Mexiko/Guatemala/Honduras und zurück - oder doch ganz anders??

Reisezeit: August / September 2006  |  von Jan M.

Oaxaca: Erster Eindruck - Der Aufstand der Lehrer

03.09.

Die Suche nach etwas zu essen war erfolgreich! Ich bin mit einem Australier (Brian) um die Haeuser gezogen und konnte ihn dazu ueberreden mal zur Abwechslung keinen Burger, sondern etwas doch mehr mexikanisches zu essen. Zu einer lonche (sowas wie ein Sandwich, nur auf Baguettegrundlage) mit Huehnchen, Salat, Zwiebeln, etc. liess er sich ueberreden. Oaxaca ist u.a. fuer seine erstklassige Schokolade beruehmt. So ist das Besondere an dieser lonche, dass anstatt Butter Schokolade auf die lonche geschmiert wird. Schmeckt super!!

Was mir auf meiner ersten Erkundungstour durch Oaxaca sofort auffiel, waren die vielen Zeltlager und Grafitis auf und um den Zócalo herum. Dazu muss man wissen, dass dort seit mittlerweile 4 Monaten Lehrer am protestieren sind. Sie fordern die Anpassung ihres Gehaltes an den Rest Mexikos und bessere Unterrichtsbedingungen fuer ihrer Schueler, d.h. besser ausgestattete Schulen, Schulbuecher etc. Um auf sich aufmerksam zu machen, halten sie die Innenstadt Oaxacas besetzt, sehr zum Aerger der Restaurant- und Geschaeftsinhabern. Sie blockierten alle Zufahrtsstrassen zur Innenstadt und schmierten Parolen an die Hauswaende, Fensterscheibe, einfach ueberall hin. Am 16. Mai kam es dann zur Eskalation. Um 4 Uhr morgens schickte der dortige Gouverneur tausende Polizisten mit Traenengas, Schlagstoecken, Hunden und Gewehren in die Innenstadt. Sie ueberrumpelten einfach die in ihren Zelten schlafenden Maenner, Frauen und Kinder. Sie knueppelten einfach alles nieder. Bei der Stuermung der Innenstadt kam es zu heftigsten Strassenschlachten und dabei erstickten mindestens 2 Kinder im Traenengas, 6 Menschen wurden erschlagen oder erschossen, viele werden noch immer vermisst. Daraufhin eilten tausende Lehrer oder loyal eingestellte Menschen aus allen Teilen Mexikos nach Oaxaca, um die dort Demonstrierenden zu unterstuetzen. Sie verdraengten die Polizei wieder aus der Innenstadt, die somit auch heute noch nur ausserhalb anzutreffen ist.

Auch heute erfuellt einem ein bedrueckendes Gefuehl, wenn man durch die Innenstadt laeuft. Ueberall Transparente, Graffitis, ausgebrannte Autos, unter Planen schlafende Menschen. Es ist seit der Stuermung nicht mehr nur ein Protest von Lehrern - unter die Lehrer mischten sich viele einfach anders politisch eingestellte. Neben der Forderung nach dem Ruecktritt des Gouverneurs, wettern diese auch gegen die Restaurantbesitzer und alle diejenige, die vom Tourismus in erster Linie profitieren. Man sieht viele Schmierein mit "Tourist go home" oder Menschen, die sehr rassistische Reden durch die Strassen posaunen. Somit herrscht mittlerweile auch ein Konflikt zwischen den Protestierenden und den Geschaeftsleuten - es gibt 2 Parteien, je nachdem, ob man von der Situation profitiert oder nicht.

Ich selbst kann sagen, dass es mich sehr bedrueckt hat und ich mich auch nicht wirklich sehr willkommen gefuehlt habe. Man kann die Situation natuerlich auch als weitere touristische Attraktion ansehen und sich einfach an den sehr kuenstlerisch gestalteten Transparenten erfreuen. Das duerfte einem allerdings schwerfallen, wenn man versteht was dort geschrieben steht oder sich auf eine kleine Diskussion mit den dortigen Menschen einlaesst. Ich kann durchaus beide Seiten verstehen. Das Verhalten der Protestierenden ist sehr geschaeftsschaedigend: Viele Cafes, Hostales od. Restaurants mussten schliessen oder sind zerstoert, die eigentlich sehr sehr sehenswerte Innenstadt ist mit haesslichen Schmierereien verunstaltet. Ebenfalls die Hauptbank wurde von wuetenden Protestierenden gestuermt und zerstoerrt, weshalb es z.Zt. "kein" Geld in der Stadt gibt und die Loehne nicht ausbezahlt werden koennen. Selbst habe ich es in einem Restaurant gemerkt, als mir gesagt wurde, dass es kein cambio, also Wechselgeld, gaebe. Auf der anderen Seite war/ist die Forderung der Lehrer nur berechtigt und das exzessive Verhalten der Polizei nicht zu entschuldigen (auch, wenn ich mich noch recht erinnere, ein paar Lehrer zuvor irgendein Holzpodest oder sonstiges in Brand setzten, woraufhin der Gouverneur reagieren musste).

Abschliessend muss ich jedoch erwaehnen, dass trotz dieser Situation die Stadt weiterhin sehenswert ist -es gibt mehr als nur den Zocalo- und die Leute sind unglaublich freundlich. Oaxaca ist ansich sehr gediegen, keine Hektik ist zu spueren und man trifft auf sehr sehr offene Menschen, mit denen man sehr gut ein bisschen schnacken kann und die immer sehr hilfsbereit sind. Auch genug Traveller sind nach wie vor in der Stadt, mit denen man schoen den Abend im Hostal oder einer noch offenen Bar ausklingen lassen kann.

Nu denn, nach meiner ersten Erkundungstour musste ich erst einmal etwas anderes sehen und habe mir im Hotel Rivera del Angel ein Busticket nach Monte Alban um 11:30 fuer 34 Pesos gekauft.....

Brian - hungrig und verschlafen

Brian - hungrig und verschlafen

Strassenblockade mit Zeltlager

Strassenblockade mit Zeltlager

So sieht leider fast die komplette Innenstadt aus

So sieht leider fast die komplette Innenstadt aus

Der belagerte Zócalo

Der belagerte Zócalo

ohne Worte

ohne Worte

Zeugen der Strassenschlacht

Zeugen der Strassenschlacht

kuenstlerisch begabt sind sie definitv

kuenstlerisch begabt sind sie definitv

© Jan M., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Schön im regelmäßigen Wechsel zwischen Asien und Lateinamerika geht es nun also zwei Jahre nach meinem ersten Mexiko-Trip (Yucatán und Belize) und nach 6-monatigem Aufenthalt in Guadalajara endlich wieder los! Ziel ist die Insel Utila, das Tauchparadies in Honduras. Zuvor stehen jedoch ersteinmal noch Ziele in Mexiko und in Guatemala an.
Details:
Aufbruch: 31.08.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 27.09.2006
Reiseziele: Mexiko
Guatemala
Honduras
Der Autor
 
Jan M. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.