Guatemala - Land des ewigen Frühlings

Reisezeit: April 2019  |  von Beatrice Feldbauer

Lago Atitlan

Um Acht Uhr fahren wir los und pünktlich ist auch David wieder da. Er wohnt in Panajachel und ist mit dem Bus gekommen.

Er wird uns heute den ganzen Tag begleiten und hat auch bereits schon ein paar Aufträge für Kugelschreiber.

Wir fahren quer über den Atitlan-See nach San Juan La Laguna, einem kleinen Dorf, das sich in den letzten Jahren zu einem Vorzeigedorf entwickelt hat. Die Leute haben sich auf den Tourismus eingestellt, immer mehr kleine Cafés sind entstanden. Es werden Kaffeetouren oder Kakaoinformationen angeboten. Es gibt viele Gemäldegalerien, wo die einheimischen Künstler ihre ganz speziellen Bilder ausstellen können. Das Dorf ist sehr sauber und gepflegt.

Susi

Susi

Lilo und Susi

Lilo und Susi

Zeremonielle Tänze in detailgetreuer Ausführung

Zeremonielle Tänze in detailgetreuer Ausführung

Eine spezieller Stil, der sich hier am Atitlan-See entwickelt hat: Bilder aus der Vogelperspektive

Eine spezieller Stil, der sich hier am Atitlan-See entwickelt hat: Bilder aus der Vogelperspektive

Eine neue Idee: Bilder aus der Käferperspektive, - Bilder zum an die Decke hängen

Eine neue Idee: Bilder aus der Käferperspektive, - Bilder zum an die Decke hängen

Was wäre, wenn Da Vinci ein Maya gewesen wäre?

Was wäre, wenn Da Vinci ein Maya gewesen wäre?

Es herrscht ein intensiver TucTuc-Verkehr

Es herrscht ein intensiver TucTuc-Verkehr

Man braucht kein Spanisch, um zu verstehen, welches Geschäft hier betrieben wird.

Man braucht kein Spanisch, um zu verstehen, welches Geschäft hier betrieben wird.

Baumwolle - etwas verregnet.

Baumwolle - etwas verregnet.

Nach dem Besuch einer Galerie, in der verschiedene Maler ihre Bilder präsentieren, gehen wir zu einer Textil-Kooperative. 24 Frauen haben sich zusammengeschlossen. Sie stellen zu Hause Textilien her, die hier im Laden verkauft werden. Jedes Teil hat eine Etikette mit dem Namen und der Email der Kooperative sowie dem Namen der Herstellerin. Das ermöglicht den Frauen, ihren Haushalt zu führen und ihre Arbeiten zu verkaufen, ohne selber auf den Markt zu gehen. Vier Frauen führen zusammen den Laden und präsentieren den Besuchern, wie ihre Produkte entstehen.

Das fängt an mit dem Reinigen der Baumwolle, die oft in den kleinen Gärten hinter den Häusern wachsen. Dann wird die Baumwolle gesponnen. Rosaria, die heute die Vorführung macht, lädt uns ein, es selber zu probieren und es zeigt sich, dass es eine ziemlich knifflige Angelegenheit ist.

Mit 8 Jahren lernen die Mädchen das Spinnen und wenn sie es nicht können, werden sie keinen Mann bekommen, erklärt Rosaria mit einem Augenzwinkern. Wahrscheinlich ist der Spruch aber gar nicht so lustig gemeint.

Nach dem Spinnen wird die Baumwolle gefärbt. Dazu werden Naturmaterialien, wie Blätter, Blüten, Rinden oder Holz verwendet. Die Materialien werden stundenlang gekocht, bis ein Sud entsteht, Durch Zugabe von Zitronensaft oder Mischen der Materialien werden die verschiedensten Farbtöne erzeugt. In den Sud werden die Garnstrangen 20 Minuten eingelegt und je nach dem über dem Feuer warm gehalten.. Fixiert wird mit einer Flüssigkeit, die von der Banane gewonnen wird.

Rosmarin

Rosmarin

Rot wird aus der Conchenille Schildlaus gewonnen. Durch Zitronensaft wird er heller

Rot wird aus der Conchenille Schildlaus gewonnen. Durch Zitronensaft wird er heller

Indigo-Blau.  Bei Vollmond geerntete Pflanzen ergeben einen blaueren Farbton.

Indigo-Blau. Bei Vollmond geerntete Pflanzen ergeben einen blaueren Farbton.

Jetzt wird das Garn auf ein Gestell aufgezogen und dann an einen Webstuhl gespannt. Typisch und alt überliefert ist der Hüftwebstuhl, den sich die Arbeiterin überall aufspannen kann und mit dem sie auf dem Boden kniet. Jede Frau hat ihre eigenen Ideen und kann ihre Kreativität in Farben und Mustern ausleben. So entstehen wunderschöne kostbare Kunstwerke und natürlich müssen wir am Schluss auch noch ein wenig durch den Laden stöbern.

