Guatemala - Land des ewigen Frühlings
Ins Hochland
Ein reichhaltiges Frühstücksbuffet erwartet uns. Es gibt frische Früchte, Brötchen, Käse, Schinken und Yoghurt mit verschiedenen Flocken. Natürlich gibt es auch die typisch guatemaltekischen Zutaten: Schwarze Bohnen, Crema und Rührei. Und heisse Würstchen. Wir sind also gut gestärkt, als uns um halb neun unser Bus abholt.
Unser erster Besuch gilt dem Museum Popol Vuh, das sich ganz in der Nähe befindet. "Ungefähr 600 Autos weiter vorn ist es", meint René, als wir schon bald im morgendlichen Stau stecken. Antonio lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn wir auf der kurzen Stecke mehr als einmal unmögliche Szenen sehen. Es herrscht das Recht des Stärkeren auf den Strassen Guatemalas.
Wir sind in Guatemala City. In der Umgangssprache spricht man von Guate. Wenn man Guatemala sagt, meint man das ganze Land. Im Museum angekommen gibt es die obligate Gruppenfoto und dann gibt uns René einen kurzen Überblick, wo wir hier eigentlich sind.
unser Bus für die erste Etappe
Heidi
Mittelamerika, Verbindung zwischen Nord- und Südamerika, mit einer ganz eigenen Entwicklung. Die Landbrücke entstand Millionen Jahre später als die anderen beiden Kontinente. Hier treffen verschiedene Erdplatten zusammen und das Land mit den vorgelagerten Inseln entstand mit der Zeit durch Vulkanausbrüche und Erdbeben. Mittelamerika ist im Gegensatz zu Nord- und Südamerika West-Ost ausgerichtet. Das heisst, die ganze Gegend hat ähnliche Klimabedingungen.
Wir sind in Lateinamerika, womit man die Länder bezeichnet, in denen spanisch oder portugiesisch gesprochen wird. Dazu gehört auch Mexiko, das geografisch zu Nordamerika gehört. Dafür wird Belize, das englisch spricht, aber eigentlich mitten in Mittelamerika liegt, nicht zu Lateinamerika gerechnet. So gibt es geografisch und kulturelle Einteilungen, die unterschiedlich sind.
Um das Ganze noch zu komplizieren, wir sind im Mayaland, der Gegend, die über 3000 Jahre von den Mayas bewohnt wurde. Zum Mayaland gehören der Süden Mexikos, Guatemala und Teile von Honduras. Wir werden auf unserer Reise einige grosse Mayastätten besuchen. Wobei auch der Name Maya nur ein Oberbegriff ist, der von Forschern vergeben wurde. Es gab nie einen Volksstamm, der sich Maya nannte. Es waren vielmehr verschiedene Völker, Stämme, Ethnien, die ihre unterschiedlichen Einflüsse hatten.
René - er hat ein neues Medium, neuerdings unterstreicht er seine Erklärungen mit Darstellungen auf dem Tablet.
Wir hängen an seinen Lippen...
Im Museum sind verschiedene Keramikarbeiten ausgestellt, die die Entwicklung aufzeigen von einfachen Gebrauchsgegenständen bis zu wunderschön gestalteten Arbeiten, die bei Zeremonien verwendet wurden.
Bei dieser Fledermaus frage ich mich immer, ob wohl Walt Disney auch schon hier war.
Die Fledermaus ist übrigens der Hüter der Unterwelt und kommt bei den Mayas immer wieder vor.
Diese Figur erinnert mich an die kleine Venusfigur, die in Österreich gefunden wurde.. Auch wenn die Formen nicht die gleichen sind, so ist die Verwandschaft mit dem Bewusstsein der Lebensspenderin doch eindeutig.
