass das eigentlich die falsche "Richtung" war.
Im Gegensatz zu dem Oberchef der Bassar, der ja Geld für die Renovierung seines Palastes und auch für Landmaschinen haben wollte, bat dieser hier darum, bei uns zu Hause von ihm und seinem Dorf zu erzählen und auf die Situation aufmerksam zu machen, so dass vielleicht ein wenig Material für die hiesige Schule gespendet wird. Ich fragte ihn, ob sich die Schule vielleicht über die beiden Packungen Buntstifte freuen würde, die ich dabei habe. Oh ja, gewiss und vielen Dank. Als ich entschuldigend meinte, es seien nur zwei Packungen und ganz wenige Stifte, wurde mir gesagt, dass es nicht um die Größe geht. Am Ende unserer Wanderung übergab ich die Stifte dem Sohn des Chefs, der uns begleitetet hatte, für die Schule und er verbeugte sich tief und dankte nochmals.
Beim Fetischeur
Weiter ging es durch das Dorf zum Fetischeur. Doch der Erste, den wir aufsuchten, war nicht da. Er war auf dem Feld. Also gingen wir den steinigen Weg ein wenig hügelan und kamen bald zu der Hütte eines weiteren Fetischeurs. Er war schon sehr alt und es fiel ihm sichtlich schwer, aus seiner Hütte herauszukommen. Doch er kam. Die Fetischeure sind immer nur mit einem Lendenschutz bekleidet und rauchen eine lange Pfeife. Die kurze Unterhaltung bestand im Austausch diplomatischer Redewendungen - Danke für den Empfang, gute Reise, alles Gute für die Familie...
Blick ins Innere eines Hausen in Tanéka Béri, rechts im Korb die Kleidung der Familie, davor Schlafplatz für die Kinder
Ins Dorf der Bariba
Der Weg ins nächste Dorf war steinig, aber doch gut zu laufen, wenn man aufpasste, wo man hintrat. Wir begegneten einem alten Mann auf einem Yamsfeld. Den wollte Gerda gerne fotografieren, doch er winkte ab. Nur gegen eine kleine Gabe wäre er bereit. Sie holte aus ihrer Tasche ein kleines Gebäck heraus, das sie gestern in Natitingou gekauft hatte. Doch das lehnte er ab. Er wollte Geld. Also gab es kein Foto. Bald war das Dorf der Bariba (ursprünglich aus Nigeria) mit der Schmiede, in die wir einen Blick werfen wollten, erreicht. Unter einem großen Schatten spendenden Baum rasteten wir und aßen unsere Sandwiches. Natürlich waren sofort Kinder um uns herum, mit denen Emma ein halbes Sandwich teilte. Die Sandwiches sind hier etwa 40 cm lange Baguettes. In der Schmiede saß diesmal ein Kind am Blasebalg, der aus Ziegenfell bestand. Es wurden Messer hergestellt, hier mit einem Hammer. Als wir uns verabschiedeten, leisten Gerda und Emma noch, ich sag mal 4. Hilfe an der Verletzung einer Frau. Ihre Wunde war wohl schon etwas älter. Sie gaben Desinfektionsspray und ein Pflaster darauf.
Zur nächsten Unterkunft
Weiter ging es den steinigen Weg und kurz vor 14:00 Uhr, also nach etwa 3,5 Stunden hatten wir unseren Bus wieder erreicht. Nun waren es noch etwa 20 Minuten Fahrt bis zu unserer heutigen Unterkunft. Eine herrliche Anlage mit lauter Rundhütten, wovon ich wieder eine ganz allein für mich bekam. Es gab lediglich Telefon, kein wifi oder Internet. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, die ich bei einem Kaffee und Wasser im Schatten für das Schreiben nutzte. Für 19:30 Uhr waren wir zum Abendessen verabredet und hatten das Angebot angenommen, frittierte Yams mit Erbsengemüse zu essen. Da es hier außer Wasser und Bier keine weiteren kalten Getränke gab, war ich froh, dass ich mir in Natitingou einen Tetrapack spanischen Rotwein gekauft hatte, den ich nun beim Abendschwatz mit Gerda genoss.
Ausklang
Gegen 22:00 Uhr hoben wir unsre Runde auf. Es war merklich kühl, nur noch so um die 25 Grad. In der Hütte war es deutlich wärmer. Dennoch blieb die Klimaanlage aus und ich fiel alsbald in einen tiefen und erholsamen Schlaf.
Warum wir neben unserem Reiseleiter immer noch einen lokalen Guide haben? François spricht Éwè und französisch. Doch niemand beherrscht in diesem Vielvölkerstaat alle Sprachen, die gesprochen werden. Dafür wird jeweils jemand mitgenommen, der sich mit den Leuten auf dem Land verständigen kann, wenn diese kein Französisch beherrschen.
Aufbruch: | 28.12.2015 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.01.2016 |
Benin