Mit der Paradiso auf der Donau von Linz nach Sulina und zurück
Hochwasser zum Abschluss
An der Grenzstelle Devin ist der Ponton unbesetzt und der Zoll in Hainburg winkt uns freundlich durch. Die Strömung ist sehr stark und es gibt so manchen Kilometer, für den wir 8 Minuten benötigen. Die geringste Tiefe messen wir mit 1,9 Meter. Unmöglich, bei dieser Strömung heute bei Licht bis in die Kuchelau zu kommen. Wir beschließen, in Orth zu übernachten.
Wir sehen zu unserer Überraschung, dass der Seitenarm ausgebaggert wurde und die Stege wieder voll funktionsfähig sind.
Auch die Wassertiefe von 2,40 Meter ist für uns neu. Nachdem wir verheftet haben, gehen wir ins Uferhaus essen und feiern unsere Rückkehr nach Österreich.
Strahlend blauer Himmel lässt uns am nächsten Tag gut gelaunt auslaufen. Vor der Schleuse Freudenau ist starker Wind und die Wellen der Schifffahrtsaufsicht Wildungsmauer, die uns vor der Einfahrt überholt, machen unserer Paradiso stark zu schaffen. Doch schließlich sind wir am Schwimmpoller fest und fahren nach der 25-minütigen Schleusung aus.
In Wien werden wir über Funk aufgefordert, im Strom zu lavieren, weil die Schifffahrtsaufsicht zur Kontrolle kommt. Ich übergebe ihnen den Zulassungsschein und das Patent. Die Daten werden aufgenommen und nach zehn Minuten bekommen wir die Papiere mit den Wünschen für eine gute Weiterreise zurück.
Bei Km 1933 Alarm am Armaturenbrett - die Kühlwassertemperatur steigt! Das kann doch nicht wahr sein - 2 Km vor unserem Ziel, dem Hafen Kuchelau! Das Spiel kennen wir schon: Motorabstellen und zurück treiben lassen, um bei der nächsten Anlegemöglichkeit festzumachen. Glück im Unglück: Bei Km 1932,62 direkt unter der Nordbrücke gibt es eine Mauer mit Pollern an Land. Die Situation ist genau wie in Vukovar, als sich der Impeller verabschiedet hat. Im Hafen Kuchelau - wohlgemerkt nur zwei Km von unserem Standort entfernt - gibt es alle diese notwendigen Spielsachen. Da unser Freund Bobby von der "Phönix" sein Büro in der Nähe hat, bitten wir ihn, uns den Impeller zu bringen. Doch wir müssen feststellen, dass der Impeller intakt ist. Andreas kontrolliert die Schläuche und stellt auch hier keine Verlegung fest. Jetzt ist guter Rat teuer, denn beim wiederholten Starten der Maschine wird das Wasser wieder heiß. Wir brauchen einen Volvo-Mechaniker. Anmerkung: es ist Freitagnachmittag. Ein Mechaniker ist frühestens Mitte nächster Woche zu bekommen. In der Zwischenzeit fährt Bobby in den Hafen und kommt mit der Phönix zurück, um uns beigekoppelt in die Kuchelau zu bringen.
Wir brauchen jedoch für 2 Km mehr als eine halbe Stunde! Die Paradiso ist an der linken Seite der Phönix festgemacht und beide Kapitäne sind auf ihrem Steuerstand. Die Hafeneinfahrt befindet sich auf der linken Seite.
Andreas gibt genaue Anweisungen. Wir erspähen eine "Parklücke" zwischen zwei Booten, in die die Paradiso vielleicht hineinpasst. Wir lösen die Leinen von der "Phönix" und starten unseren Motor für das "Einparkmanöver".
Trotz Samstag kommt Kurt vom Bootsservice pünktlich um 7.00 Uhr. Er inspiziert den Impeller - o.k. - und bläst wie Andreas am Vortag die Schläuche durch. Welch Wunder, jetzt arbeitet die Wasserpumpe wieder einwandfrei. Wir besorgen einen neuen Dieselvorfilter und bauen ihn ein.
Nach dem Tanken legen wir um 11.45 Uhr ab und fahren zur Schleuse Greifenstein, wo wir leider eine Dreiviertelstunde auf die Schleusung warten müssen. In der Zwischenzeit rufen wir im Hafen Tulln an, wo Helga und Sepp schon auf uns warten. Sepp ist ein echter Mann der Tat und ein Bootsfahrer, der weiß, wie mühsam eine Bunkerung ohne Auto ist. Wir fahren zum Einkaufen, da der Kühlschrank fast leer ist. Zurück im Hafen, feiern wir mit unseren Tullner Freunden und Bekannten das Wiedersehen.
Unsere Kinder kommen uns per Auto entgegengefahren und gemeinsam geht's in unsere Lieblingsbucht "Herzogslacke" auf KM 2008 RU in Rossatz gegenüber Dürnstein in der Wachau.
Das Wetter und vor allem die Vorhersage sprechen gegen ein Auslaufen am Mittwoch. Zu Mittag essen wir im Gasthaus Naumann. Anschließend spazieren wir noch zum Heurigen "vis á vis", wo uns Günter erzählt, dass Hochwasser angekündigt ist. Noch machen wir uns keine Sorgen, wir haben einen guten und sicheren Liegeplatz.
Am Donnerstag früh sehen wir, dass das Wasser über Nacht stark gestiegen ist, an ein Fahren zu Berg ist nicht zu denken. Andreas ruft Otto Bohdal in Krems an, um seine Einschätzung des weiteren Verlaufes zu erfahren. Otto bestätigt die Vorhersage und lädt uns ein, in den Behördenhafen Krems zu kommen, wo wir sicherer liegen als in Rossatz.