Kopie eines der drei überlieferten Bücher aus der Mayakultur. Das Original befindet sich in Dresden, daher der Name: Dresden-Code
Wieder im Bus geht es ins Hochland. Eine lange Fahrt liegt vor uns. Zwar nicht so lang von der Strecke her, es sind gut 100 km, aber wir fahren durch grössere und kleinere Ortschaften und nicht immer auf gut ausgebauten Strassen.Auf beiden Seiten der Strasse erstrecken sich Felder auf denen Gemüse angepflanzt wird. Es ist eine sehr fruchtbare Gegend.
Zum Mittagessen kehren wir im Katok ein. Ein Restaurant mit einer ungewöhnlichen Speisekarte. Nebst guatemaltekischen Menus mit viel Fleisch und Guacamole, Gemüsen und schwarzen Bohnen, gibt es auch Raclette und sogar Queso fondido: Fondue. Zwar kombiniert mit einheimischen Zutaten, aber trotzdem unverkennbar. Das kommt daher, dass der Besitzer als junger Mann ein paar Monate in der Schweiz verbracht hat und hier unter anderem auch gelernt hat, wie man Würste oder Trockenfleisch macht. So erinnert meine Charcuterie-Platte sehr an eine aufwändige Fleischplatte in einer Alphütte, oder noch eher an eine Jause in Österreich.
Tortillas werden immer frisch hergestellt. Diese sind aus schwarzem Maismehl, was ihnen die dunkle Farbe gibt.
Frisch gestärkt geht es weiter und schon bald erreichen wir Solola, in der Nähe des Atitlan-Sees. Hier steigen wir aus und gehen gemeinsam durch den grossen Markt, der unter den Wellblechdächern dreimal wöchentlich stattfindet. Es ist ein Markt für Einheimische. Farbige Souvenirs wie wir sie noch beim Mittagessen vor dem Restaurant gesehen haben, sucht man hier vergebens.
Es sind vor allem Gemüse aus dem Umland, viele farbige Früchte, Mais und Gewürze, die hier angeboten werden. Auch eine Fleischabteilung gibt es und Fische aus dem nahen See oder dem Meer. Die Angebote werden am Boden ausgebreitet oder auf Tischen gestapelt. Ein System oder eine Ordnung gibt es nicht.
Die Händlerinnen sitzen am Boden oder auf kleinen Stühlen. Sie tragen alle die typische farbige Tracht, haben ihre Kinder bei sich und es herrscht ein emsiges Treiben. Vor lauter Staunen müssen wir sehr aufpassen, dass wir die Gruppe nicht verlieren.
Leider sind es die Verkäuferinnen leid, von allen Touristen dauernd fotografiert zu werden und so drehen sie den Kopf weg, sobald sie eine Kamera erblicken oder sie greifen sich diskret an die Nase, verdecken den Mund, weil sie inzwischen wissen, dass das den Touristen das schöne Foto verdirbt. Manchmal gelingt es aber trotzdem mit ein paar Worten, mit der Frage nach dem Namen und indem man sich selber vorstellt, ein bisschen Vertrauen zu gewinnen, das für eine Foto reicht.
Ich frage mich bei diesen Situationen dann immer, wie die Szene wohl von meinem Gegenüber gesehen wird. Was denkt sie von den Fremden, die durch den Markt schlendern, kaum ihre Sprache sprechen und ihnen immer ihre Kameras ins Gesicht strecken. Wir werden es nie wissen. Übrigens ist das mit der Sprache ein weiteres Hindernis. Viele Indigenos sprechen kein Spanisch. Ihre Sprache ist Sutuchil oder Katchiquel, um nur die verbreitetsten in dieser Gegend zu nennen.
Clotilda
ein eigenartiges Bild. Eigentlich wollte ich die schönen Details am Halsausschnitt dieses Kleides aufnehmen, da hat sich ein anderes Gesicht ins Blickfeld geschoben.
Quisquil oder Chayote, aus der Familie der Kürbisse. Das Gemüse wird überall auf den Märkten angeboten. Es schmeckt ähnlich wie Kohlrabi.
