Safari Njema - Praktikum in Tansania

Reisezeit: Juli - Dezember 2008  |  von Alexander Türk

Im vergessenen Sueden

Da sich meine erfahrungsreiche Zeit hier in Tansania, so langsam dem Ende naehert wollte ich doch nochmal die Gelegenheit nutzen um ueber den Mikrokosmos Dar Es Salams, den ich ja nun zugegebenermassen gut kenne, hinauszuschauen.
Die Praktikumsarbeit ist soweit beendet, das am 7 oder 8 Dezember zum Abschied noch ein gemeinsamer Strandausflug mit den 100 Kindern des Projektes und den ca.10 beteiligten Mitarbeitern gemacht wird.
Aber bevor es hier so richtig wehmuetig wird und das wird es werden, nachdem mir ich hier so eine tiefe Erfahrung gemacht habe, die mich mein Leben immer begleiten wird, habe ich mich entschlossen dem vom tourismus nicht sehr verwoehnten Sueden des Landes einen Besuch abzustatten.Die erste Station per Bus sollte eigentlich das verschlafene Fischerdoerfchen Kilwa sein, das mit abgelegenem Weltkulturerbe aufwartet, jedoch vergas der sich in einem imaginaeren Buswettrennen befindliche rasende Fahrer mich an der richtigen Umsteigehaltestelle abzusetzen denn Kilwa kann man momentan noch nicht per Direktbus erreichen.
Auch der junge Busbegleiter, welcher bei Nachfrage resigniert zu verstehen gab, das er heute seinen ersten Tag auf dieser Strecke habe und somit nicht als taugliche Hilfe dienen koenne lies mich haengen.
Somit verliess ich den Bus hundertdreissig Kilometer spaeter als geplant in der kleinen Kuestenstadt Lindi.
In Lindi gibt es nicht soviel zu sehen ausser einem dichten vielbevoelkerten Stadtzentrum, das einige arabische und deutsche Kolonialgebauede aufzuweisen hat sowie viel viel gesunde vom Meer herueberwehende Kuestenlueft, die auch die fast unertaegliche Hitze fuer einen Mitteleuropaer lebbar macht.

Aber fuer mich ging es mehr darum wie Kilwa und seine alten Kulturgueter noch zu realisieren waere.
Ich fand schliesslich am daraufolgenden Morgen noch eine relativ Sitzfleisch beanspruchende Variante indem ich einen Minibus ausfindig macht, der die Distanz nach Kilwa so unfassbar lang machte weil er wahrlich jedes mini Dorf ansteuerte um Leute ein und auszuladen oder gleichzeitig noch den Mango oder Bananenhandel zwischen den Doerfern abzuwickeln.
Nach unfassbar langen vier Stunden, was doppelt so lange ist wie der vergessliche Killerbusfahrer gebraucht hat, erreichte der Bus in der gluehenden Mittagssonne schliesslich Kilwa.
In Kilwa muss man sich nun ein Boot suchen, das einen zu der Insel bringt, wo sich die alten Ruinen befinden.
Am Hafen lief es dann fluessiger, denn dort bot gleich ein strammer junger Mann seine Kapitaensdienste an um die ca.30 minuetige Ueberfahrt mit seinem loechrigen Segel im Wind zu bewaeltigen. Die Ueberfahrt mit der Nase im Wind und ein wenig Wasser auf der Hose war sehr zu geniessen und schon von weitem kann man das prachtvolle alte und noch gut erhaltene Verteidigungsfort sehen, das erst die Araber erbauen liessen und spaeter die Portugiesen als alte grosse Seefahrernation im 15.Jahrhundert weiterausbauten um die kostbaren Schaetze der Inselz.B Gold,Sklaven sicher in ihrer Verwahrung zu wissen. Bei einem Rundgang auf der Insel konnte ich mich von weiteren ueberraschend detailgetreu erhaltenen Gebauden wie Palaesten oder raffiniert rundbogengetragenen Moscheen kaum sattsehen. Die ganzen Muehen der chaotischen Anreise hatten sich gelohnt. Ich tauchte ein in eine versunkene Welt des Sultans und der reichen Sklavenhaltenden Bewohner dieser Zeit an der strategisch wichtig zwischen Arabischer Halbinsel und Suedostafrika gelegenen Kueste von Tanzania.

Ab und zu sieht man mal ein paar Kinder mit zerschliessenen T/Shirts zwischen den historischen Staetten herumtollen oder einen alten Mann, der einige an dieser geballten Geschichte desinteressiert wirkende Kuehe ueber die Wiese scheucht.
Die hektischen oder wirtschaftlich prosperierenden Zeiten sind in Kilwa definitiv vorbei und die 1 bis 2 am Tag vorbeikommenden Wohlstandsnomadenaus den USA, Spanien oder Deutschland, die ich dem Gaestebuch entnehme, koennen diese Entwicklung auch nicht mehr umkehren.
Mit dem Bewusstsein einen versteckten Schatz gefunden zu haben bestreite, ich nahtlos die Rueckreise nach Lindi, das ich zum Glueck naoch am selben Abend erreiche weil ein Bus zuffaellig 8 Stunden spaeter wegen einer Panne nach Lindi faehrt trotz Nachtfahrverbots.
Nach diesem kulturellen Highlight fuehrt mich der Weg weiter von Lindi nach Mtwara ueber staubbige Schotterpisten, vorbei an wuseligen Doerfern deren Bewohner sich oft unter den Palmen im Schatten tummeln um dann aber wie auf Kommando blitzartig aufzuspringen wenn ein Bus in ihrem Dorf zum halten kommt um
Ananas, Beutel mit Salz oder gtrockneten Fisch ins Wageninnere zu strecken.
Jetzt befinde ich mich in Mtwara und kann Mosambik, das sehr sehr nah von hier aus zu erreichen ist schon fast riechen.
Wie es von hier weitergeht kann ich hoffentlich bald im naechsten funktionierenden E Cafe mitteilen.

Viele Gruesse nach Deutschland...

Alex Mangwena

© Alexander Türk, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich mache ein 3-monatiges Praktikum in Tansania im Bereich der sozialen Arbeit. Untergebracht bin ich bei einer tansanischen Familie in Dar Es Salam und arbeite in einer Bildungs und HIV-Praeventions NGO.
Details:
Aufbruch: 03.07.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 10.12.2008
Reiseziele: Tansania
Der Autor
 
Alexander Türk berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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