drei monate indien

Reisezeit: Dezember 2008 - Februar 2009  |  von Charlie Salomon

magic hampi

am sonntag, den 14. dezember sind wir in hampi angekommen.
hampi ist eine kleine siedlung, mit einer auf 20km2 verstreuten historischen tempelansammlung, inmitten von riesigen runden braunroten granitgiganten, garniert von palmen und bananenfeldern, durchzogen von einem malerischen fluss (gibt sogar herumstreunende affenfamilien) - und kann es meiner meinung nach durchaus mit machu pitchu in peru aufnehmen...

wir haben, ohne es zu wissen, ein selten auftretendes zeitfenster erwischt. es ist sonntag, und wir sind genau auf dem hoehepunkt eines nur alle 12 jahre in dieser form gefeierten hindufestes (palapuja) angekommen.
aus ganz indien pilgern fromme menschen nach hampi, um im fluss ein rituelles bad zu nehmen, und anschliessend im tempel den spirituellen riten beizuwohnen, dazu wird auch dort uebernachtet.

es gibt im ort die breite marktstrasse, etwa 50 m breit und etwas 1500 m lang, die beidseitig von uralten granithaeusern, saeulengaengen und marktgeschaeften und "restaurants" begleitet wird. manche der 500 jahre alten haeuser werden aber auch richtig bewohnt.

am abend gegen 9.00 wollten wir in den virupaksha tempel schauen um zu sehen, wie die feierlichkeiten so ablaufen - es wurde ein einmaliges erlebnis!
die marktstrasse, an deren ende der tempel steht, war gestopft voll mit menschen (so aehnlich wie das oktoberfest bei tollem wetter). am rand ueberall verkaeufer von kokosnuessen, garkuechen, schmuck, berge von grellbuntem pulver auf dem boden zu dekorativen tuermen aufgeschichtet > wird zur heiligenverehrung benoetigt, - die verschiedenen goetterbildern und statuen werden damit "angetupft" und die kokosnuesse sind opfergaben...

alle wollten in den tempel. nur schrittweise schoben wir uns mit der menschenmasse vorran. auf der treppe und im ersten durchgangstorturm, der etwa 50 m hoch ist, und uebervoll mit statuen/reliefs verziert ist, und die grobform eines zuckerhutes hat, tuermten sich bergeweise schuhe, zu 98% gummisandalen, wie mit dem schneepflug zusammen geschoben (tempel duerfen nur barfuss betreten werden). wir bevorzugen es unsere sandalen nicht zu stapeln, und tragen sie lieber mit.

muehsam schob sich die menschenmasse in einer schmalen reihe in den ersten innenhof. hier war eine kleine buehne aufgestellt und es wurden, begleitet von einem auf dem boden sitzendem trio - trommel, schellen und indienquetsche =kleine kommode, mit beweglichem deckel, der als blasebalg auf und zu geklappt wird - fuer uns exotische gesangsdarbietungen vorgetragen.

der etwa 150/100 m grosse platz war komplett besetzt, alles voller menschen, auf dem boden sitzend, ein teil bereits in decken und tuecher gehuellt, schlafend. viele menschen auch noch beim rituellen abendessen -reis, curry alles vegtarisch- und auch an den seiten, auf etwas erhoehten saeulengaengen jeder freie fleck voller menschen, in bunten gewaendern, die gesichter gefaerbt, wie "kriegsbemalung".
kinder, babys, verhuellte, greise, die fremdartige musik, die stimmung. in unserem weg eine kuhgottfigur aus granit, darum herum alles voller oellaempchen, die ein flackerndes licht verbreiten, raeucherstaebchen. stimmengewirr.
wir muessen vorsichtig sein, nicht auf menschen zu steigen, die mitten im weg auf dem boden liegen und bereits schlafen, ganz in tuecher gehuellt sehen sie wie herumliegende leichen aus.

eine kuh im gedraenge...
wir sind die einzigen weissen.

langsam kommen wir durchs naechste tor, wieder ein tempelturm, jedoch nur halb so gross wie der erste, in einen weiteren hof.
das bild ist ueberwaeltigend.
fast die ganze flaeche ist bedeckt und erleuchtet von tausenden von oellaempchen, es ist warm von den unzaehligen lichtern - opfergaben an die goetter.
die menschen werden an der aussenseite daran vorbei geleitet, in einer art rundgang. ueberall verschuettetes oel macht die granitplatten rutschig. am ende und seitlich gibt es verschiedene schreine mit tempeln im tempel, darin in der mitte eine steinstatue, ein gemeisseltes bild bunt betupft, mit oellaempchen erleuchtet, uralte, von unzaehligen beruehrungen blankgewetzte steinreliefs. davor betende menschen. glocken, gebete, gesaenge...

ein kleiner seitengang, spaerlich beleuchtet. es geht eine schmale treppe hinunter, um die kurve, ein paar menschen vor uns - gabi > nein, da gehn wir nicht runter, sieht aus als obs da zum klo geht...
wir gehen doch, es ist ein unterirdischer tempel, mit mehreren schreinen. wir fuehlen uns wie in eine filmkulisse versetzt, crocodile dundee?

die oellaempchen werfen flackernde schatten auf die braunen reliefverzierten granitwaende. ein "priester" beim "allerheiligsten" bedeutet uns naeher zu kommen, wir sollen unsere haende (handflaechen nach unten) ueber die flamme halten und dann die reinigung=puja vollziehen, damit ueber unsern kopf streichen. dann erhalten wir einen tiefroten punkt auf unsere stirn, knapp ueber dem nasenansatz. kleine opfergaben werden bei uns auch erwartet.

weiter - zum naechsten schrein: shiva? ganesha? hanuman? -es gibt unzaelige moeglichkeiten und wir haben doch gar keine ahnung, alles so fremd, so aehnlich. nur auch wieder alles anders. den punkt haben wir schon auf der stirn.

morgenstimmung am virupaksha tempel

morgenstimmung am virupaksha tempel

© Charlie Salomon, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
münchen delhi goa. ankommen. kulturschock überwinden. nach kerala, eventuell mit einer enfield bullet? backwater bootstour wäre nicht schlecht. und dann? mal sehen wo es uns hin verschlägt. fest steht jedenfalls: rückflug ende februar von delhi.
Details:
Aufbruch: 03.12.2008
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 28.02.2009
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Charlie Salomon berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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