Safari Njema - Praktikum in Tansania

Ein weiterer langer Praktikumstag naehert sich dem Ende.Momentan beschaeftigen sich die Aussendienstler Peter und Alex mit den Kindern, die das Tukolene Children Development Centre Non Formal School Project bereits absolviert haben und wieder zur staatlichen Schule gehen.
Wir besuchen also gerade die Grundschulen und befragen die Kinder ob es ihnen gut gelingt sich wieder in der Schule zurechtzufinden. Auch sprechen wir mit den jeweiligen Lehrern und lassen uns erzaehlen wie sich die ABC-Schuetzen nun in der Schule schlagen bzw. wo es Probleme gibt.Oft mussten wir leider Feststellen: dass viele der Kinder die wir auf unserer Liste notiert hatten nicht physisch in der Schule anzutreffen waren.
Dieser Tatsache mussten wir nochmals nachgehen um genauere Gruende fuer die Bildungsabstinenz zu suchen.
Diese momentane Arbeit ist fuer die gesamte NGO von nicht zu unterschaetzender Wichtigkeit, denn es foerdert zutage wie weitreichend das gesamte Projekt unguenstigen gesellschaftlichen Zustaenden
trotzen kann, um moeglichst vielen Kindern den Zugang zur wichtigen Ressource Bildung, welche meistens die einzige Chance auf ein leichteres Leben bedeutet, zu verschaffen.
In diesem 25 Kinder umfassenden Besuchsdurchlauf mussten wir aber erstmal ernuechtert feststellen das 7 Kinder entweder kuerzer oder laenger schon, nicht mehr regelmaessig die Schule besuchen. Meistens duerfen die Kinder nicht mehr zur Schule gehen weil ihnen ein Schreibheft fehlt, die Schuluniform zerfetzt und untragbar geworden ist,weil sie keine angemessenen Schuhe auftreiben konnten oder weil sie Gebuehren nicht begleichen koennen welche die Schule die eigentlich offiziel kostenfrei ist, bisweilen in Rechnung stellt.Ein anderer Grund ist das die noch so jungen Kinder sogar illegalerweise zu einem betraechtlichen Teil des Familieneinkommens beitragen, indem sie anstatt zu lernen was ja Kosten verursacht mithelfen muessen beim Verkaufen, Tragen oder Kochen um Geld zu verdienen.

Diese fuer die Wichtigkeit der Sache nichtig anmutenden Kleinigkeiten wie Uniform oder Schulhefte koennen, wie ich hier mehrfach erlebt habe unmittelbarer Grund fuer den Abbruch der ohnehin kurzen Bildungslaufbahn sein.
Aber gut ist das wir erstmal alles vor Ort nachgeforscht haben und sehen wie sich die reale Situation nach Rueckkehr in die staatliche Schule darstellt.
Bei einigen Faellen haben wir schon mit den Lehrern eine volle Kostenbefreiung erwirkt und somit eine hohe Huerde fuer diese aus Armutsverhaeltnissen stammenden Kinder verkleinert.Auch einige Uniformen, Schuhe und Hefte sollen dem Verlangen nach Bildung das ich bei den meisten dieser Kids gespuert habe nicht im Wege stehen. Eine traurige Entdeckung, die weit ueber das blosse Fehlen in der Schule hinaussgeht war der Hausbesuch bei einem 15 jaehrigen Maedchen, dass seit 4 Monaten nicht mehr zur Schule ging.
Die fuer sie nach dem Tod ihrer Eltern Verantwortliche alte und kranke Grossmuter, welche noch von einer Tante unterstuetzt wird deutet Peter und mir gegenueber an dass, das Maedchen welches Nachts oft erst spaet nach Hause kommt,
wohl in einem Nachtklub arbeitet und dort Maennern angeboten wird.Das persoenliche Gespraech mit diesem jungen Maedchen was doch so frueh ins Erwachsenendasein geschleudert wurde und schon sehr abgeklaert daherkommt bestaetigt das Unertraegliche! In diesem Falle ist besondere Eile geboten.Sie gibt uns zu verstehen das sie zurueck zur Schule will.
Schnell wird sie eingekleidet in eine Bluetenweisse Uniform, bekommt viele auf Tinte wartende neue Hefte und die tauglichen Schuhe werden naechste Woche folgen.
Hoffentlich wird sie aus diesem verflixten Teufelskreis der materiellen Armut und Bildungsferne entrinnen koennen und muss nie wieder ihren Koerper gegen bare Muenze anbieten.
Der Tukolene Aussendienst wird die naechsten Wochen sicher regelmaessig mal in ihrer Klasse vorbeischauen wo sie sich dann hoffentlich auffhaelt aber zur Not so versicherte mir Peter mit zwinkerndem Auge machen wir auch mal eine Nachtschicht und holen sie persoenlich aus diesem Nachtclub.
Soweit zu einem weiteren Einblick in die tansanischen Praktikumstage verbunden mit vielen Gruessen in die Heimat...

Euer Alex