Im Land der Regenbogen
Burg Weißenstein
Wir machen uns auf den Weg zum nächsten Besichtigungspunkt, dort angekommen nehmen wir zunächst zwei kleine Teilchen mit unserem Thermoskannenkaffee zu uns. Die Burg Weißenstein hat ihren Namen von dem Quarzitgestein des Pfahl auf dem sie gebaut wurde. Der Weg zur Burg führt zunächst durch den gläsernen Wald:
Der Mittlere Bayerische Wald wird wegen der vielen hier existierenden Glashütten auch gerne als Gläserner Wald bezeichnet. Glas ist DER Rohstoff der Region. Die früheren Herren auf Burg Weißenstein, die Degenberger, waren wohl die ersten Glashüttenherren der Gegend. Seit dieser Zeit haben sich viele Generationen von Glasmachern und Glaskünstlern großes Wissen und bestaunenswerte Kunstfertigkeit um diesen sagenhaften Werkstoff erworben.
Charly Rödl als Initiator und Glaskünstler Rudolf Schmid, bekannt als Gründer der Gläsernen Scheune, haben sich intensivkünstlerisch mit dem Thema Gläserner Wald auseinandergesetzt. Entstanden ist dabei ein glitzernder, funkelnder, transparenter Wald. Auf rund 2.000 qm erheben sich bereits über 25 Glasbäume aus acht Millimeter dickem grün, braun oder blau schimmernden Glas, in unterschiedlicher Gestalt und mit einer Höhe von bis zu 8 Metern. Das Gesamtkunstwerk aus Landschaft und Glas wird ständig erweitert.
Schließlich stehen wir vor dem fressenden Haus, das wir jedoch nicht besichtigen wollen.
Die Dame am Eingang sagt uns jedoch, dass wir hindurch laufen können, um zur Burg(Ruine) zu kommen.
Auf dem mächtigen weißen Quarzfelsen hoch über dem malerischen Luftkurort Regen stehen die wildromantischen Reste der ehedem so bedeutenden Burganlage Weißenstein. Hoch ragt der Burgturm in den blauen Himmel. Von seiner Spitze aus bietet sich ein atemberaubender Fernblick über die Berge und Täler des Bayerischen Waldes. Für 1 € p.P. Können wir auf den Turm. Sogar Ulrike besteigt ihn.
Auf Burg Weißenstein, so erzählt die Sage, sei vor vielen vielen Jahren eine Burgherrin von ihrem Ehemann bei lebendigem Leibe eingemauert worden, weil sie ihre Kinder im Regenfluss ertränken lassen wollte. Noch heute soll die Unglückliche als weiße Frau durch die Ruine von Weißenstein geistern.
Viele Sagen und Mythen ranken sich um die Burgruine, die etwa um 1100 von den Grafen von Bogen auf dem Pfahlfelsen nahe Regen errichtet wurde. Ganz allmählich wurde sie zu einer mächtigen Burganlage ausgebaut. Die verwendeten weißen Quarzsteine des Pfahls gaben ihr ihren Namen: Weißenstein.
Nach wechselvollen Zeiten, verschiedenen Zerstörungen und Besitzerwechseln wurde die Burg Weißenstein 1742 endgültig durch die Panduren im Österreichischen Erbfolgekrieg nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Nur wenige Gebäude überstanden die Zerstörungswut. Doch bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begann man ganz im Sinne der Romantik mit der aufwändigen Sanierung der Burgruine.
Längst ist die Ruine mit ihren mächtigen Mauern zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Hat man erst einmal den markanten Burgturm über steile Holztreppen erklommen, so bietet sich dem Besucher eine atemberaubende Fernsicht über die blau schimmernde Bergkette des Bayerischen Waldes.
Unterhalb der Burg liegt eine hübsche kleine Kapelle, mit zahlreichen Totenbrettern. Diese enthalten z.T. sinnreiche Sprüche. Auf der großen Wiese ist für die Johannisnacht ein Holzstapel aufgestellt, der wohl am Samstag angezündet werden soll.
