drei monate indien

Reisezeit: Dezember 2008 - Februar 2009  |  von Charlie Salomon

home sweet home

jetzt sind wir wieder zuhause.
schon drei tage grey cold germany, nach drei monaten blauhimmel ohne pause, bis auf den einen tag mit wolkenbruch(!) in der wüste thar...

und? wie war die reise? bilanz?

es gibt da zwei bis drei dinge, die sich nicht so toll angefühlt haben.

1.der inder an sich ist dreckresistent und offensichlich völlig unfähig, dreck zu bemerken.

nicht dass ich von haus aus ein pingeliger mensch wäre.
es liegen zum beispiel ueberall die heiligen tretminen der vielen kuehe herum, da bin ich zwar auch mal reingebatzt mit den badelatschen, und das hat mich jedoch nicht so sehr genervt und war hinnehmbar.
aber.
eis gegessen - schachtel über die schulter geworfen.
wasser getrunken - ab mit der plastikpulle ins gebüsch.
bedürfnis verspürt - mitten auf den strand gesch...n, ohne deckung. am hellichten tag.
und überall müllmüllmüll, ein sehr beliebtes lagerfeuermaterial, mit superduper plastikflaschenverbrennaroma.
und dann:
der inder konsumiert gern paan. das gibts in verschiedenen dröhnungsstufen. üblicherweise ein stück betelnuss mit kalk, irgendwelchen zusatzgeschmacksbröseln in ein grünes blatt gewickelt.
da muss ewig drauf rumgekaut werden, dann macht es angeblich wach wie drei kannen lavazza rossa. auf dauer wird der user süchtig, die zähne faulen zu rötlichen stumpen ab, und bei gebrauch hat man den mund voll mit massenweise dunkelrotbrauner spucke.
die muss natürlich (sehr häufig) ausgespuckt werden.
zum beispiel:
in mumbay bin ich mal vier stockwerke durch das (versiffte) treppenhaus eines zu besichtigenden hotels runtergelaufen. (rauf gings per lift).

erst hab ich es nicht kapiert -
an den wänden: im 4. stock noch weniger, je weiter man nach unten kam, um so dichter wurde das muster bis im ersten stock die wände rundum komplett bis in etwa auf bauchnabelhöhe, jedoch nahtlos(!) vollgespotzt waren, mit der dunkelroten betelnussrotze.
aber auch an den fenstern der busse aussen - braunrote schräge streifenmuster. paansaft aus dem fahrenden bus gespuckt.
und achja: achtung beim zugfahren! nicht zu lang den kopf aus der tür in den wind hängen!

in großen städten sind die vier- bis fünfstöckigen häuser oft bis auf 50 bis 60 cm aneineindergebaut. im spalt dazwischen stapelt sich der stinkende ekelschlamm - aussen an der wand führen die ab"wasser"leitungen runter. etwa 20 prozent davon sind undicht. da türmt sich die kacke und dazwischen grunzen die schwarzgrauen fetten schweine, mich würgelts jetzt gleich auf die tastatur!

2. der inder an sich ist lärmresistent und offensichtlich völlig unfähig krach zu bemerken.

nachts im hotel (pappendeckelwände, 23uhr30):
inder checkt ein oder kommt von der sause zurück:
glotze an, lautstärke volle kanne aufgedreht, stundenlang, kann bis früh um vier dauern. dann um halb sechs checken die ersten inderfamilien aus: laber laber krach schepper schrei kindergeplärr türenrumsbums aufzu, rickscha kommt, huuup trööööt öttel öttel schalldämpfer leider kaputt uswusw.
oder:
alle indischen motorfahrzeuge (d.h. die meisten sind motorräder aller art) haben mindestens eine hupe. manchmal machen die nur tröööt aber meistens klingen die wie die kompressorgeräte im fussballfanjubelbedarfsladen. oder wie nebelhörner von großen schiffen im hamburger hafen.
jeder, der hupen kann, hupt auch und zwar dauernd. das klingt jetzt übertrieben, ist aber so.
es scheint eine art geheimhupsprache zu existieren, ähnlich der fast ausgestorbenen pfeifsprache "el silbo" der hirten von gomera, mit der sie sich von bergrücken zu bergücken über die täler hinweg verständigen...
der krach im dichten stadtverkehr ist BRUTAL. hörsturz superfast für bestimmte zartbeohrte bekannte aus unserem freundeskreis!
so. jetzt wisst ihr es.

jetzt hab ich dummerweise soviel über die für uns negative seite dieses wunderbaren kontinents geschrieben, dass die schreibeluft fürs positive raus ist.

deshalb lieber leser:

das positivkapitel kommt noch!
ausserdem werde ich noch einige fotos in die jeweiligen artikel basteln.

nur kurz vorweg:
ob es sich gelohnt hat?
ja!
100 komma null prozent (nicht 99,9).
die reise war toll. sämtliche erwartungen wurden übertroffen. wir haben uns verändert, aber auch unsere lieben kinder, die alleine das leben zuhause meistern durften.

nach mehreren längeren fernreisen, allerdings schon ein halbes leben her, hatte ich mir eigentlich eher keine großen neuen erkenntnisse erwartet, zumal ich ja mittlerweile mit 50! dem club der alten säcke beigetreten bin, und durchaus auch eine gewisse lebenserfahrung vorliegt

© Charlie Salomon, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
münchen delhi goa. ankommen. kulturschock überwinden. nach kerala, eventuell mit einer enfield bullet? backwater bootstour wäre nicht schlecht. und dann? mal sehen wo es uns hin verschlägt. fest steht jedenfalls: rückflug ende februar von delhi.
Details:
Aufbruch: 03.12.2008
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 28.02.2009
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Charlie Salomon berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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