Togo und Benin

Reisezeit: Dezember 2015 - Januar 2016  |  von Beate Böttner

06.01.16 - auf nach Dassa-Zoume

Unterwegs nach Dassa-Zoumé

Um 7:30 Uhr wollten wir frühstücken, um die etwa 300 km lange Fahrt um 08:00 Uhr anzutreten. Doch das Frühstück kam, wie meist, 10 Minuten später. Afrikanisch eben. Um 08:15 Uhr starteten wir dann. Auf der Piste vor uns war gerade ein Fetischeur zu Fuß unterwegs, ehe er sich unter einem Baum niederließ.
Wir hingegen mussten rechtzeitig in Dassa sein, wo wir um 16:00 Uhr an einer Zangbeto-Zeremonie teilnehmen wollten.
Zunächst durchquerten wir die Stadt Djougou. Hier herrschte schon lebendiges Treiben auf den Straßen, es brodelten die Töpfe und Waren aller Art konnten am Straßenrand erworben werden. Die Marktplätze selbst, zu erkennen an ihren vielen hölzernen Ständen, waren jedoch alle leer. Offensichtlich war heute kein Markttag.

Autowerkstatt

In der nächsten Stadt, Bassila, stiegen wir aus und gingen zu einer Mechaniker-Werkstatt. Wie sagte François so schön: die Autos kommen oft aus Europa, sind 20-30 Jahre alt und müde. Hier werden sie wieder wach gemacht. Wir sahen eine Weile zu, wie ein, nicht mehr wirklich als Kleinbus erkennbarer, Fahrzeugkorpus für eine neue Farbe vorbereitet wurde und was einer der Mechaniker am Motor eines Peugeot rumwerkelte.

Irgendwo unterwegs hielten wir am Straßenrand und waren sofort umringt von Verkäuferinnen. Wir nahmen ihnen die Bananen und Kleingebäck ab. Das sollte uns zum Mittag reichen.

Autowerkstatt

Autowerkstatt

Mittagspause

Weiter ging die Fahrt in einen anderen Ort, wo wir etwa gegen 12:15 Uhr ankamen. Wir hielten, weil François ein Restaurant für eine Mittagspause entdeckt hatte. Wir wollten nichts essen, aber für ein kühles Getränk könnten wir uns schon dorthin setzen. Mehr wäre auch gar nicht möglich gewesen, denn es gab nichts zu essen. Doch gleich nebenan kochte eine Frau am Straßenrand. Dort holte sich François Reis, Nudeln, Tomatensoße mit Fisch drin. Als er sagte, es schmecke sehr gut, entschied ich mich auch eine Kleinigkeit zu holen. Es gab dort auch Aguti, doch François hatte von dem Verzehr wegen Ebola abgeraten, denn Aguti ist ein Wildtier. Ich ließ mir Reis mit einer sehr würzigen Tomatensoße geben und löhnte ganze 100 CFA, also etwa 0,15 € dafür. Und die Frau in dem Restaurant, das Keines war, schälte mir noch meine mitgebrachte Mango, die ich genüsslich verspeiste.

Aguti

Aguti

Aus diesen Töpfen bekam ich ein leckeres Mittagessen

Aus diesen Töpfen bekam ich ein leckeres Mittagessen

Dankoli

Kurzer Stopp bei Dankoli, einem Fetisch-Ort, der jedoch keinen Fetischeur mehr hat. Zu diesem Fetisch kommen die Menschen und tragen ihre Wünsche vor. Ich möchte ein Kind bekommen, ich möchte heiraten, ...soll gesund werden usw. Dafür versprechen sie ihm wiederzukommen und ihm ein Opfer zu bringen. Dabei handelt es sich zumeist um lebendige Tiere wie Kühe oder Ziegen, Hühner. Diese werden gleich vor Ort geschlachtet, denn Dankoli möchte nur das Blut haben. Der Rest wird ebenfalls gleich vor Ort zubereitet und gegessen. Manchmal nimmt Dankoli auch Palmöl oder Palmschnaps. Schade eigentlich. Ich hätte da auch einen großen Wunsch, dem ich Dankoli gern vorgetragen hätte. Doch ihm in einem Jahr eine Kuh oder Ziege oder auch nur Palmöl zu bringen, halte ich für ziemlich unrealistisch. Also werde ich weiter ohne Fetisch an der Erfüllung meiner Wünsche arbeiten. Der Vertrag mit Dankoli wird damit besiegelt, dass ein Stöckchen in die Erde geschlagen wird. Wird nach einem Jahr das Dankesopfer gebracht, wird der Stock wieder aus der Erde gezogen, denn der Vertrag ist erfüllt. Gerade heute früh waren zwei Hühnchen geopfert worden . Die waren inzwischen gekocht worden und man präsentierte sie uns. Überall lagen Federn und kokelte etwas. Frauen verkauften Palmöl. Durch das angebrannte Palmöl roch es auf diesem Platz eher etwas fruchtig, als verbrannt.
Dankoli ist einer der zentralen Voduonpferstätten in Benin.