Im Jahre 1820 erbaute die Dorfgemeinschaft Weißenstein auf Allmende- bzw. Rechtlergrund ihre Dorfkapelle. Die Entstehung des Gotteshauses fällt in eine Zeit, in der- nach der Zerstörung vieler Kleindenkmäler durch die Säkularisation 1803 - in der Gegend etwa 80 neue Kapellen errichtet wurden. Georg Stoiber, ein seit 1810 in Regen ansässiger Maler, Vergolder und Bildhauer, wirkte maßgeblich an der nachbarocken Ausstattung des Kirchleins mit. Das Altarblatt, die Hl. Maria darstellend, ist älterer Herkunft. Die Ausstattung mit Heiligenfiguren deutet auf eine lokale Verehrung hin, was sich auch in den erhaltenen Votivtafeln widerspiegelt.
Bemerkenswert sind darüber hinaus die "Totenbretter", die an der Außenwand angebracht sind. Sie wurden bis um 1930 von Schreinern hergestellt, beschrieben und bemalt, nachdem sie zuvor während der dreitägigen Aufbahrung im Sterbehaus als "Liegebretter" für die Verstorbenen gedient hatten. Auf jüngeren "Gedenkbrettern"hat kein Toter mehr geruht.
»Übers Brettl grutscht«
Ein uralter, früher im süddeutschen Raum, im Salzburgischen, in Nord-und Südtirol, in Böhmen und in der Schweiz verbreiteter, teils noch heute geübter Brauch ist das Aufstellen von »Totenbrettern».
Sie erinnern an die »Marterln«, die Kruzifixe und Bildsäulen aus Stein, Holz oder Eisen, die in Bayern, Österreich und Südtirol verbreitet sind: aufgestellt am Feld-, Waldoder Straßenrand zur Andacht oder wo ein Mensch zu Tode kam. Allerdings haben die Totenbretter einen anderen Ursprung. Als es auf den Friedhöfen noch keine Leichenhäuser gab und im zwar holzreichen, aber armen Waldland Särge kaum üblich waren, wurde der Verstorbene zu Hause drei Tage lang auf einem Brett aufgebahrt, an dem Angehörige und Nachbarn die Totenwache hielten. In manchen Gegenden kam es im Winter sogar vor, dass der Verstorbene auf dem Totenbrett gefroren zu Hause auf dem Dachboden aufbewahrt werden musste, bis der Schnee geschmolzen bzw. der Friedhofsboden nicht mehr gefroren war. Dann wurde der Leichnam mitsamt dem Brett zu Grabe getragen, oder man ließ ihn bei der Beisetzung vom Brett ins Grab rutschen. Daher stammt wohl auch der Spruch »Der is übers Brettl grutscht« - »Der hat das Zeitliche gesegnet«.
Alte Bräuche
Wenn dem Toten das Brett nicht mit ins Grab gegeben wurde, stellte man es anstatt oder zusätzlich zum Grabstein am Friedhof oder nahe dem eigenen Haus auf. Andere nagelten es an eine Stadlwand, an einen Baum am Kirchsteig, legten es auf eine sumpfige Wiese oder über einen Wassergraben. Wer das Brett betrat, war verpflichtet, für den Verstorbenen ein Vaterunser zu beten. Die einen versuchten, die Totenbretter zu konservieren, andere verwendeten Weichholz (Fichte oder Tanne), damit die Bretter schnell verrotteten. Denn nach einem alten Glauben im Wald soll die Seele eines Verstorbenen erst aus dem Fegefeuer erlöst werden und zum Himmel auffahren, wenn sein Totenbrett zerfallen ist. Etwa ab Anfang des 19. Jh.s wurden die Bretter beschriftet oder bemalt. Zunächst nur mit den Anfangsbuchstaben des Namens und dem Todesjahr, später kamen Mitteilungen über Stand, Wohnort und Lebensalter, Angaben über die Todesumstände sowie fromme oder sinnige Sprüche und Verse hinzu.
(aus Baedeker)
Aufbruch: | 20.06.2016 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 30.06.2016 |