Rundreise durch Guatemala
Ruinen
Heute stehen die Ruinen von Copan auf dem Programm. Sie sind der Grund, warum wir diesen Abstecher nach Honduras unternommen haben. Wahrscheinlich sind sie die wichtigste Touristenattraktion des Landes. Wegen seinen politischen Turbulenzen gerät Honduras immer mehr ins Abseits. Auch hier in Copan merkt man den Niedergang. Gestern Abend kam Elwin vorbei. Er ist einer der Guides von Copan und war bei meinem ersten Besuch hier vor 16 Jahren mein Guia . Als er erfuhr, dass Rene mit einer Gruppe hier sei, kam er mich suchen. Ich staune immer wieder, über das Gedächtnis von Guias, die doch täglich Menschen aus aller Welt treffen. Er konnte sich sogar noch an den Namen meines Göttibuben erinnern, mit dem ich hier war. Und er weiss noch, wie meine Firma heisst: Bison. Er schaffte es tatsächlich, mich aus dem Pool zu holen.
Es sei nicht viel los in den Ruinen, die Guias würden nicht mehr täglich aufgeboten, meinte er, und auch wenn er zur Arbeit käme, sei nie sicher, ob er auch tatsächlich jemanden durch die Anlage führen könne. Alles sei schwieriger geworden, meint er.
Wir profitieren davon, dass nicht so viele Touristen hier sind. Es ist eher ruhig in der Anlage, zu der wir am frühen Morgen aufbrechen.
Beim Eingang empfängt uns ein lautes Geschrei. Es sind Aras, die hier gezüchtet werden. Sie werden nach Möglichkeit wieder ausgesiedelt. Sie leben hier frei, ziehen es aber vor, hier zu bleiben, weil sie hier gefüttert werden. Das Projekt sei inzwischen auch international bekannt, denn der Verantwortliche werde aus der ganzen Welt eingeladen, über seine Erfahrungen zu berichten.
Im Gebüsch raschelt es und Jesus, unser heutiger Guia macht uns auf eine Aguti-Familie aufmerksam. Aguti ist eine Art Hase, allerdings mit kurzen Ohren. Jesus ist übrigens hier ein weit verbreiteter Name.
Dass wir einen Guia für die Anlage engagieren, ist Pflicht, auch wenn René der absolute Maya-Kenner ist. Er hat darum mit ihm vereinbart, dass er die Erklärungen selber übernehmen wird. So läuft Jesus also einfach mit und ist glücklich, als er entdeckt, dass ich Lilo für Pflanzen interessiert. Immer wieder macht er sie auf Blätter und Bäume aufmerksam und erklärt, wie man sie gegen die verschiedensten Krankheiten anwenden kann.
Renè erzählt die Weltordnung der Mayas anhand des ersten Tempels.
Die Unterteilung in Himmel, Erde und Unterwelt.
Himmel oder Oberwelt ist das Reich der Götter. Hier symbolisiert mit dem Gott der Winde, der mit seiner Rassel für Wind und Bewegung sorgt. Die Erde wird symbolisiert mit dem Jaguar, es ist die Welt, in der die Menschen leben. Das Zeichen für die Unterwelt ist das Krokodil, dessen Kopf wir neben dem Tempel sehen.
Copan wurde von 16 Herrschern regiert. Auf einem Altar, den der 16. Herrscher machen liess, sind alle in Stein gehauen. René erklärt aufgrund ihrer Haltung und Kleidung ihre Bedeutung. Er zeigt uns den Turbanartigen Kopfschmuck und verspricht uns, dass wir diesen noch heute im Hochland finden werden. Noch immer werden solche Kopfbedeckungen von den Menschen getragen.