Dankoli-Fetisch

Dankoli-Fetisch

Straßensperre

Kurz hinter Dankoli Straßensperre. Doch offensichtlich eher für ausländische Fahrzeuge. Und wir saßen in einem mit togolesischem Kennzeichen. Aussteigen, Papiere zeigen, lange Diskussionen zwischen François und einem schwer bewaffneten Soldaten. Noch einen Zettel aus dem Auto holen und weiter diskutieren. Die Bescheinigung, dass unser Fahrers mit seinem Fahrzeug durch Benin fahren darf, war noch gültig. Doch das wollte der bewaffnete Uniformierte nicht sehen und François sollte 5.000 CFA (ca. 7,62 €) bezahlen. Also ging die Diskussion weiter und endlich wurde gegen Aushändigung einer Flasche Wasser das Absperrgitter von der Straße gezerrt und wir konnten weiter fahren.

Bald kamen wir an ein Häuschen, wo eine Strassennutzungsgebühr in Höhe von 50 CFA entrichtet werden musste. Nach Erhalt der Quittung konnten wir passieren.

Blick vom Straßenrand auf die Wohnhäuser

Blick vom Straßenrand auf die Wohnhäuser

Dassa-Zoumé

Um 14:20 haben wir unser Hotel "Jeco" in Dassa-Zoumé erreicht. Dassa ist die Hauptstadt einer mittelalterlichen Königsdynastie.
Hier stiegen wir nach Ablegen der Sachen in unseren Zimmern wieder in unseren Bus, in dem auch unser lokaler Guide Benôit Platz nahm. Er zeigte uns zunächst die Stätte, an der seit Jahrhunderten die Zeremonien stattfinden, wenn ein König, ein Prinz oder eine Prinzessin sterben. Der Weg zu diesem Ort führte uns durch felsige Landschaft steil nach oben auf einen Hügel. Hier hängen und liegen diverse Fetische herum. In einen Raum eines der Häuser konnten wir einen Blick werfen. Hier waren bunt angemalte Holzstatuen diverser früherer Könige zu sehen. Von dort ging es weiter in ein Gebäude, wo ihrer Rangordnung nach die an der Zeremonie teilnehmenden Prinzen und Prinzessinnen einen Platz einnehmen. Über in Stein gehauene Stufen gelangt man so über zwei Gebäudeteile schließlich in einen dritten Teil. Darin befindet sich der Stuhl des Königs und auch ein Fetisch. Nun ist es so, dass jeden Vormittag und jeden Abend der König hierher kommt und Menschen empfängt, die den König um etwas bitten wollen. Dazu trinken der König und der Bittsteller Palmschnaps, der in einer Kalebasse bereitsteht. Dann beschwört der König den Fetisch, damit die Wünsche des Bittstellers erfüllt werden. Benôit erzählte uns zu einem anderen Haus die Geschichte eines Königs, der darin lebte und eines Tages auch verstarb. Jedoch fanden ihn seine Kinder nicht in Form menschlicher Gestalt, nein - sein Kopf war am Körper einer Schlange. Und die Legende geht weiter, doch ich habe mir nicht alles merken können. Jedenfalls werden die Toten nach der Zeremonie auf dem Hügel in einem Sarg in den nahegelegenen Wald getragen und dort beerdigt.

