Guatemala - Land des ewigen Frühlings
Gemüsemarkt
Wir fahren nicht weit, bis wir an unserer nächsten Station ankommen: Almalonga. Hier findet täglich ein grosser Gemüsemarkt statt. Wobei sich das GROSS nicht nur auf die Anzahl Stände bezieht, sondern vor allem auf die Käufer. Es sind Grosshändler aus der Umgebung und den anderen Ländern.
Guatemala ist das einzige zentralamerikanische Land, das so hohe Anbaugebiete hat. Hier gedeihen Gemüse und Früchte, die in den tieferen Gebieten nicht angepflanzt werden können.
Daher sind es hier grosse Pakete, die auf den Markt geschleppt werden. 46 Kg wiegt in der Regel eine Portion. Alten und jungen Schultern werden sie aufgeladen und uns drückt es schon beim Zusehen in den Boden, wenn wir sehen, was da noch und noch aufgeladen wird und die Männer danach wankend durch die Leute zu ihrem Platz torken, wo die Frauen bereits den Platz für ihren Stand reserviert halten.
Wir sind früh dran, der Markt wird erst so richtig aufgebaut. Es gibt wieder viel zu sehen. Säcke mit dicken dunkelgrünen Gurken, hellgrünen Bohnen, Kisten mit Tomaten, Blumenkohl, grosse weisse Zwiegeln, feine süsse Frühlingszwiebeln, knallrote glänzende Radieschen und riesige Rüebli. Sie sind so riesig, da würde ein Stück zum Mittagessen für die ganze Familie reichen. Tatsächlich habe ich später im Internet zufällig eine BBC-Dokumentation über die 'Giant Carrots von Almalonga' gefunden:
BBC-Doku zu Giant Carrots
Ich setze mich bei einem Verpflegungs-Stand wo mit Fleisch oder Tomatensausse gefüllte Käseomeletten gebraten werden, auf eine Bank, bestelle eine Cola und beobachte das Treiben.
Einer von der Familie hat den Platz schon früh erobert, seinen Sonnenschirm, oder einen Stuhl hingestellt, vielleicht sogar einen Tisch. Dann kommt die Mutter, zieht erst einmal die Strickjacke aus, denn es verspricht ein warmer Tag zu werden, und legt sie sich über den Kopf. Einerseits zum Schutz vor der Sonne, andererseits aber auch, weil alles, was man nicht in der Hand halten will, auf dem Kopf deponiert wird. Und dann kommen die Männer mit ihren Lasten. Sie bringen die Säcke, Kisten und Pakete und stapeln sie rund um die Mutter auf. Es sind junge und alte Männer und gelegentlich kommen auch Greise, schleppen riesige Pakete, die mit einem Gurt über der Stirn gehalten werden.
Nach und nach finden sich auch ein paar Kinder ein. Es gibt auch Stände, an denen nicht nur Grosspakete verkauft werden. Dahin zieht es die Hausfrauen. sie tragen die noch leeren Körbe auf dem Kopf. Nach und nach füllen sich diese mit Gemüse und Kräutern, mit Plastisksäcken voller Getreide und auch die Strickjacke findet da noch immer ihren Platz. Das Geld ist irgendwo in einer der Schürzentaschen oder unter dem dicken Oberteil in der Wäsche versteckt. Dahin stecken sie auch ihr Handy, wenn sie ein Gespräch beendet haben. Wobei es immer witzig ist, wie sie ihr Handy beim Telefonieren abwechselnd zum Ohr und zum Mund führen. Meist sind es ältere Modelle, selten Smartphones.
Ich sitze also eine ganze Weile nur da, halte mir die Kamera vors Gesicht und knipse, was mir vor die Linse tritt, egal ob einheimisch oder Tourist. Mächte wissen, wie es sich anfühlt, unerwartet mit einer Kamera konfrontiert zu werden.
Wir sind allerdings die einzigen Fremden hier und die Leute sind sehr nett. Als ich meinen Platz verlasse, stosse ich auf René, der sich angeregt mit drei Frauen unterhält. Ich glaube, sie möchten ihn am liebsten gleich mit nach Hause nehmen. Auch wenn die gemeinsame Sprache fehlt, denn viele der Menschen hier sprechen nicht einmal spanisch.
Ich komme mit Georgina ins Gespräch. Sie verkauft Blumenkohl. Riesige Köpfe, in Paketen von einem Dutzend. Was die wohl kosten?
