Mit der Paradiso auf der Donau von Linz nach Sulina und zurück
Serbien und Kroatien im Slalom
Das Ausklarieren ist rasch erledigt und wir fahren bei herrlichem Sonnenschein die wohl schönste Strecke der Donau durch die berühmten Stromengen des Eisernen Tores.
Ein Rekord: 71 Meter Tiefe zeigt das Log. Bei Km 1017 LU ist auf der Donaukarte ein Jachthafen eingezeichnet, den wir besuchen möchten. Keine Chance, auch nur in die Nähe zu kommen. Es ist so seicht, am Boden ist der Sand zu sehen. Wir fahren an Donji Milanovich und Golubac vorbei. Gerne hätten wir hier einen Stopp gemacht, doch mangels Anlegemöglichkeit fahren wir weiter nach Velike Gradiste.
Wir legen an einem Schubschiff an und der Einklarier-Marathon in Serbien beginnt. Abgabe der Pässe bei der Grenzpolizei, hinüber zum Hafenkapitän, dann zur Agentie, um die Gebühr von € 55,- für die Durchfahrt durch Serbien zu bezahlen und wieder zurück zur Polizei. Am Schiff sollen wir auf die Revision warten. Heute wird unsere Geduld mehr als strapaziert. Es ist bereits 20.45 Uhr, als die Revision erfolgt:
Polizeidame und Zöllner kommen nicht einmal an Bord und stellen lediglich fest, dass wir unter österreichischer Flagge fahren und tatsächlich nur zwei Personen am Boot sind - ohne dies jedoch zu überprüfen. Dann muss Brigitte wieder zur Grenzpolizei mitgehen, um sich dort sagen zu lassen, dass sie die Pässe erst morgen vor der Abreise bekommt, ebenso die Bootszulassung, die der Hafenkapitän einbehalten hat. Also, das nennen wir organisiertes Chaos. Wenigstens sind sie alle freundlich. Zum Trost macht Andreas ein sensationelles Käsefondue.
Am Mittwoch heißt es nur: Weg von hier, wir möchten heute nach Belgrad! Nachdem Brigitte unsere Pässe und die Bootszulassung geholt hat - es geht überraschend schnell - laufen wir bereits um 7.30 Uhr bei Kaiserwetter aus. Die Donau breitet sich vor uns wie ein spiegelglatter See aus.
Schon am Vormittag kündigen wir telefonisch unsere Ankunft im Restaurant "Vodenica" in Belgrad an. Wir genießen ein spätes Mittagessen, das wohl beste Steak, das wir jemals gegessen haben. Ein Bierfest, das gleich in der Nähe unterhalb der Festung stattfindet, beginnt gerade. Sensationelle Bierpreise, die Halbe um rund € 1,-, tausende Leute und laute Musik erwarten uns.
Zurück im "Vodenica" ist Nesa bereits da und wir müssen natürlich sofort erzählen, wie die Reise war.
Vor unserer Abreise ruft Nesa auch noch Dorde von der ALA in Novi Sad an, um ihm unsere Ankunft mitzuteilen. Dorde lässt uns ausrichten, dass wir selbstverständlich an der ALA festmachen können, er jedoch voraussichtlich nicht da sein wird. Die Fahrt von Belgrad ist bei bestem Wetter wunderschön. Jetzt verlassen wir endgültig den Stausee des Eisernen Tores und merken die Strömung.
Ein Leuchtturm an der Donau!
Bei KM 1215 LU mündet die Tisa nach 977 km in die Donau. 545 km könnte man da hinauffahren.
Wir legen an der "ALA" an. Heute sind wir sehr müde, sodass wir gar nicht mehr von Bord gehen und bald schlafen. Um 1.30 Uhr weckt uns ein heftiges Gewitter mit viel Regen, das bis 4.30 Uhr dauert.
Am Samstag laufen wir um 9.30 Uhr bei bedecktem Himmel aus, die Temperatur ist überaus angenehm. Gegen Mittag kommt auch die Sonne wieder. Heute hören wir das erste Mal seit Langem wieder einen deutschen Funkspruch. Unser Tagesziel ist Vukovar in Kroatien.
Der Hafen ist wie ein Seehafen angelegt, es gibt nur Moorings. Der Kapitän einer 25 Meter langen Super-Luxusjacht, die an dem einzigen Ponton im Hafen liegt, winkt uns zu sich.
Herzlichen Dank Kapitän Josef, hier liegen wir wie in Abrahams Schoß, sogar mit Strom und wieder alles zum Nulltarif! Nachdem wir unsere Paradiso hier absolut sicher wissen, machen wir uns auf den Weg zur Grenzpolizei. Die Pässe werden abgestempelt und auf dem serbischen "Original" kommt auch der kroatische Stempel drauf. Allerdings müssen wir noch einmal kommen, wenn wir abreisen. Danach besichtigen wir die Stadt, die im Krieg völlig zerstört wurde. Sie ist zum großen Teil wieder aufgebaut, doch man sieht noch die Narben des Krieges: Einschusslöcher von Granaten und Maschinengewehren lassen einem heute noch eine Gänsehaut bekommen.
Doch Vukovar ist jetzt eine lebendige Stadt und stark zur Donau orientiert. So finden wir ein sehr gutes Restaurant namens "Veske" mit direktem Blick auf den Fluss.