Nach dem Markt schlendern wir die Hauptstrasse hinunter bis zum Hauptplatz mit der Kirche, wo uns Antonio mit dem Bus erwartet.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Atitlan-See, der zwischen Bergen und Vulkanen eingebettet liegt. Leider ist er unter dem Dunst kaum zu erkennen, aber die steile Abfahrt bis nach Panajachel ist trotzdem eindrücklich.
In Pana – auch hier wird in der Umgangssprache der Ortsname verkürzt verwendet – gehen wir zur Bank. Geldwechsel und Geldbezüge sind in Guatemala immer etwas kompliziert und zeitaufwändig, aber am Schluss sind alle mit dem nötigen Kleingeld für die nächsten Tage eingedeckt.
Am Seeufer erwartet uns David. Viele meiner regelmässigen Bloggleser kennen ihn inzwischen und einige haben ihn bei seinem Besuch in der Schweiz im letzten Jahr sogar persönlich kennen gelernt. David ist ein junger Mann von 27 Jahren, dem ich nach unserer ersten Begegnung den Schulbesuch und den Schulabschluss ermöglicht habe. Etwas, das für viele Kinder in diesem Land leider noch immer keine Selbstverständlichkeit ist. Es war ein weiter Weg, vom armen Jungen, der seit seinem 7. Lebensjahr für seinen Lebensunterhalt selber gesorgt hat, bis zum erfolgreichen Geschäftsmann, der seine Kontakte überall ausspielt.
David bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Kugelschreiber verteilen. Er hat für jeden einen persönlich beschrifteten mitgebracht.
Zwar verkauft er noch immer seine Handarbeiten, seine Kugelschreiber und die Perlenarbeiten seiner Mutter und Geschwister an Touristen, aber er holt dank seinem sympathischen Auftreten auch immer wieder Aufträge aus dem Ausland herein. So hat er auch für mich und meine Freunde gegen 400 Kugelschreiber gemacht. Auch aus Texas hat er zur Zeit einen Auftrag für 1500 Kugelschreiber und Armbänder, erzählt er mir. So kann er kurzfristig auch seine Familie, Onkel, Cousins einstellen. Seit unserer ersten Begegnung geht es der ganzen Familie bedeutend besser. Daneben begleitet er manchmal Touristen auf die Vulkane. Dass er ein guter Berggänger ist, hat er letztes Jahr bewiesen, als er mit meinem Nachbarn auf dem Pilatus war und sich überhaupt für unsere Berge begeisterte.
Jetzt hat er uns ein Boot besorgt, das uns auf dem Seeweg zum nächsten Dorf bringt. René kümmert sich inzwischen um die Koffer, die mit einem kleineren Bus zum Hotel gefahren werden, denn die Strassen in Santa Catarina sind für unseren grossen Wagen zu eng.
Im Hotel erwartet uns René und die Kellner mit einem giftig-grünen Empfangsdrink. Ananas mit Kardamon - eine ziemlich gewagte Kombination.
Während die anderen nach dem Zimmerbezug das Dorf Santa Catarina erkunden, wickle ich mit David das geschäftliche ab. Schön verpackt und beschriftet hat er seine Arbeiten mitgebracht. Und ausserdem ein paar wunderschöne FlipFlops als Geschenk für mich. Ich revanchiere mich mit zwei Osterhasen, die die Reise unbeschadet überstanden haben.
Nachdem er gegangen ist, gehe ich noch kurz in den Pool, aber ich merke, dass meine Batterien jetzt ziemlich verbraucht sind. Ich gehe zurück ins Zimmer und bin innert kurzer Zeit eingeschlafen.
Zufällig erwache ich um halb acht und taumle zum Nachtessen mit den anderen. Aber kurz darauf bin ich zurück im Zimmer, im Tiefschlaf, aus dem ich erst am frühen Morgen wieder erwache.
Ja und da bin ich jetzt. Gerade hat es an die Türe geklopft. Weckservice, um acht fahren wir los. Mit dem Boot über den See. Draussen trillern die Vögel und ich werde mich jetzt mal für's Frühstück bereit machen.
Aufbruch: | 04.04.2019 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 21.04.2019 |
Honduras