Es regnet in Strömen und wir sind froh, hierher gefahren zu sein.
Otto kommt vorbei und bringt uns die aktuelle Prognose gleich mit. Diese sichert uns gleich mal die Verlängerungswoche in Krems. Wir sind heilfroh, dass wir in Krems sind und nicht etwa in Ungarn oder Rumänien.
Das Wasser steigt und steigt. Im Laufe des Tages wird auch die Schifffahrt auf der Donau eingestellt. Um 21.00 Uhr haben wir bereits 7,26 Meter. Abends gegen 20.00 Uhr klopft Karl Wimmer, Leiter der Schifffahrtsaufsicht bei uns an. Wir haben uns zuletzt im Vorjahr bei der Sonnwendfahrt im Nibelungengau getroffen und er ist überrascht, als wir ihm erzählen, dass wir aus Sulina kommen. Auch er möchte gerne einmal ins Donaudelta fahren und so haben wir wieder viel zu erzählen.
Am Freitag, 14. September ist es soweit: Wir möchten das schöne Wetter nutzen und laufen um 9.45 Uhr aus. Die Fahrt durch die Wachau ist anstrengend, für so manchen Kilometer brauchen wir bis zu neun Minuten. Dazu kommen die Wellen der Ausflugsschiffe "Austria" und Prinz Eugen ", die uns mit geringem Abstand überholen. Wir kennen jeden Weinstock persönlich und fahren teilweise Slalom zwischen den Bäumen und Ästen, die uns entgegenkommen. Der Pegel Kienstock beträgt immer noch 482 Zentimeter und wir sind fest entschlossen, nie mehr bei einem Pegelstand von über 4 Metern zu fahren.
In Marbach tanken wir und stellen fest, dass die Paradiso auf dieser Strecke ganz schön durstig war. Für die 50 Stromkilometer von Krems nach Marbach haben wir inklusive einer Schleusung acht Stunden gebraucht und wir sind auch ziemlich müde. Wir legen am Großponton in Marbach an, wo wir übernachten werden.
Am Samstagmorgen sieht es vorerst gar nicht so gut mit dem Wetter aus. Die ersten Sonnen strahlen blinzeln gegen 11.00 Uhr durch die Bäume und wir starten unsere heutige 43-Kilometer- Etappe. Um 16.15 Uhr fällt der Anker im Altarm von Wallsee bei Kaiserwetter mit herrlichem Sonnenschein.
Rund um uns dichter Nebel, sodass man nicht zum 100 Meter entfernten Ufer sieht. Doch die Sonne vertreibt den Nebel rasch und ein strahlend blauer Himmel breitet sich über uns aus. Es ist auch sehr warm und wir genießen einen schönen und absolut ruhigen Vormittag am Oberdeck. Für heute ist Schönwetter gemeldet, für morgen ab Mittag jedoch Regen. Wir möchten unseren letzten Fahrtag bei Sonnenschein genießen und beschließen, noch heute nach Linz zu fahren. Um 12.00 Uhr heißt es "Motor Start" und "Anker einholen". Doch was ist das? Keine Anzeige am Display der Ankerwinde und es rührt sich gar nichts. Das darf doch nicht wahr sein: am letzten Tag noch eine Panne? Andreas stellt den Motor ab und macht sich auf Fehlersuche. Nach einer halben Stunde stellt er einen Defekt am Relais fest. Na toll, 30 Meter Ankerkette händisch einholen, das wird anstrengend. Mit sprühenden Funken am überbrückten Relais gelingt es, die Ankerkette Meter für Meter ein zuholen.
Vor der Schleuse Wallsee müssen wir leider eine Stunde warten, da einige Tankschiffe vor uns geschleust werden. Da dürfen wir als Sportboot nicht mit. Somit ändern wir für die Schleuse Abwinden die Taktik und melden uns als Nichtraucherschiff zur Schleusung mit dem inzwischen eingeholten Tankschiff "Carolin" an. Der Trick funktioniert, wir können sofort mit in die Schleuse einfahren.
Der Blick auf Linz erinnert uns kurz an viele Industriestädte in Rumänien und Bulgarien. Doch es ist unser Linz, unser Heimathafen, der vor uns liegt. Ein bisschen Wehmut schwingt bei den letzten Kilometern schon mit, doch die Freude, gesund und reich an Erfahrungen und Erlebnissen in den Heimathafen einzulaufen, überwiegt.
Von unserem Steg winken uns schon unsere Freunde. Wir begrüßen sie mit unserer Deltasirene und der Paradiso-Hymne. Nach dem die Leinen fest sind, knallt der Sektkorken und wir werden herzlich empfangen.
Nach 109 Tagen, in denen wir alle Facetten der Donau gesehen haben, sind wir wieder wohlauf in die Heimat zu rückgekehrt. Wir haben Land und Leute verschiedenster Herkunft in sechs Ländern kennen gelernt und viele neue Freundschaften geschlossen. Keine Sekunde haben wir bereut, auf eigenem Kiel der Heimat zuzustreben. Bekanntes und Neues hatten ihren Reiz.
Ja, es gibt sie: Die Reise des Lebens! Für uns ist es die Fahrt auf der Donau mit der Paradiso auf eigenem Kiel ins Delta und wieder zurück!
Aufbruch: | 30.05.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 16.09.2007 |
Slowakei
Ungarn
Serbien
Rumänien
Bulgarien