Safari Njema - Praktikum in Tansania
Vier Wochen!
Grosse Kulleraugen sehen mich entgeistert an und scheinen
gar nicht fassen zu koennen, was sie da sehen.
Ich spuere mit welch ausgiebiger Neugier mich diese Augen
anschauen. Nichts scheint in diesem und in den folgenden
Momenten wichtiger fuer diese Augen als dieser Neuling.
Wieso sieht er so blass aus, scheint die unausgesprochen
im Raum stehende Frage zu sein, die sich in diesen
Kindergesichtern manifestiert hat.
Es ist wieder einer von solchen surrealen Momenten, bei
denen ich mich erwische, wie ich mich insgeheim frage: ob
es wirklich wahr ist, dass ich jetzt gerade auf diesem
harten Hocker in dieser Huette, bei dieser kinderreichen
Familie in Dar Es Salam sitze und dieser kishuaheli
Konversation lausche?
Man bekommt Abends um 23 Uhr am Tisch, beim Bier
in der Musikbar von einem schwer
schleppenden fliegenden Haendler einen menschengrossen
Kleiderstaender und Werkzeug angeboten.
Der Blick schweift hinweg nach vorn ueber das berstende
tuekis leuchtende Wasser des Indischen Ozeans.
Der Strand ist gesaeumt von ausgelassenen Stadtbewohnern,
die das Wochenende am Rande von Dar Es Salam geniessen.
Der wild gestikulierende Herr, steht mit einem keifenden
Hahn den er am Schlawittchen packt und
der mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen war,
blitzartig auf und draengelt sich unvorsichtig durch den
vollen Dalla Dalla Bus.
Ich stelle voller entsetzen fest, dass die Familie
die wir gerade besucht haben mit sieben Personen
in einem Besenkammergrossen Raum wohnt.
Ich stehe auf tausendmetern ueber dem Meeresspiegel.
Eine alte deutsche Kolonialhuettte hinter mir
kann den den Blick ins vegetationsreiche Tal, das sich
zwischen zwei Bergruecken in Richtung der Stadt
Morogoro wirft, sicher nicht mehr so wert schaetzen wie ich
,denn sie steht dort schon seit sie 1911 von deutschen Kolonial- besatzern in dieser exklusiven Lage errichtet wurde.
Diese Momente und viele andere Situationen sind es, die mit ihrer unaufloeslichen
Widerspruechlichkeit mehr und mehr vor meinem inneren Augen
ablaufen und sich zu etwas verdichten das wohl
mit der Begrifflichkeit Tansania belegt werden muss.
Es fuehlt sich an wie ein emotionaler
Flickenteppich, der sich aus vielen kleinen Situationen
zusammensetzt und zusammen eine fast nicht in Worte zu
kleidende Befindlichkeit meinerseits erzeugt.
Wahrscheinlich ist es einfach das zusammenkommen der
Einblicke die ich taeglich im Praktikum habe, gepaart mit
der privelegierten Stellung als europaeischer Reisender
der sich das Leben immernoch mit vielerlei
Ablenkungsmoeglichkeiten bis zu einem gewissen Mass
komfortabel gestalten kann, die mich so mitreisst.
Eine wahrlich intensive Erfahrung dieser erste knappe Monat
in Tansania...
Gruesse in die Heimat!
Aufbruch: | 03.07.2008 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 10.12.2008 |