Rundreise durch Guatemala

Reisezeit: Oktober / November 2018  |  von Beatrice Feldbauer

Tikal

Frühstück und Ausgabe des Tagesprogramms

Frühstück und Ausgabe des Tagesprogramms

Aus Sujetsuche im Hotelgarten

Aus Sujetsuche im Hotelgarten

Lilo im Schuss

Lilo im Schuss

Abel

Abel

Abel heisst der Guia, der uns am Morgen vor dem Hotel erwartet. Er wird uns begleiten, denn jede Gruppe braucht einen offiziellen Guide. So wie in Copan hat René mit ihm vereinbart, dass er selber die Erklärungen macht und Abel einfach mitläuft, damit den Bestimmungen Genüge getan wird. Und ausserdem ist er für spezifische Fragen zu Pflanzen und Bäumen zuständig. Es wird erweist sich aber, dass René sich auch auf diesen Gebieten sehr gut auskennt.

Bevor wir zum Kontrollposten kommen, führt uns René zum grossen Relief -das sich teilweise in Revision befindet, so dass verschiedene Pyramiden fehlen - und erklärt die Dimensionen dieser grössten Stadt des Mayareiches. In einem Tümpel, der ein rekonstruiertes Wasserreservoir ist, leben Krokodile. Eines hat sich ans Ufer gelegt und wird von uns eingehend bestaunt. Wie weit die wohl kriechen?

Eingangskontrolle

Eingangskontrolle

Die riesige Ceiba beim Eingang

Die riesige Ceiba beim Eingang

Beim Eingang werden erst einmal die Tickets in Ordnung gebracht. Ein ganzes Bündel hat René mitgebracht und ein Parkwächter stempelt jedes einzelne, während ein anderer die Besucher in eine Liste einträgt, ein anderer klebt uns einen Papierbändel ums Handgelenkt und der letzte kontrolliert, ob auch wirklich alles mit rechten Dingen abläuft.

Gleich hinter dem Eingang steht eine riesige Ceiba. Hoch oben am glatten breiten Stamm breiten sich die dicken Äste in alle Richtungen aus und tragen eine ganze Armada von Bromelien in der Krone.

Die Ceiba ist der Nationalbaum Guatemalas und symbolisierte schon für die Mayas das damalige Weltbild: Die Krone ist die Welt der Götter, der Stamm das Leben auf der Erde und die weit verzweigten Wurzeln, die das Bild der Äste noch einmal aufnehmen, stehen für die Unterwelt. Die meisten Bäume entwickeln keine tiefen Wurzeln, sie bleiben eher auf und knapp unter der Erde und breiten sich dafür weiträumig aus. Das erklärt auch, dass die Bauwerke der Mayas unter der Vegetation keine grossen Schäden genommen haben. Im Gegenteil, die Vegetation schützt die Stelen und Tempel vor der endgültigen Verwitterung.

Die Ceiba lädt zwischen ihren breiten Brettwurzeln zu einem Gruppenbild. Wir müssen verschwindend klein aussehen unter diesem Baumriesen.

ein falsches Mayagewölbe

ein falsches Mayagewölbe

Vor uns auf dem breiten Weg geht eine grosse Gruppe Italiener, doch René weicht ihnen schon bald aus, indem er uns auf einem schmalen Trampelpfad direkt in den Dschungel hinein führt. Über uns in den Bäumen raschelt es, Eine Gruppe Spider Monkeys hangelt sich mit ihren langen Schwänzen von Baum zu Baum.

Wir kommen zu den Zwillingspyramiden, wo uns Renè die Unterschiede von restauriert, geschützt und original erklärt. Viele Pyramiden sind noch völlig überwachsen und wirken wie Hügel im Wald. Auf anderen wurden die Bäume entfernt, die niedrigeren Pflanzen aber belassen, um die Steine vor der Witterung zu schützen und andere wurden von Erde befreit und restauriert, so dass sie einen Eindruck vermitteln, wie es hier zu Zeiten der Maya-Herrscher ausgesehen hat.

Lilo

Lilo

Klara

Klara

Angi

Angi

Sepp

Sepp

Verena

Verena

Tikal war die grösste Stadt des Mayareiches, mit einer über 800 jährigen Geschichte und 33 Herrschern. Es müssen gegen 100‘000 Menschen hier gelebt haben. Die Schätzung wurde aufgrund der Grösse und der Wasservorräte gemacht. Es gab 17 grosse Wasserreservoirs auf dem ganzen Gelände, das sich auf einem Plateau ausbreitete. Zum Bau der Pyramiden wurden Steine aus der Gegend genommen, wobei jeder Herrscher seine eigenen Tempel auf die bestehenden des Vorgängers erstellen liess. So gibt es an einigen Stellen verschiedene Schichten von Gebäuden.