Die Herrscher bauten jeweils einen neuen Tempel, eine neue Hülle über die Gebäude und Tempel des vorhergehenden Regenten. So konnten Archäologen hier verschiedene Tempel übereinander entdecken. Man kann durch einen Tunnel unter die Tempel einsteigen und die Schichten sehen. Ich bleibe lieber draussen, aber die Teilnehmer der Extra-Tour bestätigen, dass es sich gelohnt hat. Es ist zwar eng und heiss in den Tunnels, aber die Informationen sind sehr interessant.
Der wichtigste Regent von Copan war der 13. Sein Name war 18 Kaninchen. Unter seiner Führung vergrösserte sich das Reich, er machte sich grosse Ländereien untertan und es ist nicht ganz sicher, ob nicht gerade diese Ausdehnung der Anfang des Niederganges war. Irgendwann reichte das Essen nicht mehr für die immer grössere Stadtbevölkerung. Ausserdem führte er Kriege gegen andere Stämme. Die Mayaforschung ist eine junge Wissenschaft. Man darf hier noch auf weitere Erkenntnisse gespannt sein.
Bedeckt mit einer grossen Plane ist die einzigartige Hieroglyphentreppe. Das heilige Buch, wie Arturo ehrfürchtig erklärt. Hier wurde die Geschichte von Copan aufgeschrieben. Die aufwändigen Schriftzeichen wurden in den letzten Jahrzehnten entziffert.
René zeigt uns noch den Ballspielplatz, wo zeremonielle Spiele durchgeführt wurden, er erklärt einzelne Stelen, die viele feine interessante Detail enthalten. Inzwischen ist es heiss geworden, die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel. Wir suchen überall den Schatten, Erklärungen, und sind sie auch noch so interessant, haben Mühe noch aufgenommen zu werden. René könnte noch endlos erzählen. Also gehen wir zurück zum Eingang, denn dort gibt es eine kleine Cafeteria.
Frisch gestärkt besuchen wir dann aber doch noch das klein sehr eindrückliche Museum mit dem rosalisa-Tempel.
Dann ist es Zeit, zurück zum Hotel zu fahren, den letzten Teil gehen wir zu Fuss, denn Copan ist ein hübscher kleiner Ort.
Siesta im Hotel ist angesagt. Ausruhen, Mittagessen, neue Kräfte sammeln, denn es geht schon bald weiter.
Zwei Fahrzeuge erwarten uns, einerseits ein Minivan, andererseits auch ein Pickup. So kann sich jeder aussuchen, wie er unser neues Ziel anpeilen will.
Wir fahren über eine Schotterstrasse aus der Stadt hinaus in die Berge. Durch Wälder, kleine Dörfer, vorbei an kleinen Häusern wo die Menschen in einfachsten Verhältnissen wohnen. Wir begegnen vielen Schulkindern und einer Kuhherde. Es ist eine abwechslungsreiche, holperige Fahrt zu den Jaguar-Luna-Thermalquellen.
Ein kleiner tropischer Garten ist es, mit einem Kiosk. Die beiden grossen Wasserbecken laden nicht wirklich zum baden ein, aber über eine Hängebrücke gelangen wir auf die andere Seite des Flusses. Etwas oben am Hang entspricht eine heisse, schwefelhaltige Quelle. Das Wasser wird in kleine Becken geleitet und hier findet man uns kurz darauf.
Sich im heissen Wasser räkeln, mit Schlamm einschmieren, loslassen und einfach nur noch geniessen. René hat zwei Masseurinnen aufgeboten. Im rosa Häuschen bei wechselnder Farbbeleuchtung, mit all den Geräuschen des Waldes und des sprudelnden Wassers leiste ich mir eine Massage.
Und dann gibt es Nachtessen, das eine lokale Köchin extra für uns gekocht hat. René hat eine Flasche Rum auf den Tisch gestellt - mit Pepsi-Cola und Maracuja-Saft überlebt sie den Abend nicht.
Bester Laune und voller neuer Erfahrungen fahren wir in der Dunkelheit zurück ins Hotel.
Aufbruch: | 22.10.2018 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 09.11.2018 |