Weltreise
Brasilien Teil 1
Nach einem insgesamt 13 stündigen Flug von L.A. über Miami erreichen wir im Morgengrauen des 6 Januar Rio de Janeiro. Als wir aus dem Flughafengebäude tretten erschlägt uns auch sogleich zum ersten Mal die tropische Hitze. Der Schweiss beginnt innerhalb von Sekunden in Strömen zu fließen und wir sind froh als wir den klimatisierten Bus in die Innenstadt besteigen können.
Im Bus spricht uns, die zwei immer noch schwitzenden Europäer mit den riesigen blauen Rucksäcken, ein englischsprachiger Brasilianer an und sorgt dafür, dass wir an der richtigen Haltestelle aussteigen. In der Innenstadt sind die 35°C und die extreme Luftfeuchtigkeit auch nicht leichter zu ertragen und wir versuchen anhand des Stadtplans ersteinmal unsere Lage zu bestimmen. Als wir dann zum Hostel aufbrechen wollen entdeckt Lukas nach ca. 3 Schritten auf einem Bordstein sitzend jemanden den er zu kennen glaubt. Er bleibt stehen und starrt den jungen Mann unentwegt an. Dieser erwidert den Blick kurz, wendet sich jedoch dann ungläubig schnell wieder ab. Sekunden später schnellt der Kopf jedoch wieder herum und beide brechen nachdem sie sich sicher sind, dasss sie sich kennen in Lachen aus und begrüßen sich überschwenglich. Es ist Felix Schilling, ein Trompetenkumpel aus längst vergangenen Konzertbandzeiten. Unglaublich wie klein die Welt doch ist und man sich einfach so mitten in Rio auf einem extrem belebten Platz trifft...
Den ganzen Tag muss Lukas grinsen und freut sich über eine neue unglaubliche Reisegeschichte!
Im Hostel sind die Temperaturen auch nicht besser zu ertragen. Wir entschließen uns jedoch trotzdem erst einmal ein wenig Ruhe zu suchen, da der Flug doch recht anstrengend war. An schlafen ist allerdings bei dieser Tageshitze leider nicht zu denken. Gegen Abend gehen wir dann noch etwas essen und versuchen uns im Anschluss schlafen zu legen. Dies gelingt jedoch nicht und da es leider auch nicht wie erhofft abkühlt verbringen wir quasi die ganze Nacht in einem schweissgebadeten Zustand zwischen schlafen und wach sein. Auch die folgenden Nächte sind nicht viel besser aber wir gewöhnen uns langsam an die Hitze.
Wir sind von den ersten Eindrücken dieser schönen Stadt sehr begeistert und fahren am nächsten Tag mit der ebenfalls klimatisierten U-Bahn zur Copacabana und lassen uns die Sonne auf den Pelz brennen. Abends dann mit einer altertümlichen Straßenbahn in den sehr schönen alten, an einem Hügel gelegenen Stadtteil Santa Teresa um eine deutsche Kneipe aufzusuchen. Dies gelingt auch und wir bekommen ein schönes Franziskaner Weizen und Frikadellen serviert. Nach diesem schönen Essen konnte zumindest die Seele besser schlafen.
In den folgenden Tagen duschen wir uns mindestens 3 mal täglich mit nicht wirklich kaltem Wasser und versuchen so unserem geschundenen Körper etwas Abkühlung zu verschaffen.
Mit einem Stadtbus brechen wir am nächsten Tag zur über der Stadt trohnenden Jesusstatur auf. Wir glauben, dass sie von den Bürgern Rios als Zeichen errichtet worden ist um zu bezeugen, dass sie an die Auferstehung glauben.
Leider kostet uns das lange Anstehen an der Bergbahn soviel Zeit, dass sich der zuerst stahlend blaue Himmel gegen Nachmittag zuzieht und wir nicht mehr die von vielen Bilder bekannte fantastische Aussicht auf Rio haben. Auch kam ein nochmaliger Besuch wegen des sehr hohen Eintrittspreises nicht in Frage... Abends dann ein schöner Besuch des Kneipenviertels das natürlich an Freitagen besonders voll ist!
Samstags ist dann die Innenstadt wie ausgestorben, wohl weil jeder der nicht unbedingt muss bei jetzt mittlerweile 38°C, im Haus bleibt. Wir fahren mit der Fähre auf die andere Seite der Stadt und verbringen ein paar schöne Stunden an einem der unzähligen Strände mit Blick auf die komplette Stadt. Gegen Abend machen wir uns auf den Weg zum Zuckerhut. Diesmal wird das Bezahlen des horrenden Eintrittspreises belohnt und wir haben eine wunderbare Aussicht auf die gesamte Stadt und den Cristo Redentor, die Jesusstatur.
