Die Inseln des ewigen Frühlings

Reisezeit: September 2023 - April 2024  |  von Rainer & Jutta *

Frankreich

Omaha Beach

Samstag Mittag, also gleich nach dem Frühstück, machen wir uns auf den Weg nach Marcoing in Frankreich. Dort haben wir eine Übernachtung auf dem Weg in die Normandie geplant. Die Stadtverwaltung stellt hier einen kleinen Platz kostenlos für die Übernachtung von Wohnmobilen zur Verfügung. Es gibt Frischwasser, Entsorgung und Strom während der Nachtzeit, solange die Laternen leuchten. Auch diese Services ohne Berechnung!

Nach etwa 400 km gemütlicher französischer Autobahn erreichen wir Marcoing. Wir finden nur einen kleinen Lebensmittelhändler und kaufen sein letztes Baguette. Das Frühstück für morgen ist also gesichert. Der Womo-Stellplatz ist fast leer, nur ein Kastenwagen steht da. Nach der langen Fahrt gehen wir noch ein bisschen spazieren. Als wir zurückkommen ist der Platz voll. Zwei LKW-Trailer wurden abgestellt und unser Bulli wird von „weißen Riesen“ flankiert, das sind diese großen, weißen Wohnmobile. Nicht nur im Saarland war es kühl, diese Nacht in Marcoing ist so kalt, dass wir die Heizung einschalten.

Auf unserem weiteren Weg überqueren wir die Seine direkt an der Mündung ins Meer. Die Pont de Normandie ist ein imposantes Bauwerk.

Gegen Abend erreichen wir „Flower Camping“ am Omaha Beach. Das ist einer der Küstenabschnitte, an welchem im 2. Weltkrieg die Armeen der Alliierten von Großbritannien nach Frankreich übergesetzt sind, um unter großem Blutzoll Frankreich und Europa aus der Herrschaft des braunen Sumpfs zu befreien.

Am nächsten Tag bewegen wir uns ganz gesund. Wir fahren mit dem Fahrrad und besuchen das D-Day Museum, nahe dem Campingplatz. Auf dem Vorplatz sind schon mehrere Schaustücke ausgestellt, um den Interessierten anzulocken. Darunter ein alter Shermann M4-Panzer und eine gusseiserne Glocke, aus welcher Schützen schossen. Auf der Erklärungstafel des Panzers ist zu lesen, dass vier Sherman M4 die Kampfkraft eines deutschen Tiger-Panzers aufwogen.

Die gusseiserne Glocke ist so massiv, dass Geschütze dieser Zeit es nicht vermochten, diese Panzerung zu durchschlagen. Anders als beim Tiger-Panzer handelt es sich jedoch nicht um eine deutsche Ingenieursleistung. Frankreich baute, wegen der Erfahrungen des 1. Weltkriegs, diese Befestigungsanlagen zum Schutz der eigenen Küstenlinien. Diese wurden zu dieser Zeit jedoch von den Truppen der Wehrmacht genutzt.

Wir sind der Meinung, es ist nicht nicht empfehlenswert, das Geld für den Eintritt auszugeben. Bei diesem kleinen Museum handelt es sich lediglich um eine unsortierte Ansammlung von Militärausrüstung deutscher und alliierter Truppen und wenig historische Informationen. Das interessanteste Exponat hinter der Kasse ist eine Miniatur des Geländes mit den Befestigungsanlagen.

Danach fahren wir mit den Rädern entlang des Strandes zum amerikanischen Soldatenfriedhof, wo die vielen Gefallenen des Landungstages ihre letzte Ruhe fanden. Zu diesem Friedhof gehört auch ein Memorial, welches die Abläufe des 6. Juni 1944 erklärt. Die Befreiung Europas kostete allein an diesem ersten Tag etwa 8.500 Soldaten der Landungstruppen das Leben. Obwohl der Besuch kostenlos ist, sind die Informationen sehr detailliert. Es ist das zweite mal, dass ich nach dem Besuch eines Memorials weinen musste. Das erste mal ging es mir so Anfang der 90er nach einem Besuch in Yad Vashem, als ich Israel mit dem Motorrad bereiste.

Der Weg zum Soldatenfriedhof führt vorbei am Overlord Museum. „Overlord“ war der Codename für die Invasion. Dieses Museum ist auch sehr informativ. Es bietet objektive Informationen, beginnend mit den Knebelverträgen von Versailles, die zusammen mit der schwierigen wirtschaftlichen Situation zum 2. Weltkrieg führten. Viele Informationstafeln sind auch in deutscher Sprache gehalten.