Nach dem Besuch der Kooperative gehen wir noch kurz zur Kirche mit den zwei Fassaden. Man hat die alte Fassade stehen lassen und dahinter die neue Kirche aufgebaut. Eine interessante Struktur.

Auf dem Rückweg zum Boot begegnen wir einem Abfallwagen. Wenn er vorbei fährt, bringen die Leute ihren Haushaltmüll oder der Arbeiter sammelt die Kübel ein und schüttet den Abfall auf die Ladebrücke.

Immer wieder öffnen sich neue Aussichten hinunter zum See, der heute leider unter einem wolkenverhangenen Himmel liegt, der die Berge und Vulkane unseren Blicken entzieht.

Kakaofrüchte

Kakaofrüchte

Nach einer kurzen Fahrt mit dem Boot erreichen wir Santiago Atitlan, den Hauptort der Gegend. Nachdem wir es geschafft haben, auf der Hauptstrasse bis zur ersten Querstrasse all den Strassenverkäuferinnen, die jede einen schöneren Schal, das farbigere Tischtuch oder die raffinierteren Handarbeiten anbietet, zu entkommen, erwartet uns an der Ecke der Lastwagen einer Kaffeeplantage.

Wie Kaffeearbeiter werden wir auf die Brücke gebeten und los geht die holperige Fahrt. Durch die enge Hauptstrasse, vorbei an Boutiquen, Cafes, kleinen Hotels und Restaurants, hinaus aus dem Ort, dem See entlang, hinter den Vulkan.

Hier hat sich vor fünf Jahren eine Kaffee-Kooperative gegründet. Man arbeitet mit kleinen Fincas, denen man die Ernte abkauft und gemeinsam weiter verarbeitet und vermarktet. Auch wird hier ausprobiert, welche Kaffeesorten sich im hiesigen Klima am besten halten und die Kaffeebauern können sich Rat und Hilfe holen, wenn in ihren Pflanzungen ein Problem entsteht.

Veronka

Veronka

Hermann führt uns durch die Kaffepflanzung

Hermann führt uns durch die Kaffepflanzung

Die Ernte wurde vor kurzem abgeschlossen, die Bohnen wind erntereif zwischen Dezember und März. Es ist reine Handarbeit, denn geerntet werden nur die reifen Bohnen und die sind nicht immer zum gleichen Zeitpunkt bereit.

Jetzt gibt es nur noch wenige rote Bohnen, die nicht mehr gebraucht werden können. Trotzdem müssen sie noch geerntet werden und die Zweige gesäubert, da sich sonst Schädlinge einnisten können.

Hermann, unser Guia zeigt uns eine Bohne. 40 % des Gewichtes macht die Schale aus. Drinnen verbergen sich zwei Bohnen, die weiter verarbeitet werden.

Er führt uns durch den Kaffeegarten, wo auf Schildern die verschiedenen Sorten beschrieben sind. Es gibt schmale und breitere Büsche, junge helle Blätter und altes ledriges Laub. Es ist Arabica-Kaffee, der im Gegensatz zum sonnenliebenden Robusta Schatten braucht. Und so wachsen denn zwischen dem Kaffee Avocados und andere hohe Bäume. Auch ein paar Limonenbäume sind da und als uns ein Mitarbeiter der Finca eisgekühltes Wasser bringt, wird der frische Zitronensaft direkt von den grünen Früchten in die Flaschen gedrückt. Die Früchte schmecken sehr intensiv, haben aber im Moment noch zu wenig Saft.

Hermann führt uns hinunter bis zum See, wo Mais und Chillischoten angepflanzt werden. "Dieser Teil gehört zwar nicht mehr zu uns, aber das Seeufer ist ein guter Platz zum Fotografieren", erklärt er, was wir natürlich gleich ausprobieren müssen.

MM Maya Meier

MM Maya Meier

Inzwischen steht die Sonne im Zenit und es ist unbemerkt richtig heiss geworden. Da nimmt man das Wasser, ob mit oder ohne Zitrone gern entgegen.

Hermann zeigt uns noch die Kompostieranlage, wo aus den Schalen neuer Humus entsteht, der in der Pflanzung ausgebracht wird.

Auch die grosse Anlage, wo die Bohnen geschält, gewaschen und sortiert werden, besichtigen wir noch. Auf der betonierten Fläche werden die Bohnen zum Trocknen ausgelegt. Ein paar Arbeiter sind immer dabei, wenden wenn nötig und rechen die Bohnen vor einem Regenschauer zusammen.