25 Quetzales.
Ich muss noch einmal nachfragen, 25 Quetzales sind gerade mal 3 Franken fünfzig.
Für das ganze Paket,? für alle 12 Blumenkohl?
Ja, bestätigt mir Georgina, ja, für das ganze Paket 25 Quetzales.
Ich will noch wissen, ob sie Gemüsebauern seien, nein, meint sie, wir sind Händler. Wir kaufen die Waren vom Produzenten und bringen sie auf den Markt.
Georgina
Gleich hinter dem Dorf, unten beim Fluss fangen die Gemüsefelder an. Es sind eher kleine Gärten, keine riesigen Plantagen. Aber René erzählt. dass die chemische Industrie natürlich längst bis hierhin vorgedrungen ist und von Biogemüse kann keine Rede mehr sein. Schade, man würde so gern die Illusion behalten, dass hier die Welt noch in Ordnung ist.
Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir Zunil. Hier wollen wir den Friedhof besuchen. Ein paar Frauen sitzen zwischen den Gräbern. Die meisten Gräber haben keine Namen, sie sind in Grün- und Blautönen bemalt, aber die meisten sind schlicht weiss.
Was sie hier machen, frage ich eine der Frauen. Das Grab mit Blumen schmücken. Es ist der Vater, der hier vor kurzem begraben wurde. Adios Amiga, verabschiedet mich eine der Frauen, als ich weitergehe. Sie scheinen sich nicht gestört zu fühlen von den Fremden, die über die Gräber ihrer Verstorbenen spazieren.
Im unteren Teil des Friedhofs knallt und raucht es immer wieder. Eine Schamanenzeremonie.
Ich nähere mich bedächtig dem Ort. Man kann mich ja wegschicken, wenn ich störe.
Aber ich störe nicht. Mit einem freundlichen Buenos dias werde ich empfangen und ich traue mich näher zu kommen. In der schwarzen Betongrube mit dem Wellblechdach schwelt ein Feuer. Der Schamane, ein junger Mann, wirft eine Büchse hinein, dreht sich um und hält sich beide Ohren zu, während die Büchse mit einem lauten Knall explodiert und stinkenden schwarzen Rauch produziert. Anscheinend ist es eine der Frauen, die die Zeremonie verlangt hat. Ich traue mich nicht, zu fragen, wozu das Geknalle gut sein soll, denn ich glaube, ich hätte die Antwort eh nicht verstanden.
Wir fahren weiter, denn wir haben noch eine sehr lange Strecke vor uns. Weil die ursprünglich geplante Strecke direkt in den Süden und entlang des Meers zur Zeit wegen Baustellen stundenlange Staus produziert, fahren wir zurück wie wir gekommen sind.
Zurück über den Alaskapass, bis fast nach Guatemala City und dann Richtung Süden, wo es sogar eine Autobahn gibt. Unterdessen gibt es zwei kurze Kaffeestops und einen ausgiebigeren fürs Mittagessen.
Kleine, pralle Würste, die Spezialität im Bergland, mit Kartoffeln, Guacamole und etwas Gemüse. Es hat sehr gut geschmeckt.
Kurz vor Sonnenuntergang ereichen wir unser Hotel am Pazifik. Die Sonne zeigt sich allerdings nicht, geht hinter dem bedeckten Himmel unter. Aber das Meer rauscht mit hohen Wellen heran und der Pool lockt mit von der Sonne aufgeheiztem Wasser.
Zwar dauert es etwas, bis die Bedienung merkt, dass wir eine Bestellung aufgeben wollen und es braucht etwas Geduld, aber bald steigt die Party an der Poolbar und mit Mochitas und Pinacolada eröffnen wir unsere persönliche Strandsaison.
Fladi und Listo
Die beiden Helden sind sich heute offensichtlich aus dem Wege gegangen. Ob es damit zu tun hat, dass Listo beim studieren der Speisekarte 'Conejo' gelesen hat und plötzlich etwas nachdenklich geworden ist?
Er hat sich dann zwar an Ruth gehalten, die es ihm mit den Pouletbrüstchen und dem feinen Hibiskussaft angetan hatte.
Später im Bus wurde er von Heidi mit M&Ms verwöhnt (nicht zu verwechseln mit MM Maya Meier). Fladi blieb soweit mir bekannt im Rucksack von René versteckt.
Aufbruch: | 04.04.2019 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 21.04.2019 |
Honduras