Nach diesem Museum fahren wir in Richtung Cherbourg, um bei Sainte-Mère-Église noch das Airborne-Museum zu besichtigen. Es wurde uns unbedingt empfohlen. Wir würden es eher nicht empfehlen. Es ist ein „Erlebnismuseum“, aber wie der Name sagt, das Thema sind nur die Luftlandetruppen.

Resümee: Das Memorial des amerikanischen Soldatenfriedhofs und das Overlord Museum sollte man gesehen haben. Die beiden anderen erwähnten Museen kann man sich sparen. Überhaupt gibt es in dieser Gegend an jedem Eck irgendein kleines Museum.

Le Mont Saint Michel

Gleich nach dem Airborne-Museum geht’s weiter. Unser nächstes Ziel ist Le Mont Saint Michel. Das ist ein Felsen im Meer, auf welchem sich ein Kloster und eine kleine Stadt befinden. Wir stehen gratis auf dem Parkplatz eines Straßenverkaufs von regionalen Produkten, dafür kaufen wir dort ein. Unser Stellplatz bietet eine wunderbare Aussicht auf den Felsen im Meer.

Tagsüber strömen Massen von Touristen auf den Felsen. Wir entfliehen diesem Gewühle und wandern um den Felsen herum. Ein Glück, dass Ebbe ist und sich das Meer weit zurückgezogen hat. Abends starten wir einen neuen Versuch die Stadt zu besuchen. Die Souvenirläden sind geschlossen und nur noch wenige Restaurants sind geöffnet. Jetzt können wir die Stadt auf dem Felsen genießen.

Abends ist auch die Flut zurückgekehrt, der Felsen steht nun direkt im Wasser.

San Malo

Etwa 50 km entfernt liegt San Malo. Es ist die in Frankreich von Touristen meist besuchte Stadt. Die Häuser der Altstadt sind mit grau-braunem Granit gebaut. Auf der breiten Stadtmauer umrunden wir die Altstadt. Wir haben Ausblicke in die Stadt, auf den Hafen und die vorgelagerten Inseln mit den alten Festungen, welche die Stadt vor Angriffen von Seeseite schützten.

Der Campingplatz spart sich den Aufwand, ein Restaurant zu betreiben, welches um diese Jahreszeit ohnehin geschlossen wäre. Statt dessen kommt jeden Abend ein anderer Foot Truck. Heute gibt es Miesmuschel mit Pommes. Der Betreiber sieht uns unsere Unkenntnis der französischen Speisegewohnheiten an und erklärt uns, wie sie gegessen werden. Eine leere Muschelschale wird als Zange verwendet um das Muschelfleisch aus der Schale zu holen.

Auf dem Campingplatz sehen wir auch eine gusseiserne Glocke (siehe Omaha Beach), wie sie tatsächlich im Boden eingebaut war. Sehr stark beschossen aber nicht perforiert.

Ach, da haben wir noch etwas entdeckt.
Keiner weiß, wer Banksy ist und wo er sich aufhält.
Es wird gemunkelt er sei Brite.
Aber das nächste Bild könnte doch verräterisch sein … San Malo?

île de Noirmoutier und die Passage du Gois

Wir erreichen die Insel Noirmoutier am 30. September. Die meisten Campingplätze schließen heute. Bei den anderen hängt außen ein Schild mit der Aufschrift „COMPLET“. O.K., die sind voll, weil es Wochenende ist und durch die anderen Camper, welche ihre Plätze nun verlassen müssen.

Wir finden einen Platz für eine Nacht, danach schließt auch dieser Campingplatz. Schade, ein schöner Platz ohne mannshohe Büsche zwischen den Parzellen sondern Pinien und Zypressen und freier Sicht. Es ist die erste richtig angenehm warme Nacht.

Am nächsten Morgen werden wir durch das Rauschen der Brandung geweckt. Hier könnten wir es länger aushalten, so geht Urlaub. Trotzdem, wir müssen packen, heute um 12:00 Uhr schließt der Campingplatz und wir haben noch etwas vor. Also wieder und dieses Mal ohne Frühstück packen und auf zur Passage du Gois. Frühstück gibt es auf einem Parkplatz vor der Passage. Danach fahren wir mit den Fahrrädern zur Passage.

Die Passage du Gois ist eine etwa 4,5 km lange Furt durchs Meer, welche bei Ebbe trockenen Fußes oder Reifens passiert werden kann. Der Gois ist seit Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt, wurde aber erst im 20. Jahrhundert richtig befestigt um auch Fahrzeugen die Passage zu ermöglichen. Es wurden drei Rettungsplattformen aufgestellt, um Passanten und Muschelsammlern, welche von der Flut überrascht werden, Schutz für die nächsten sechs Stunden zu gewähren.