Alles in allem ist es ein grosser Aufwand, bis aus den rot glänzenden Kaffeebeeren eine Tasse Kaffee entsteht. Und genau eine solche bekommen wir im kleinen Lokal in der Stadt noch zu probieren. Und ausserdem kann man hier auch frisch geröstete Bohnen kaufen.

Die jungen Pflanzen stehen zum Verkauf an die Kaffeebauern bereit-

Die jungen Pflanzen stehen zum Verkauf an die Kaffeebauern bereit-

Auf dem Rückweg in die Stadt

Auf dem Rückweg in die Stadt

Der FC Barcelona ist in der ganzen Welt bekannt und findet überall seine Fans

Der FC Barcelona ist in der ganzen Welt bekannt und findet überall seine Fans

Hoffentlich kennt sich da einer aus.

Hoffentlich kennt sich da einer aus.

Quizfrage: Wer isst was? - ich kann das auch mit der Vogelperspektive

Quizfrage: Wer isst was? - ich kann das auch mit der Vogelperspektive

Nach der eindrücklichen Kaffeetour ist es Zeit fürs Mittagessen. Wir gehen in einen Schnellimbiss, der allerdings eine umfangreiche Auswahl hat.

Danach gibt es noch etwas Zeit für ein wenig Shopping, oder einen Besuch in der Cafeterie Rafa. Am Schluss finden sich alle hier ein und wir bestaunen, wie der Barista sorgfältig jede einzelne Tasse in ein Kunstwerk verwandelt.

Auch auf der Rückfahrt ist David wieder voll beschäftigt.

Auch auf der Rückfahrt ist David wieder voll beschäftigt.

Im Hotel wartet Raquel, die Frau von David mit ihren beiden Söhnen, dem achtjährigen Michel-Angelo und dem dreijährigen Alex auf uns. Ich habe sie eingeladen, im Pool zu baden und sie freuen sich sehr, das erste mal in einem Pool zu sein.

Und auch wenn David noch immer ein paar Aufträge zu machen hat, und inzwischen auch sein Angebot an Kolibris gezeigt hat, schicke ich ihn zu seiner Familie. Die Kleinen brauchen das Vorbild ihres Vaters, denn sie trauen sich noch nicht so richtig ins kühle Wasser und müssen erst noch schwimmen lernen. Doch David versichert mir, dass er mit ihnen manchmal an einem Sonntag in den See geht. Der Stolz auf seine kleine Familie leuchtet in seinen Augen.

Die Osterhasen, die ich David gestern geschenkt hatte, hatte er vergessen mitzunehmen und so kann ich sie jetzt direkt abgeben.

Eine Riesenfreude, die Bilder sprechen für sich.

Am Abend bekommen auch wir noch eine Überraschung. Der Hoteldirektor spendiert uns allen ein Dessert. Eine flambierte Ananasscheibe, einfach himmlisch.

Niemand weiss, wie René das geschafft hat, aber er sass den ganzen Abend über mit der Direktion zusammen.

Flaldi und Listo

Heute haben wir erfahren, dass mit René ein weiterer Reiseteilnehmer mitgekommen ist. Fladi, ein kleiner grauer Hase. Er ist schon ziemlich aktiv und scheint auch diesen Blog mitzuverfolgen und fleissig Emails zu verschicken.

Nachdem Listo gestern den ganzen Tag unauffindbar war und auch die Nacht auswärts verbracht hatte, tauchte er heute plötzlich zusammen mit Fladi aus einem Rucksack aus.

Wer weiss, was die beiden zusammen ausgeheckt hatten. Um vier Uhr morgens gab es plötzlich einen Riesenknall draussen und dann war in der ganzen Gegend der Strom weg. Und ausserdem hatte es am Morgen kein Wasser.

Beim Frühstück erfuhren wir, dass der Transformator des Dorfes explodiert war und die Wasserpumpe des Hotels nicht mehr funktioniert. Niemand weiss, wie das passieren konnte, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir nicht verraten, dass wir nicht wissen, wo unsere beiden Schlitzohren die Nacht verbracht hatten.

Auch auf dem Boot trieben sie heute ihren Unfug und tauchten an den unerwartetsten Orten auf.

Bin gespannt, wie diese Geschichte weiter geht.

PS. Im Hotel übernahm bald ein Generator die Stromversorgung und am Abend war auch das Wasser wieder da.
Das Dorf aber ist noch immer ohne Strom.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Knapp drei Wochen werde ich auch dieses Jahr wieder mit ein paar Freunden durch Guatemala reisen. Farbige Märkte, fröhliche Menschen, Vulkane, Maya-Pyramiden im Dschungel zwei Ozeane und noch vieles mehr steht auf dem Programm. Reisen Sie mit uns ins Land des ewigen Frühlings.
Details:
Aufbruch: 04.04.2019
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 21.04.2019
Reiseziele: Guatemala
Honduras
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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