Von Mexiko bis Argentinien
Die letzte Etappe
Buenos Aires für 10 Tage
Wir kommen am 1. Februar mittags mit dem Schiff aus Colonia del Sacramento in Uruguay über den Rio de la Plata im Hafen von Buenos Aires an. Die Skyline, die sich beim Näherkommen am Horizont abzeichnet, kündigt eine moderne Großstadt an. Es ist drückend heiß, zumindest mittags.
In San Telmo, einem Stadtteil, der uns von anderen Reisenden empfohlen worden ist, finden wir ein nettes Hotel. Ganz in der Nähe befindet sich der Plaza Dorrego ein schöner baumbesäumter Platz, wo wir uns erst mal stärken können. Nicht ganz zufällig werden wir recht bald in eine kleinere Tangodarbietungen (als Zuschauer) eingebunden, direkt am Tisch und natürlich mit der Hoffnung, dass wir danach etwas zahlen. Die Tänzerinnen und Tänzer sind, soweit wir das als Laien beurteilen können, sehr professionell. Mein erster Gedanke dabei: wie schade, dass sie sich so ihr Geld verdienen müssen und nicht auf einer Bühne stehen können.
Abends dann lernen wir zufällig Patricia und Lizzy aus Paraguay kennen. Dies sollte sich für uns als großes Glück erweisen. Die beiden leben schon seit fast 20 Jahren hier und wollen uns gerne ihr Buenos Aires, jenseits der Touristenpfade, zeigen. Wir verabreden uns mit ihnen in La Boca, einem der ärmsten Stadtteile, in dem es keinerlei Infrastruktur für Touristen gibt und der als sehr gefährlich (vor allem nachts) beschrieben wird. Dank ihrer Mitgliedschaft im größten Fußballverein Boca Juniors, einem Erstligisten aus Buenos Aires, dürfen wir das sagenhafte Stadion La Bombanera besichtigen.
Hier ein paar Bilder dieses von außen monströsen Gebäudes und des Stadions selbst, dessen Tribünen sehr steil ansteigen. Die untersten Sitzreihe haben einen Abstand zum Spielfeld von lediglich 2 Metern, es gibt also keine Außenbahnen und Sicherheitsbereiche. Nach tragischen Unglücken und Gewaltexzessen hat man sich vor einigen Jahren entschlossen, keine Gästefans mehr in dieses (und andere Stadien) einzulassen. Die gesamte Architektur des Stadions dient als Verstärker für die Gesänge der Fans. Man hört sie an Spielabenden in ganz La Boca.
Der Blick in die Runde und auf die oberen Tribünen. Es ist sehr schwer, die Dimensionen richtig einzufangen.
Fast alleine im Stadion, das Spielfeld beginnt direkt hinter der Plexisglasscheibe. Schade, dass wir kein Spiel miterleben durften.
Mit Freund Astor, einem Kunstlehrer, der u.a. Murales und Graffiti zum Teil mit Kindern und Jugendlichen erstellt, spazieren wir anschließend durch die außergewöhnlichen Straßen dieses Stadtteils. Wir sehen Stadtteile, in den die Menschen in illegalen Häusern unter der Autobahnbrücke leben. Andere Straßen sind mit Möbeln und anderem Hausrat so blockiert, dass keine Fahrzeuge, somit auch keine „Ordnungskräfte“ mehr hindurch kommen. Es sieht so aus, als sei hier ein ehemals wichtiger Arbeiterstadtteil sich selbst und seinem langsamen Zerfall überlassen.
Im besser erhaltenen Teil von La Boca sieht es z.T. farbig und freundlich aus. Ganz anders in den sich selbst überlassenen Straßen, dort haben wir keine Fotos machen wollen.
Hier nun noch einige Bilder von Buenos Aires.
Das Teatro Colón, eines der größten und imposantesten Opernhäuser der Welt, mit dem man einmal mehr versuchte, die europäischen Vorbilder zu übertreffen.
Die Floralis Genérica, 23 m groß, aus Aluminium. Mit den ersten Sonnenstrahlen am Morgen öffnet sich die Blüte und mit dem Untergehen der Sonne am Abend schließt sie sich wieder.
Die Tragik der jüngsten Vergangenheit
Zwischen 1976 und 1983 erlebt das Land nach einem Putsch durch das Militär eine brutale und blutige Diktatur. In dieser Zeit verschwinden zehntausende Oppositionelle verschwinden spurlos. Bis heute sind viele Schicksale nicht geklärt: Das Militär hält seine Unterlagen besonders über die sogenannten Todesflüge, bei denen die Leichen der zuvor Gefolterten in den nahen Rio de la Plata geworfen wurden weiterhin verschlossen.
Inmitten dieser furchtbaren Epoche findet kim Jahr 1978 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien statt. Keines der qualifizierten Länder sagt die Teilnahme ab. Die Militärjunta inszeniert ein rauschendes Fußballfest. Die internationale Berichterstattung konzentriert sich auf den Fußball. Weltmeister wird... Argentinien.
Mindestens so düster war die Praxis, in der Haft geborene Kinder von verschleppten und später umgebrachten Frauen an kinderlose Offiziersfamilien zu geben. Nach 1983 versuchten die Familienangehörigen der rmordeten diese Kinder wiederzufinden. Die Organisation Großmütter der Plaza de Mayo schätzt, dass es in Argentinien insgesamt etwa 500 geraubte und dann zur Adoption freigegebene Kinder gibt. Weit über hundet dieser Kinder konnten seither identifiziert werden und zu ihren rechtmäßige Familien zurückkehren. Die Konfrontation mit ihrer wahren Herkunft ist für die mittlerweile Erwachsenen ein äußerst schmerzhafter Prozess, waren doch ihre Adoptivväter zum Teil selbst an der Ermordung ihrer leiblichen Eltern beteiligt.
Der Eingang zur Escuela de Mecanica de la Armada, kurz ESMA, der berüchtigten Folterzentrale in einer Marineschule mitten in Buenos Aires.
Die Mütter/Großmütter der Plaza de Mayo, noch während der Militärdiktatur, d.h. seit nunmehr 60 Jahren, demonstrieren sie jedoch Woche Donnerstag um 15:30 Uhr vor dem Präsidentenpalast für die Aufklärung der Verbrechen der Militärregierung und des Verbleibs ihrer Kinder und Enkelkinder.
Aufbruch: | 27.09.2017 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 11.02.2018 |
Mexiko
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Uruguay