Blick auf Dassa-Zoume

Blick auf Dassa-Zoume

Von dort unten stiegen wie den felsigen Weg hinauf

Von dort unten stiegen wie den felsigen Weg hinauf

Zangbeto-Zeremonie

Nach diesem etwa einstündigen Ausflug fuhren wir in ein anderes, etwa 20 km entferntes Dorf, um dort einer Zangbeto-Zeremonie, einem traditionellen Fest der Fon im Süden Benins, beizuwohnen. Diese Zeremonie hat eine große Bedeutung, da das Tragen der großen, aus Stroh gefertigten Masken in Verbindung mit dem Tanz gegen böse Geister schützen soll. Die Tänzer sind Teil einer geheimen Kaste und deren Identität ist selbst den Dorfbewohnern unbekannt. Als wir ankamen, war der Platz unter einem riesigen Mangobaum schon sehr gut gefüllt. Um die Zeremonie nicht ganz so staubig werden zu lassen, wurde der Platz zuerst mit Wasser benetzt. Doch das hatte wenig Sinn. Schon nach gefühlt einer Minute war das ganze Wasser weggewischt von den Strohmaskenmenschen, deren Kostüme lang auf der Erde schleiften. Angefeuert durch Trommelklänge und den Gesang einiger Frauen gerieten die Strohmaskentänzer in immer schnellere Bewegungen. Wann immer sie auf den Kreis der Menschen, der sich gebildet hatte, zustürmten, stob diese Menge auseinander. Eine gewisse (Ehr-) Furcht? Irgendwann kamen dann einige junge Männer aus dem Dorf und zeigten den magischen Strohmann. Sie legten ihn flach auf den Boden, so dass jeder sein Innenleben sehen konnte. Diverse Schnüre hingen innen herab. Dann wurde er aufgerichtet und beklopft, mit Palmschnaps bespuckt, bis er anfing, sich zu rütteln. Dann wurde er wieder umgelegt und hervor kam eine Kalebasse mit einem toten Vogel drauf. Ein anderes Mal wurde Sand in eine Kalebasse gefüllt und in Tuch gewickelt , die Figur wieder aufgerichtet und nach der Prozedur mit Klopfen und Benetzen, bewegte sie sich wiederholt allein. Unter den staunenden Gesichtern der Anwesenden waren in der Kalebasse nun Kekse, die im Publikum reißenden Absatz fanden. Wir blieben etwa 1,5 Stunden bei der Zeremonie. Auch wenn wir in der Kürze der Zeit und den erhaltenen Erklärungen und vor allem als Touristen, denen diese Kultur nicht geläufig ist, nur wenig den Sinn solcher Zeremonien verstehen, war es doch sehr beeindruckend.

Zangbeto-Zeremonie

Zangbeto-Zeremonie

Sehr staubige Angelegenheit

Sehr staubige Angelegenheit

Nichts und niemand ist hier drunter

Nichts und niemand ist hier drunter

Nach magischer Prozedur fand sich darunter eine Kalebasse mit totem Vogel darauf

Nach magischer Prozedur fand sich darunter eine Kalebasse mit totem Vogel darauf

Zuschauer

Zuschauer

Abendessen

Danach kehrten wir in unser Hotel zurück. Heute wollten wir mal einheimisch essen gehen. Benôit hatte uns nicht weit vom Hotel ein Restaurant empfohlen, zu dem wir um 19:45 Uhr aufbrachen. Wir konnten wählen zwischen Foufou, Reis, Nudeln, Pommes frites und diversen Soßen und Fisch oder Aguti oder Hase oder Ziege oder Hühnchen. Meine Wahl fiel auf Foufou (gerade frisch gestampft), Tomatensoße und Fisch. Dazu ein Tonic. Ich bezahlte letztlich dafür 1.300 CFA, also umgerechnet knapp 2 Euro.

Den Rest des Abends verbrachte ich in der wifi bietenden Hotel-Lobby, ehe auch ich ins Bett ging.

Sie begleiteten uns zum Bus

Sie begleiteten uns zum Bus

Mittendrin

Mittendrin

© Beate Böttner, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Modernes Westafrika voller Traditionen, Wanderungen von Dorf zu Dorf, durch Sahel-Vegetation und Tropenwälder, Feuer- und Maskentänze, die Magie des Vodun, nachhaltigen Projekten begegnen, Einblick in traditionellen Nomaden-Alltag
Details:
Aufbruch: 28.12.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.01.2016
Reiseziele: Togo
Benin
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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