Im Land der Regenbogen

Reisezeit: Juni 2016  |  von Herbert S.

Cham - Kreisstadt im Land der Regenbogen: interessante Umgebung

Chammünster

Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt befindet sich in Chammünster - dem Ort, von dem aus vor über 1250 Jahren der christliche Glaube in den Bayerisch-Böhmischen Wald hinein und weit darüber hinaus getragen wurde.
Im Jahre 739 stiftet der Bayernherzog Odilo dem Domkloster St. Emmeram in Regensburg rund 50 km2 aus seinem Herzogsgut. Daraufhin gründen Mönche von St. Emmeram im heutigen Stadtteil Chams die „cella apud chambe", das Klösterlein am Fluss Chamb.
Die Mönche der „cella" lebten nach der Regel des heiligen Benedikt (Gebet und Arbeit), missionierten und kultivierten ihre Flächen und waren ab dem Jahr 800 auch in die Missionierung Böhmens mit einbezogen. Die erste Kirche, eine für die damalige Zeit übliche Holzkirche, wurde wahrscheinlich bei einem der Ungarneinfälle um 910 zerstört. Eine zweite Kirche, wohl in romanischen Stil und von Regensburg aus erbaut, wurde durch König Ottokar II. von Böhmen zerstört. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begann man schließlich mit dem Bau der dritten Kirche, einer im frühgotischen StiL
Bis heute erhalten sind davon noch der Chor, der Ansatz des frühgotischen Triumphbogens und der Nordturm - der Südturm musste, da ruinös geworden, im 19. Jahrhundert erneuert werden. Da das Bauwerk in den Hussitenkriegen stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, war ein Neubau der dreischiffigen Halle unumgänglich. Die somit vierte, die spätgotische Kirche, errichtete man in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts - wohl mit dem bereits vorhandenen Steinmaterial auf den alten Fundamenten und Säulenstümpfen. Darauf weisen die Steinmetzzeichen hin.

Maria Himmelfahrt in Chammünster

Maria Himmelfahrt in Chammünster

Auch im Inneren der Kirche wird die gotische Epoche fortgeführt. Bis auf den Hochaltar, der dort aufgrund seiner barocken Architektur eher wie ein Fremdkörper wirkt.

1912 wurden an der nördlichen Obergardenwand im Mittelschiff drei Fresken aufgedeckt, die im Calvinismus übertüncht worden waren. Sie stammen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Fresko über der zweiten Arkade enthält das Allianz-Wappen der Chamerauer und Thürlinger.

spätgotisches Fresko im Langhaus: Schutzmantel Madonna (etwa 1470)

spätgotisches Fresko im Langhaus: Schutzmantel Madonna (etwa 1470)

Aus der Zeit um 1300 sind die Gemälde im Maßwerk der drei Fenster im Chor und aus dem 15. Jahrhundert das figürliche Glasgemälde im letzten, dreibahnigen Fenster des südlichen Seitenschiffs erhalten geblieben.

spätgotische Glasmalerei inm südl. Seitenschiff: der Auferstehungs-Heiland

spätgotische Glasmalerei inm südl. Seitenschiff: der Auferstehungs-Heiland

Unter der Empore steht das älteste Ausstattungsstück der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, ein halbkugeliger, romanischer Taufstein. Er ist stark verwittert, da er über lange Zeit auf dem Friedhof Regen und Wind ausgesetzt war. Im Umlauf des Steins sind Christus und die zwölf Apostel zu erkennen, dazwischen verschiedene Pflanzenornamente.

Unter der Empore steht das älteste Ausstattungsstück der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, ein halbkugeliger, romanischer Taufstein. Er ist stark verwittert, da er über lange Zeit auf dem Friedhof Regen und Wind ausgesetzt war. Im Umlauf des Steins sind Christus und die zwölf Apostel zu erkennen, dazwischen verschiedene Pflanzenornamente.

Das Münster zählt zudem an die 130 Grabsteine und Grabinschriften, die bis heute an den Wänden, im Boden, an den Außenmauern und in der Anna-Kapelle bestehen.

Das Münster zählt zudem an die 130 Grabsteine und Grabinschriften, die bis heute an den Wänden, im Boden, an den Außenmauern und in der Anna-Kapelle bestehen.

Die St.-Anna-Kapelle in Chammünster ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Stiftung der Ritter von Chamerau aus dem Jahr 1393. Sie steht neben der großen Kirche. Auch wenn die Beschreibung ausführliche Angaben macht, ist es uns nicht vergönnt diese kapelle zu beichtigen, da sie als einige der wenige in Bayern befindlichen Kirchen abgeschlossen ist.

In der Nordostecke des Friedhofs Chammünster, dort, wo heute ein Leichenhaus steht, stieß man 1820 auf die Reste eines sogenannten Beinhauses. Es besaß zwei halb ober-, halb unterirdische Räume mit Tonnengewölbe und entstand wohl im 13. Jahrhundert. Sein Inhalt: Eine nicht bekannte Anzahl von Knochen und etwa 5000 Schädel.
Beinhäuser dienten früher zur Aufbewahrung der sterblichen Überreste der Toten. Diese mussten bei einer Neubelegung der Gräber entfernt werden, da es nicht gestattet war, übereinander zu beerdigen.
Der Karner in Chammünster lag einst unter einer Kapelle. Diese wurde jedoch während der Reformation durch die Katvinisten zerstört Das Beinhaus blieb zwar erhalten, wurde jedoch überwachsen und geriet schließlich in Vergessenheit. Heute ist der Karner in Chammünster in weitem Umfeld der einzige, in dem sich noch menschliche Überreste aus der Vergangenheit befinden.

Knochen und

Knochen und

Schädel

Schädel

© Herbert S., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alljährlich suchen wir uns eine kleine Region in Deutschland aus, wo wir wandern, besichtigen und golfen können. Diesmal ist es der bayrische Wald - der Landkreis um Cham nennt sich selbst das Land der Regenbogen, da mehrere Flüsse mit diesem Namen z.T. stark mäandrierend durch die schöne Landschaft fließen.
Details:
Aufbruch: 20.06.2016
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 30.06.2016
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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