Es ist Sonntag, eine lange Autoschlange wartet vor der Furt. Viele Einheimische nutzen den freien Tag, um mal wieder den Gois zu besuchen und Muscheln zu sammeln.

Mit dem Fahrrad warten wir nicht in der Schlange. Der Gois ist größtenteils vom Wasser frei aber noch nicht trocken. Etliche Autos werden neben der Gois auf dem Meeresgrund abgestellt. An manchen Stellen parken die Autos in vier Reihen. Es ist Zeit Muscheln zu sammeln. Auf der anderen Seite der Gois ist ein Bistro. Wir trinken Café und machen uns auf den Rückweg.

Nun suchen wir noch einen Platz für die nächsten Nächte und finden Ähnliches wie in der vergangenen Nacht. Wir bleiben für drei Übernachtungen um unsere mitgebrachte Erkältung auszukurieren und für ein bisschen relaxing.

Bei Ebbe waten wir durchs Watt zu einer Austernfarm. Es ist interessant, wie die begehrten Muscheln in Netzen auf eisernen Gestellen gezüchtet werden.

Austern gibt es heute Abend keine, aber Backofenkäse vom Skotti, unserem kleinen, zerlegbaren Gasgrill.

Zwischen der schwarzen Pfanne und dem Karton sind noch etwa 5 mm Abstandhalter damit der Karton nicht brennt. 

Der Ausflug mit dem Fahrrad in die Ortschaft Noirmoutier ist nicht wirklich zu empfehlen. Der Ort ist nicht sehenswert aber die Bewegung dorthin tut gut. Dabei gehen wir noch in den Supermarkt und decken uns fürs Abendessen ein.
Während Jutta das Abendessen besorgt treibe ich mich in der Weinabteilung herum. In Frankreich kann man guten Wein günstig kaufen, aber ein besonderes Schnäppchen ist auch dabei.
Man beachte die Flasche links oben
- und das im Supermarkt!

Dune du Pylat

Wir machen uns wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel ist die größte Wanderdüne Europas, die Dune du Pylat. Sie besitzt eine Ausdehnung von 135 Hektar und eine Höhe irgendwo zwischen 80 und 110 Metern, je nachdem, welcher Messung man Vertrauen schenken will.

Bei der Düne gibt es drei Campingplätze zwischen 35 € und 80 € die Nacht. Na, da übernachten wir doch gerne auf dem kostenlosen Stellplatz eines E.Leclerc-Supermarktes, etwa eine halbe Stunde vor der Düne. Die Düne selbst besichtigen wir quasi „en passe“, also ohne Übernachtung. Sie ist wirklich sehenswert.

Die nächste Nacht verbringen wir auf einem Womo-Stellplatz in einem Pinienwald gleich hinter dem Dünenstrand, dieses Mal eine halbe Stunde hinter der Düne. Für nicht mal 10 € die Nacht kann man wirklich nicht meckern.

Hinter den Dünen erwartet uns ein kilometerlanger Strand, fast unbevölkert. Wir genießen einen Nachmittag in der Sonne, müssen aber vorsichtig sein, schließlich ist es das erste Sonnenbad seit über einem halben Jahr.

Wir verbringen nur zwei Übernachtungen auf diesem schönen Platz. Ich könnte es länger aushalten, aber Jutta hat Hummeln im A…. Sie will „heim“ nach Spanien oder einfach nur weiter nach Portugal.

Hier mein ganz persönliches Resümee zu diesen zwei Wochen in Frankreich.
Bei zwei Aufenthalten in Frankreich vor 40 Jahren wurde ich als Deutscher mehrfach sehr unangenehm behandelt. Damals hatte ich mir vorgenommen dieses Land nicht mehr zu betreten. Bestenfalls zum Transit - besser drüber fliegen. Nun habe ich Frankreich von einer ganz anderen, freundlichen und offenen Seite kennengelernt.

Au revoir France, nous serons heureux de revenir.

© Rainer & Jutta *, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit dem Bulli über Land und Wasser bis zu den Kanaren. Wir fahren entlang der Nordküste Europas, durch Frankreich, Spanien und Portugal. Von Huelva oder Cadiz wollen wir dann mit der Fähre zu den Kanarischen Inseln übersetzen. So weit unsere Planung.
Details:
Aufbruch: 21.09.2023
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 10.04.2024
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Rainer & Jutta * berichtet seit 15 Monaten auf umdiewelt.