Ans andere Ende der Welt
Zurück im Paradies
3.4. bis 6.3.09 - Was könnten wir Heike und Ingo schöneres von Neuseeland zeigen als den Abel Tasman Nationalpark, den wir auch schon mit Sven besucht haben. Hier zeigt Neuseeland alle seine Schokoladenseiten auf etwa 50km Küstenlinie. Ursprüngliche Wälder und goldene Strände. Aber ich glaube, damit hatte ich Euch ja in einem vorherigen Kapitel schon die Münder wässrig geschrieben. Der Wetterbericht für die nächsten Tage ist sehr vielversprechend, und wir nehmen uns vor, eine mehrtägige Wanderung durch den Nationalpark zu unternehmen. In Motueka leihen sich Heike und Ingo Rucksäcke, wir kaufen Lebensmittel in großzügigen Mengen ein und stellen Zelte, Isomatten und Schlafsäcke zusammen. Mit unseren 10 - 15kg schweren Rucksäcken fühlen wir uns jetzt weniger wie Wanderer als mehr wie vier Packesel.
Am darauf folgenden Morgen fahren wir in aller Frühe nach Marahau, wo uns ein Wassertaxi an die nördlichste Spitze des Parks bringt. Von dort aus wollen wir uns ca. 45km zurück in das kleine Dörfchen Marahau schlagen. Der Wassertaxifahrer freut sich, dass er uns so weit in den Norden bringen kann, da normalerweise Wanderer Ihre Touren weiter im Süden starten. Er sagt, dass er das letzte Mal vor vier Wochen hier oben war. Als kleines Bonbon macht er mit uns noch eine kleine Runde um den Separation Point, einer Felsengruppe in der Nähe unseres Fahrtziels. Plötzlich wird der Wassertaxifahrer ganz aufgeregt und bittet uns, uns fest zu halten. Er nimmt volle Fahrt auf. Er hat einen Delfin entdeckt. Wir erfahren, dass dieser Delfin wohl hier sein Zuhause hat, aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesichtet worden ist. Was ein Glück wir doch haben.
Als wir am Strand abgesetzt werden, lassen wir uns erstmal zu einem ausgiebigen Frühstück nieder. Dadurch wird auch unser Gepäck etwas leichter. Janine sucht sich zwei kleine Steine und klopft diese unter Wasser aneinander. Sie möchte den Delfin damit anlocken... und sie hat Erfolg! Der Delfin kommt uns tatsächlich am Strand besuchen. Ingo und ich ziehen uns schnell Schuhe, Hose und T-Shirt aus und springen ins Meer zu dem Delfin. Dieser lässt sich durch uns auch nicht stören. Ganz im Gegenteil. Er ist sehr neugierig und kommt uns sehr nahe. Schwimmt sogar einige Male zwischen uns durch. Wahnsinn! Wir schwimmen mit einem wild lebenden Delfin! Als wäre das nicht schon genug, gesellen sich noch einige Seehunde dazu. Wir scheinen ja wirklich interessant zu sein. Wir kriegen uns aber auch kaum mehr ein. Also so etwas passiert einem ja schließlich auch nicht alle Tage. Das Wasser wird allerdings langsam doch sehr kalt. Also machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem Frühstückchen. Und was schwimmt in diesem Moment zwischen uns und dem Strand durch? Ein Rochen! Also jetzt ist wirklich genug, sonst kollabieren wir noch.
Ein Blick zu unseren Rucksäcken lässt diese Illusion von der unberührten Natur dann jedoch leider harsch platzen. Diese ganze Geselligkeit der Meeresbewohner scheint ein abgekartetes Ablenkungsmanöver gewesen zu sein. Während wir sorglos im Meer herumgetollt haben, hat sich eine Möwe über unser Frühstück hergemacht. Na toll! Noch nicht mal hier ist man vor Dieben sicher!
Gestärkt von den Resten des Brotes, dem Käse und der Wurst, die uns die Möwe übrig gelassen hat, und beflügelt von dem Bad mit dem Delfin, den Seehunden und dem Rochen brechen wir auf zu unserer viertägigen Wanderung. Höhepunkte der Wanderung sind die Überquerung einer Hängebrücke, die auf keinen Fall eine TÜV-Prüfung bestehen würde, Abschnitte, die nur bei Ebbe passierbar sind, auf denen wir viele kleine Krebse sehen, und natürlich unsere herrlichen, abgelegenen Zeltplätze, von denen sogar zwei direkt am Strand liegen. Der Segen, der unserer Notdurft die vorhandenen Plummsklos ist, ist gleichzeitig ein Fluch, da diese doch einen recht aufdringliches Aroma aussenden. Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an vieles. An uns gewöhnen wollen sich jedoch in der ersten Nacht einige Possums (nicht zu verwechseln mit Opussums) nicht so recht. Mitten in der Nacht werden wir von einem Schrei geweckt. Vermutlich ist es der Schreckensschrei eines Possums, das in besagter Nacht unerwartet ein unbekanntes Gebilde aus Kunstfaser in mitten seiner Erleichterungslichtung vorfinden. Da ist sein Ausdruck der Empörung nur verständlich, könnte ich doch auch nicht in Ruhe mein Geschäft verrichten, während einige Touristen von Übersee in meinem Badezimmer kampieren. An Schlaf ist allerdings auch für uns nicht mehr zu denken, da dieses arme Geschöpf nun bis zum Morgengrauen, wahrscheinlich mit verschränkten Hinterbeinen und verkniffenem Harndrang, um unser Zelt streicht und den Zugang zu seinem Urinal sucht.
Vielleicht hat das Possum auch ganz andere Beweggründe für seinen Aufenthalt in der Nähe unseres Zeltes, aber in einer schlaflosen Nacht reimt man sich so einiges zusammen, was nicht zusammengehört...
Aufbruch: | 28.01.2009 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 28.01.2010 |
Australien