In 80 Tagen durch Südostasien

Reisezeit: Mai - Juli 2010  |  von Dominik Neubauer

Singapur: Hin- und Zurück

Die ICA (Immigration & Checkpoints Authority) zeigte sich weniger erfreut, als ich nach der Ankunft in Singapur versuchte, die letzte Hürde des Flughafendschungels zu überwinden. Genauer gesagt wurde sogar mit Hochdruck daran gearbeitet, mich wieder aus dem Lande zu bringen.

Follow me! No Phone! We send you back!

Das ganze begann harmloser als es enden sollte. Am Immigration Checkpoint wurde wie üblich mein Pass und Visum betrachtet. Der Beamte lachte, als er das Passbild mit meinem Gesicht verglich und zeigte es einem Sicherheitsbeauftragten. Dieser fragte mich nach kurzem Dialog mit dem Beamten am Schalter: "Why is this picture so young?" Ich entgegnete ihm mit einem freundlichem Schulterzucken, dass der Pass alt aber gültig sei und dass das Passbild eben wie der Pass vor langer Zeit gemacht wurde. Er schüttelte den Kopf und meinte: "Follow me!".

Schließlich landete ich ohne Pass in einem Büro, zusammen mit anderen Passagieren, welche ein ähnliches Schicksal ereilt hatte. Das Büro war mehr zu einem Wartezimmer umfunktioniert, welches nur über eine entsprechende Karte betreten und verlassen werden konnte. An der Wand hing ein Schild "No Phone" und entsprechend aggressiv reagierten die Uniformierten beim Missachten dieses Gebotes. An der Wand war ein Fernseher befestigt, der alle paar Minuten für wenige Sekunden ein Signal empfing und dann neben Rauschen ein bisschen Musik von sich gab. Dies hätte vielleicht mit einem Röhrenbildschirm einschüchternder gewirkt als mit einem Modernem LCD Fernseher . Nicht nur von einer strengen Aufpasserin wurden wir ständig beobachtet, auch von einer Kamera. Auf die Kamera deutete sie bei jedem Verlassen mit den Worten "No Phone!".

Als sich nun ein erneutes Mal die Tür öffnete, kamen zwei Männer mit einigen Zetteln herein, riefen mich auf und teilten mir mit "We send you back!". Als die Lähmung in meinem Gesicht nachließ, redete ich freundlich auf die Beamten ein, doch die Abschiebung war bereits beschlossene Sache und eingeleitet. In einem toten Winkel der Kamera gelang es mir ungesehen meinen Freund Steve zu kontaktieren, welcher bereits seit 2 Stunden auf eine Nachricht von mir wartete. Ich tätigte noch weitere Anrufe und versuchte mein Möglichstes der Situation zu entrinnen. Später forderte ich mein Recht ein, die Österreichische Botschaft in Singapur zu kontaktieren, doch ich wurde mit dem Argument, dass dieses bereits geschlossen habe, abgewiesen.

Wir wechselten die Räumlichkeiten und fanden uns schlussendlich ohne Telefon und Handgepäck in einem zweiten Warteraum wieder. Hier bekamen wir zu essen und jene deren Abschiebung für den nächsten Tag geplant war, bekamen auch einen Schlafplatz.

Am Gate konnte ich wieder telefonieren, doch alle Rettungsversuche waren vergebens. Eine ICA-Beamtin übergab mich noch direkt an das Bordpersonal und in Istanbul bekam ich meinen Pass und das Rückflugticket nach München.

Hier meine Aussicht der letzten Tage

Hier meine Aussicht der letzten Tage

Kritik

Kritisieren muss ich hier vor allem Mich selbst. Ich habe an alles gedacht, doch dass ich ein Problem mit dem Passbild bekommen könnte, ist mir einfach nicht in den Sinn gekommen. Mein Passfoto gleicht in keinster Weise meiner heutigen Erscheinung, doch dies hab ich einfach nicht beachtet. Die Einstellung "Es wird schon irgendwie gehen," kann hier einen erheblichen Schaden verursachen. Obwohl ich nicht mit dieser Einstellung weggeflogen bin, muss ich doch sagen, ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass es so weit kommen könnte. Gerettet hätte mich hier nur ein rechtzeitiges Gespräch mit der Botschaft, welches mir jedoch verwehrt wurde.
Zu den ICA-Beamten: Beim Tragen einer Uniform schlüpfen die sich nach außen so nett gebenden Singapurianer schnell in eine "Aufpasserrolle". Entsprechend unterdrückt und hilflos fühlt man sich auch ihnen gegenüber. Es gelang mir auf dem Weg zum Terminal mit der ICA-Beamtin ein Gespräch aufzubauen und ich konnte ein bisschen den Panzer der Uniform brechen. Es zeigte sich, dass die Beamtin durchaus Mitleid hatte, doch sie wies auch darauf hin, dass sie den Anweisungen der Immigration-Organisation Folge zu leisten habe.

...und so blieb Mir das Tor nach Südostasien verschlossen, vorerst.

____________________________________________
Wartberg an der Krems(!) am 07.05.2010

© Dominik Neubauer, 2010
Du bist hier : Startseite Asien Singapur Hin- und Zurück
Die Reise
 
Worum geht's?:
  Komm, die Welt wartet schon! 3 Monate wollen wir den kühlenden Wind der Freiheit im Gesicht spüren und unseren Blick hinter getönten Brillen durch die Landschaft schweifen lassen. Ab 4.Mai gibts nur noch Gegenwart.
Details:
Aufbruch: 04.05.2010
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 24.07.2010
Reiseziele: Österreich
Singapur
Malaysia
Vietnam
Laos
Kambodscha
Der Autor
 
Dominik Neubauer berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors