Im Land der Regenbogen
der Pfahl - eine geologische Besonderheit
Beim Studium von Reiseführer und Internet fiel uns der Hinweis auf den Pfahl, einen 150 km langen Höhenzug von besonderem geologischen Interesse auf: Im Jahr 2002 wurde der Pfahl vom Bayerischen Umweltministerium mit dem offiziellen Gütesiegel Bayerns schönste Geotope ausgezeichnet. Im Jahr 2006 erfolgte die Aufnahme in die Liste der 100 ausgezeichneten Nationalen Geotope Deutschlands. Das mußten wir natürlich sehen.
Vor Ort gab es jedoch keine Prospekte/ Flyer - lediglich die Dame in der Touristinfo in Cham wußte von zwei Stellen zu berichten, an denen man den Quarzfelsen bewundern kann.
Nordwestlich von Viechtach tritt ein einzigartiges Naturdenkmal des Bayerischen Waldes an die Erdoberfläche, die als „Pfahl" bekannte Quarzader, die die gesamte Längsfurche des Regentals durchzieht. Nur an wenigen Stellen präsentiert sich der Pfahl so eindrucksvoll wie beim Viechtacher Waldbad, von dem er durch die B 85 mit ihrem langen Viadukt getrennt ist. Wir sehen ihn in ähnlichem Ausmaß nur noch oberhalb der Stadt Regen bei der Burg Weißenstein, der er den Namen gab, bei Moosbach nordwestlich von Viechtach und schließlich bei Schloss Thierlstein.
Über die Entstehung dieser Quarzader, die so gar nicht zu Gneis und Granit, den Urgesteinen des Bayerischen Waldes, passt, gab es in der Vergangenheit zum Teil abenteuerliche Deutungen, die sie nicht nur dem Teufel zuschrieben. Die moderne Geologie führt den Pfahl darauf zurück, dass vor etwa 240 Millionen Jahren bei der Gebirgsbildung eine gewaltige Druckbeanspruchung im Gneis-Granit-Gebirge zu einem Riss geführt hat, in den aus dem Erdinneren, dem Magmaherd, heißes Wasser mit gelöster Kieselsäure emporströmte. Beim Erkalten in den oberflächennahen Schichten kristallisierte diese aus und bildete den Pfahlquarz.
In der Vergangenheit wurde der Pfahl als Steinbruch benutzt, vor allem aber der durch Verwitterung angefallene Quarzsand, dessen Vorhandensein erst die Glasindustrie im Bayerischen Wald ermöglichte. Die schönsten Stellen des Pfahls, wie hier bei Viechtach, stehen mittlerweile unter Naturschutz. Es gibt hier einen großen Rundgang von ca. 3 km, der zunächst an eine Stelle mit bizarren Quarzitfelsen führt.
In früheren Zeiten wurde der Quarzit an vielen Steden als Rohstoff abgebaut. Meist verwendete man ihn als Schottermaterial für den Straßenbau. Nur stellenweise waren die Quarzpartien - wie zum Beispiel bei der Burgruine Weißenstein in der Nähe von Regen - so rein, dass sie sich zur Gasherstellung eigneten. Bis 1992 war auch der bis 50 Meter tiefe Quarzbruch bei Viechtach in Betrieb. Das Material wurde zu hochwertigen Schottern und Edelsplitten verarbeitet, aber auch zu Reinst-Silizium und Siliziumlegierungen für die Microchip- und Solarzellen Herstellung.
Danach geht es durch lichten Fichten- und Birkenwald mit vielen Waldbeersträuchern an dem alten Steinbruch entlang.
Obwohl wir den überwiegenden Teil des Weges im Schatten laufen können, macht uns die Hitze schon zu früher Morgenstunde zu schaffen. So ist die erste Flasche Wasser dann bereits leer, als wir wieder den Wagen erreichen.
Aufbruch: | 20.06.2016 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 30.06.2016 |