Auf nach Indien!
Hare Krishna, Hare bol
Die letzten Tage waren eine sehr spezielle Erfahrung. Sebastian bot uns grosse Einblicke in seinen Glauben und liess sich mit uns in hitzige, langwierige Diskussionen ein. Er zeigte uns die Tempel auf dem Gelaende und in der naehreren Umgebung, erzaehlte unermuedlich von Krishnas Leben und der Entstehung der ISKCON-Bewegung. In einem Tempel trafen wir auf einen Amerikaner, der uns eroeffnete, dass seit er Hare Kirshna Anhaenger war, jeder Tag ein Sonntag und jeder Abend ein Samstag Abend sei. Das Leben sei einfach grossartig, wie eine grosse Party und fantastischem Essen.
In den Tempeln befinden sich sogenannte Deities, Goetterfiguren, die von den Glaeubigen umsorgt werden. Morgens werden ihnen die Pyjamas ausgezogen, sie werden gewaschen, fuer den Tag frisch gemacht und wieder angezogen. Auch Massage und Luft zuwedeln gehoeren zu dem Service der Glaeubigen an ihren Gott. Jeder zubereitete Mahlzeit wird nicht abgeschmeckt, sie wird Krishna auf einem Schreien offeriert. Er gibt dem Essen das gewisse Etwas, die Wuerze, erst danach duerfen die Glaeubigen essen.
Sie leben nach dem Prinzip es ihrem Gott so angenehm wie moeglich zu gestalten, im Gegenzug erhalten sie ein gutes Leben.
Das Singen vom Mantra: "Hare Krishna, Hare Bol", spielt eine grosse Rolle im Leben der Glaeubigen, sie sagen, sie erreichen eine hoehre Bewusstseinsstufe. Sie tragen Ketten bei sich, an denen sich Holzkugeln wie Perlen reihen. Die Kugeln helfen beim Zaehlen der Wiederholungen des Mantras beim Singen.
Wir waren bei einer Morgenzeremonie anwesend, bei der die Deities geweckt werden. Jede Nacht um vier Uhr lief jemand mit einer lauten Glocke im Hotel herum, um alle fuer den Gottesdienst zu wecken. Um 4:10 Uhr klopfte Sebastian, wie abgemacht, an unserer Tuer. Gemeinsam gingen wir in der Dunkelheit zum Tempel, die Schuhe mussten wie ueblich draussen bleiben. Zunaechst waren die Vorhaenge, hinter den sich die Deities verbargen, noch zugezogen. Mit dem Aufziehen des Vorhangs begann der eineinhalb Stuendige Gottesdienst. In dem Tempel befanden sich keine Baenke, wie in christlichen Kirchen. Die Glaeubigen stehen, sitzten und liegen auf dem Boden waehrend der Zeremonie. Das flache Hinlegen auf dem Bauch soll die voellige Ergebenheit gegenueber Krishna zeigen. Auch getanzt, musiziert und gesungen wurde waehrend des Gottesdienstes. Am Ende hing ein Glaeubiger Thomas eine riesige, gewichtige Blumengirlande um den Hals.
Waehrend unsers Aufenthaltes wurde eine Konferrenz mit engagierten Glaeubigen aller Weltreligionen abgehalten. Durch Sebastian hatten wir Gelgenheit, einem kleinen, privaten Konzert beizuwohnen. Gemeinsam mit Moslems, Juden und Hare Krishna Anhaengern sassen wir an diesem lauen Sommerabend auf dem Dach des Hauses auf gemuetlichen Decken und liessen uns vom Geruch der Raeucherstaebchen und der indischen Musik berieseln. Unsere Gastgeber gehoerten natuerlich zur ISKCON-Gemeinde, die Frau kam aus Deutschland, ihr Mann aus Equador. Sie ueberhaeuften uns mit Gastfreundschaft und liessen uns erst aus ihren Klauen, als sie sicher waren, dass wir kurz vorm Platzen waren.
Wir wollten uns eingentlich schon verabschieden, da fuehrte uns der Mann ins Wohnzimmer und praesentierte uns stolz seinen Schreien. Die Schubladen darunter hielten Parfuem, Schmuck und Kleider fuer seine Mini-Deities bereit. Eine halbe Stunde schenkten wir seinem Monolog ueber Krishna unsere Aufmerksamkeit, dann versuchten wir taktvoll die Unterhaltung zu beenden.
Nach vier Tagen mit Sebastian fiel uns der Abschied recht schwer. Er hatte noch vier Wochen in Indien, danach ging es fuer ihn zurueck nach Chile, wo sein Jurastudium auf ihn wartete.
Aufbruch: | 10.11.2008 |
Dauer: | 13 Wochen |
Heimkehr: | 08.02.2009 |