zu Dritt durch Argentinien

Reisezeit: November 2009 - Februar 2010  |  von Stephan Möckel

Wieder eine Stunde naeher an Deutschland

Nun sind wir in Uruguay gelandet, ein Abstecher nach Colonia, einmal ueber den Rio de la Plata. Wir sind aber ueber Tigre gekommen. Auf der Karte sieht das so aus: Tigre ist noerdlich von B.A., Colonia oestlich am anderen Ufer des Rio. Aber der Reihe nach.

Mit einer Vorortbahn, deren Fahrgeraeusche an Bersten und Zerbrechen erinnern, ging es eine knappe Stunde nach Tigre. Der beschauliche Ort liegt im Delta verschiedener Fluesse, die in den Rio de la Plata muenden. Auf den Inseln im Delta haben wohlhabende Argentinos ihre Wohn- oder Wochenendesitze. Es ist eher ausgestorben, bis am Wochenende die Porteños zu Picknick und Spaziergaengen einfallen - aber da sind wir ja schon wieder abgereist.

Nicht weit vom Bahnhof findet sich unser Quartier, ein B&B, gefuehrt von einer Kuenstlerin. Wow!!! Eine grosse Villa, ueberall steht Nippes. Lieb dekorierte Waende und Moebel zieren jeden Raum. Von unserem Balkon haben wir Blick auf den Garten mit Pool. Es ist traumhaft, wie im Urlaub....

Den machen wir auch und schippern durch das Delta. Natuerlich gibt es einige Unternehmen, die Rundfahrten anbieten. Die Haeuser sind nur noch mit Booten zu erreichen - die Garagen sind hier Anlegestellen. Sehr viel Gruen begleitet die Wasserwege, die Ruhe wird hier nicht von Bussen, sondern von den vielen kleinen und groesseren Schiffen zerrissen.

Diese Bootstour ist schon alles fuer unseren ersten vollstaendigen Tigretag, die uebrige Zeit kann Juliane sich auf den Spielplaetzen austoben - hier ohne die vielen Hunde.

Was Touristennepp ist, erfahren wir am kommenden Tag (19.11.): Reisefuehrer und alle moeglichen Prospekte empfehlen einen alternativen Zug, um zu den Vororten von B.A. zu kommen. So nutzen wir diesen "Tren de la costa", um nach San Isidro zu gelangen. Gut. der Zug faehrt deutlich ruhiger und auch schneller, kostet aber 12 Pesos (fuer die Controller: zum Euro ca. durch 5). Der "regulaere", berstende Zug kostet 0.80 Pesos......Den nehmen wir dann auch rueckzu. San Isisdro hat einige schoene Strassen, aber waere man nicht dagewesen....

Trotzdem hatte der Tag einen Hoehepunkt: das Museo de Artes de Tigre. Allein der Bau ist imposant mit seiner grossen Terasse ueber den halben Park bis an den Fluss heran - hier haben sicherlich rauschende Feste stattgefunden.

Noch ein richtiger Tigredeltatag kommt dann: wir nehmen ein Schiff, welches den Bus ersetzt und fahren auf eine der Inseln. Herrlich zum Flanieren zwischen den Haeusern und immer durch ein Blumenmeer: Hortensien, Rosen, Oleander, Hibiskus - alles blueht und leuchtet in den verschiedensten Farben.

Unsere kleine Wanderung fuehrt aber auch durch "Wald" - der Weg wird zum Pfad, wird schlammig, sogenannte Bruecken, mit und ohne Gelaender sind zu ueberqueren und immer Gestraeuch und Gestruepp. Jana ist wenig begeistert, weil sie teilweise nicht mehr sieht, wo sie ueberhaupt hintritt und ihr die Aeste ins Gesicht klatschen und die versprochenen Ausblicke auf die Fluesse und Kanaele sind irgendwie nicht da. Um so schoener, wieder in der Zivilisation anzukommen.

Der Tag klingt am Pool aus.

Nach einem weiteren naechtlichen Gewitter gehts am naechsten Morgen nach Colonia - Uruguay. Zunaechst war Jana zu ueberzeugen, dass auch in Uruguay ein Ueberleben moeglich ist. Nach drei Stunden Schifffahrt durch das Delta empfaengt uns Uruguay wenig freundlich im stroemenden Regen, der auch wahrend der noch zwei Stunden langen Autofahrt nach Colonia anhaelt. Kleines Hotel, aber recht gemuetlich. Zum Glueck macht man uns dort darauf aufmerksam, dass in Uruguay die Zeit schon eine Stunde weiter ist. Den Nachmittag und nachsten Tag erkunden wir das suesse Colonia, dessen Altstadt Weltkulturerbe ist...wer weiss, wir haben von Plaenen gehoert, eine Bruecke 50 km ueber den Rio nach B.A. zu bauen.

Der Stadttag endet mit einer Parrilla - gemischter Grillteller, neben dem der Balkangrillteller der Kantine der Staatskanzlei aermlich ausfaellt. Wie sich der Magen danach anfuehlt bleibt der Phantasie des Lesers ueberlassen - obwohl wir nicht alles geschafft haben.

Und Juliane? Sie scheint sich sehr wohl zu fuehlen. Wir geben ihr viel Zeit zum Laufen und erkunden. Steine, Schnecken, Ameisenstrassen sind hochinteressant. Jede Kante wird zum Hinsetzen ausprobiert.

Sie entdeckt taeglich neue Worte. Was wir gelernt haben, ist, ihr ihren Mittagsschlaf zu goennen. Den macht sie in der jeweiligen Unterkunft oder auch an einem schattigen Plaetzchen in ihrer kleinen "Schlafwanne". Hat sie den nicht, raecht sie sich am Abend....Die ersten Tage in B.A. waren sicher sehr anstrengend fuer sie, aber jetzt ist es insgesamt weniger stressig und wir haben alle auch unseren Rhythmus gefunden. Fuer uns bedeutet dieser Rhythmus, alles langsamer anzugehen, was natuerlich ganz andere Sichtweisen eroeffnet. Tigre und Colonia machen die meisten von B.A. als Tagesausflug. Und da verpasst man so viel! Weil diese Orte erst dann Ihren Charme entfalten, wenn die Tagesausfluegler fort sind.

Und noch die Vorschau auf den naechsten Teil.

© Stephan Möckel, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für drei Monate wollen wir mit unserer Juliane nach Argentinien reisen. Wir werden nicht täglich weiterziehen, sondern uns entspannte Tage in der Ferne gönnen.
Details:
Aufbruch: 03.11.2009
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 03.02.2010
Reiseziele: Argentinien
Uruguay
Chile
Der Autor
 
Stephan Möckel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.