Auch hätte Beisser aus dem in Rio spielenden James Bond niemals die Drahtseile der gewaltigen Gondel durchbeißen können. Dieser Gedanke kommt uns bei einem kühlen Bier, dieses schmeckt natürlich an so einem schönen Punkt mit einmaliger Aussicht besonders gut!
Leider konnten wir nicht so viele Bilder machen wie gewollt, da wir uns wegen der doch sehr hohen Kriminalität in den Großstädten oft dazu entschlossen haben möglichst viele Wertsachen an einem sicheren Ort zurückzulassen. Aber ein paar gute Aufnahmen sind uns dann doch gelungen.
Wir machen also in den folgenden Tagen noch einen Stadtrundgang. Dabei schauen wir uns die vielen Gebäude aus der Kolonialzeit und die neuen Hochhäuser an.
Am 12.01 brechen wir dann mit einem Fernverkehrsbus zu einer 23 stündigen Busfahrt bis Foz de Iguazu auf. Hierbei zieht wunderbar grüne, teilweise bewaldete Landschaft an uns vorbei und wir müssen uns eingestehen, dass wir uns Brasilien anders vorgestellt hatten, bzw. gar keine richtige Vorstellung von diesem, zum Abschluss unserer Reise noch einmal wunderschönen, Land hatten.
Die Busfahrt gestaltet sich recht schwierig, da nach wenigen Metern die Klimaanlage ihren Geist aufgibt, so das die Busfahrt nur bei geöffneten Fenstern und voller Geschwindigkeit zu ertragen ist.
Eine weitere, zum Glück jedoch nur kurzzeitige, "Unbequemlichkeit" stellte sich ein als nach einem kurzen Busstopp ein stämmiger unrasierter Brasilianer im schmuddeligen Unterhemd den Bus betrat. Beim Eintreten zog er diesen den Bierbauch nur ungenügend verdeckenden Stofffetzen lässig über den Bauchnabel und darunter, für alle Passagiere deutlichst sichtbar, kam direkt über seinem besten Stück steckend eine Pistole zum Vorschein!
Jakob der direkt am Gang saß schossen in diesem Moment die unzähligen Erzählungen über Busüberfälle in Brasilien durch den Kopf und der resignierende Gedanke "Jetzt erwischts uns doch noch..." begleitete einen weiteren vorsichtigen Blick auf den Hosenbund des Eindringlings.
Dabei kam jedoch neben der Waffe eine silbrig glänzende Polizeimarke zum Vorschein die die nervösen Gedanken mit einem Mal wegwischte... Wieder einmal Glück gehabt!
Danach erschien auch das Fehlen der Klimaanlage wieder etwas banal.
Die Sitze sind jedoch extrem bequem und durchaus dazu gemacht auf so einer langen Reise einen ruhigen Schlaf zu finden. Leider war uns dieses Vergnügen jedoch nicht vergönnt, da sich die Busfahrer dazu entschlossen die Anlage reparieren zu lassen und sie im Anschluss auf für uns in der Hitze von Brasilien sehr kalte 20°C einzustellen. Als wollten sie die komplette vorherige Hitze vergessen machen. Dies gelang ihnen so gut, dass wir nur mit T-Shirt und kurzer Hose bekleidet, die ganze Nacht wie die Schlosshunde gefroren und durch das unentwegte Zittern kein Auge zu bekommen haben. Erst nachdem Jakob gegen vier Uhr morgens die gloreiche Idee hatte die Sitzbezüge als Decke zu verwenden konnten wir die Augen ein wenig schliessen. Die sicher im Gepäck verstauten warmen Sachen waren für uns wegen der äusserst strikten und äusserst un-südamerikanischen Regelbefolgung, man mag es auch Faulheit nennen, der Busfahrer unerreichbar. Diesem einprägsamen Erlebniss welches höchstens mit einem Winterbiwak verglichen werden kann konnten wir jedoch durch entsprechende Vorsorge auf den nächsten Busfahrten entgehen. Aber jetzt mal ehrlich wer denkt denn schon, dass man in einem Land wo es durch die Bank über 30°C sind frieren könnte...
Jaja nichts ist unmöglich, nichtmal Schüttelfrost im Hochsommer!
In Foz erreichen wir das Hostel gegen Morgen und müssen, was uns wie eine Schlaffolter erscheint, bis 13.30 Uhr auf ein Bett warten. Ihr könnt euch denken, dass außer essen und schlafen an diesem Tag nicht mehr viel gelaufen ist.