René erklärt die Ausrichtung von West-Ost, die bei allen Komplexen beobachtet werden kann. Auch gehört zu jeder Doppelpyramide, die sich gegenüber standen, ein Palast.
Die Pyramide V kann man besteigen. Knapp 200 schweisstriefende Stufen führen über eine Holztreppe bis ganz hinauf. Oben hat man einen grandiosen Blick über den grünen Dschungel und die anderen Pyramiden mit ihren Tempelaufbauten. Denn die Tempel sind immer ganz oben aufgebaut, die Pyramide soll nur dem Herrscher ermöglichen, sich über sein Volk zu erheben. Es waren uneingeschränkte Herrscher, sie waren sowohl das politische wie das religiöse Oberhaupt. Die Herrschaft wurde nach Belieben an einen Sohn weitergegeben, es brauchte aber nicht immer der älteste sein.

Die Maya-Herrscherin auf ihre Thron

Die Maya-Herrscherin auf ihre Thron

... und ihre Untertanen

... und ihre Untertanen

Susann und Sepp

Susann und Sepp

Es ist eine geheimnisvolle Welt, durch die wir wandern. Immer wieder tauchen Monumente auf, moosbewachsene Treppen, behauene Altare, Mauern, Fragmente. Und überall weiss René etwas spannendes zu erzählen. Zwar sind wir inzwischen alle schweissgebadet, aber wir folgen ihm gebannt.

Mücken gibt es übrigens tatsächlich keine mehr. In Tikal gibt es weder Lagunen noch Flüsse, darum wähnen wir uns sicher vor den Plagegeistern. Doch urplötzlich werden wir von anderer Seite angegriffen. Kleine beissfreudige Ameisen attakieren uns im Schwarm. Als wir ihr Gebiet kreuzen, klettern sie behände über unsere Schuhe die Beine hinauf.

Wir können uns der kleinen Biester kaum erwehren, einige schaffen es ziemlih weit hinauf, bevor sie das erste Mal zubeissen. Wir sind voll beschäftigt, unsere Beine, Waden und Oberschenkel abzuklopfen und die Ameisen noch vor dem Biss zu erwischen. Zum Glück gibt es hier gleich eine Toilettenanlage, so dass wir unsere Hosen richtig kontrollieren können.

eine Riesenameise - nicht die, die uns attackiert haben

eine Riesenameise - nicht die, die uns attackiert haben

Bevor wir das Observatorium beim Komplex Mundo Perdido besteigen, lässt uns René Planeten und Sonne spielen. Er erklärt, wie die Datum bestimmt wurden, wie man die Sonnenwende erkennen konnte. Noch einmal sind es 100 Stufen, die hinauf führen, aber der Ausblick entschädigt für die Mühe.

Und dann, als wir denken, dass wir jetzt genug von Mayastrukturen gesehen und gehört haben, durchgeschwitzt und müde sind, biegen wir noch einmal um eine Ecke und stehen hoch über der Gran Plaza. Raffiniert hat René seine Führung durch den Komplex aufgebaut. Erst jetzt sehen wir ihn, den grossen Jaguar, das Zentrum von Tikal.

„Nehmt Euch Zeit, nehmt die Stimmung dieses Ortes in Euch auf. Wer will kann sich mir in einer knappen Stunde anschliessen. Der Ausgang ist ganz in der Nähe. Ihr könnt aber auch gern noch eine Weile hier bleiben und den Ort ganz individuell auf Euch einwirken lassen.“ René ist zum Abschluss seiner Erklärungen gekommen. Abel hat sich bereits verabschiedet.

Gran Plaza

Gran Plaza

Der grosse Jaguar

Der grosse Jaguar

Später treffen wir uns im Tikal Inn zu einem kleinen Mittagessen. Irgendwie sind wir alle ziemlich erschöpft, wir sind fünf Stunden durch den Dschungel gestapft, voll mit Informationen, mit Emotionen, durchnässt vom Schweiss und doch höchst zufrieden.

Nach dem Essen bringt uns der Bus nach Flores, wo wir ein Hotel direkt im Ort beziehen. Es gibt einen Pool, der wunderbar kühlt und als wir uns zum Sonnenuntergang an der Bar treffen, sind alle wieder fit und munter. Nachtessen ist individuell, zufällig treffen wir uns dann aber doch alle beim Chef wieder – Restaurant La villa del Chef.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit, wieder einmal nach Guatemala zu reisen. Alte Pfade aufnehmen, Freunde treffen. Das Land neu entdecken. Diesen Bericht schreibe ich vor allem für Freunde und Bekannte meiner Reiseteilneher. Für mich ist diese umdiewelt-Seite seit Jahren das beste Medium, um meine Reiseerlebnisse mit anderen zu teilen. Wie gewohnt werde ich versuchen, den Blogg täglich aktuell zu halten.
Details:
Aufbruch: 22.10.2018
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.11.2018
Reiseziele: Guatemala
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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