Vor der Abreise am nächsten Tag bedanken wir uns bei Kapitän Josef für die Gastfreundschaft. Unser Ziel ist Apatin, wo es uns ja so gut gefallen hat. Wir fahren aus dem Hafen hinaus und überlegen gerade, wo wir anlegen werden, da wir noch zur Grenzpolizei müssen. Plötzlich ein Alarm am Armaturenbrett: die Wasserkühlung des Motors. Nach kurzer Überlegung entscheidet Andreas, den Motor abzustellen und wir lassen uns wieder zurück zum Hafen treiben. Vorsichtshalber ist Brigitte bereit zum Notankern. Für das Hafenmanöver muss Andreas den Motor wieder kurz starten, das Manöver funktioniert.
Nach einer knappen Stunde laufen wir wieder aus. Doch schon nach kurzer Zeit steigt die Wassertemperatur wieder. Wir kehren um und fahren wieder in den Hafen zurück. Nach dreieinhalb Stunden sind alle Schläuche von den zerfetzten lmpellerteilen gereinigt, gut durchgespült und auch wieder richtig eingebaut Der Testlauf am Stand funktioniert endlich. Doch es ist zu spät, um heute noch bis Apatin zu fahren.
Am Montag starten wir etwas angespannt, doch Gott sei Dank - die Kühlwassertemperatur passt. Mangels Anlegestellen machen wir an einem Paket von vier aneinander liegenden Schubschiffen zum Ausklarieren aus Kroatien fest. Bei der Grenzpolizei heißt es wieder warten, um 9.25 Uhr laufen wir aus und hissen wieder die serbische Flagge. Die Fahrt ist einfach traumhaft: angenehme Temperatur, ausreichend tiefes Wasser. Mittag rufen wir Michael in Apatin an. Er freut sich und wird an der Donau sein, wenn wir kommen. Es ist auch so: Schon von Weitem sehen wir Michael winkend am Steg stehen und noch bevor ich ihm die Leinen zuwerfen kann, möchte er alles wissen.
Langsam wird es Zeit für eine Tankaktion. Andreas, Miki und Michael fahren mit den Kanistern los. Als die drei nach einer Stunde noch immer nicht da sind, schwant uns nichts Gutes. Endlich ist der rote Yugo mit den vollen Kanistern am Dach in Sicht.
Als wir dann alle wieder beisammen sitzen, erfahren wir auch den Grund für die lange Tankaktion. Andreas erzählt, er habe ein rotes Pferd getroffen. Alle brüllen vorlachen! Michael wollte Andreas unbedingt seine Wohnung zeigen und da haben sie ein Flasche "Rotes Pferd" geöffnet. Das "Rote Pferd" ist nichts anderes als das ungarische "Stierblut". Wir haben noch viel Spaß zusammen, bis sich ein Gewitter ankündigt. Die zweite Tour wird auf morgen verschoben. Wir verabschieden uns, es ist mittlerweile 21.00 Uhr, es gibt Spaghetti an Bord.
Am nächsten Vormittag fahren wir mit dem Rad in die Stadt, um ordentlich aufzubunkern, da nicht einmal mehr eine Dose Bier im Kühlschrank ist. Zum Mittagessen wollen wir heute ins Restaurant "Blaue Rose", das einfach sensationell ist, da könnte sich so manches Haubenrestaurant was abschauen!
Ein bekannter serbischer Basketballspieler hat dieses Restaurant nicht nur finanziert, sondern auch das gesamte Personal zur Einschulung nach Italien geschickt.
Das Preisniveau gleicht dem der anderen Restaurants in Serbien. Auch die Weinkarte kann sich sehen lassen, wir trinken einen hervorragenden "Vranac". Am späten Nachmittag machen Michael, Andreas und Miki die zweite Tankaktion.
Am Mittwoch ist es wieder Zeit, Abschied von Freunden zu nehmen. Michael bringt uns noch eine Flasche Schnaps und eine Flasche "Vranac". Natürlich wären wir noch gerne länger geblieben, doch es zieht uns auch schon wieder zurück in die Heimat. Mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen, lösen wir die Leinen und verlassen nicht nur Apatin, sondern auch Freunde. Ja, als Fremde sind wir vor fast zwei Monaten gekommen und als Freunde gehen wir! Michael verspricht noch, seinen Freund, den Kapitän in Bezdan anzurufen, damit die Grenzkontrolle nicht so lange dauert.
In Bezdan können wir am Selbstfahrer "Vadasz" fest machen und Brigitte turnt wieder über Schiff, Ponton und die gefährlich wackelige Stiege an Land. Der YU-Agent, Munkas Zolt begrüßt uns sehr freundlich und meint, es ist sehr gut, dass wir gerade jetzt kommen, weil der Vizetourismusminister da ist und wir ihm unsere Erfahrungen in Serbien mitteilen können und sollen. Munkas spricht Deutsch, der Hafenkapitän Englisch und zwischendurch der Minister Serbisch. Sie entschuldigen sich für die doppelte Einhebung der Gebühr von € 55,- und möchten alle unsere negativen Erfahrungen wissen. Was sollen wir ihnen sagen - wir haben doch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Gut, die Grenzformalitäten dauern zu lange und sind viel zu kompliziert. Auch Anlegemöglichkeiten bei den zu absolvierenden Behördengängen wären von großem Vorteil, denn es gibt ja auch ältere Bootsfahrer, die nicht mehr so gelenkig sind, um über mehrere Schiffe zu klettern. Sie wissen auch, dass es mehr Marinas mit guter Infrastruktur für die Gäste geben muss, Apatin ist jetzt einmal ein Anfang. Das Gespräch endet jedoch mit meinem Lob über die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der serbischen Bevölkerung. Munkas begleitet Brigitte zur Passkontrolle und zum Zoll - auch hier keine Fragen mehr, Stempel und fertig. Wir legen ab und sind überwältigt. Die ganze Aktion hat nur eine halbe Stunde gedauert!
Aufbruch: | 30.05.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 16.09.2007 |
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