Am zweiten Tag in Foz nehmen wir am organisierte Trip auf die argentinische Seite der Iguacu-Wasserfälle teil und können so mit gutem Gewissen behaupten zwei Länder in Südamerika besucht zu haben.
Die Wasserfälle sind einmalig und wir kommen in den ersten Stunden aus dem Staunen, über so unfassbar viel Wasser, nicht mehr heraus.
Auch gibt es im Nationalpark in einem Restaurant ein wunderbares Buffet in welchem wir uns mit der sehr fleischhaltigen argentinischen Küche die Bäuche voll schlagen.
Abends sind wir nach mehreren Tagen des ungewollten Fastens immer noch
hungrig und gehen mit vier Engländern und drei Norwegerinnen nocheinmal ausgiebigst Churrasco (gegrilltes Rindfleisch) essen. Natürlich hatten sich die Engländer, wie man das eben so kennt, tagsüber richtig schön verbrannt und wir mussten angesichts des einen hummerfarbenen Tischnachbarn öffters grinsen. Ansonsten ein sehr schöner und langer Abend mit vielen Gesprächen über Fußball und allemögliche andere Themen.
Und die Erkentnis, dass die Engländer die Hoffnung auf einen rechtmäßigen WM-Sieg wohl nie aufgeben werden.
Die Vorfreude auf dieses große Ereignis war an diesem Abend fast greifbar...
Es ist wirklich schön zu sehen wie gut man sich in einer Runde mit 7 anderen jungen Menschen die man gerade erst kennengelernt hat versteht und unterhalten kann.
Nach einem weiteren eher ruhigen Tag fahren wir mit dem Bus früh morgens Richtung Estrela, was ca. 100km von Porto Alegre entfernt in Rio Grande do Sul, Brasiliens südlichstem Bundesstaat, liegt.
Perfekt vorbereitet lässt es sich im Bus sehr gut schlafen und wir erreichen gegen 22 Uhr den Busbahnhof wo uns Milton Stapenhorst ein Verwandter von Jakob abhohlt.
Zur Begrüßung gibt es Fleischspieße und Kartoffelsalat.
Auch ist das Bier eiskalt und gut bekömmlich. Deutsche Vorfahren eben.
In den folgenden Tagen genießen wir die familiäre Umgebung und entspannen am Pool des Hauses.
Am dritten Tag fahren wir zusammen mit Milton aufs Land um die Ursprünge der Familie Stapenhorst in Brasilien zu erkunden. In der von Landwirtschaft geprägten Landschaft seht ein kleiner Hof auf dem noch heute ein Teil der Familie den kleinen Betrieb bewirtschaftet.
In Brasilien kann man von dieser Tätigkeit ohne Problem sehr gut leben und wir müssen lachen, dass hier in dieser deutschen "Kolonie" wirklich alle bis zu den Kindern noch Deutsch sprechen obwohl es jetzt schon 130 Jahre her ist das die Ersten Auswanderer aus Deutschland hierher kamen! Natürlich hätten unsere Lehrer in der Schule die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen wenn sie diese einfache, mit portugisischen und plattdeuschen Worten durchsetzte Sprache gehört hätten aber es war gut zu verstehen und sehr schön auf soviel Heimat zu stoßen. Auch entwickelte sich nach kleinen Startproblemen ein sehr schönes und interessantes Gespräch mit den "Männern" unter einem Baum , im Schatten neben dem Haus. Wir werden dabei wie Menschen aus dem gelobten Land behandelt, Deutschland!
Auch schienen uns die älteren Menschen trotz ihres oft über 80 jährigen Alters sehr fit und rüstig. Wir konnten dieser ungewönlichen Erscheinung leider nicht weiter auf den Grund gehen. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht verlassen wir den Hof wieder und sind uns sicher, dass uns dieses sehr schöne und auch aufschlussreiche Erlebnis immer in Errinerung bleiben wird. Milton der als Zahnartz in Estrela arbeitet ist 77 Jahre und zeigt uns noch weitere schöne Plätze in der Region.
Wieder in seinem Haus gibt es wie eigentlich jeden Tag sehr gutes Essen und wir erhohlen uns bis Dienstag in einem klimatisierten Haus und schönen Betten sehr gut.
Abends besteigen wir dann wiederrum den Bus und fahren diesmal nach Florianopolis, wo wir uns momentan bei nicht ganz so schönem Wetter direkt am Strand in einem Hostel befinden und es uns gut gehen lassen.
Liebe Grüße aus Brasilien von Jakob und Lukas
PS: Das Ende naht, jeden Tag ein Tag weniger, leider!
Aufbruch: | 24.08.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 08.02.2010 |
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