Ruinen und Regen: eine Albanienreise
23.5., Dhermi/Orikum: Transportgeschichten
Zum Frühstücken gehen wir ins Luciano, denn plötzlich ist unser Frühstück nicht mehr inklusive, sondern soll extra geholt werden (vom Personal) und extra bezahlt werden (von uns). Das finden wir schweinig, aber unser Ärger verfliegt schnell, denn kaum sitzen wir, treffen wir einen Tramper. Jean-Christophe kommt mit breitem Lachen und seinem Pappschild mit der Aufschrift "Dhermi" unterm Arm auf uns zu. Die Wiedersehensfreude ist groß, aber kurz, denn wir haben ja den Termin zur Weiterfahrt.
Zunächst werden wir in einem kleinen Lieferwagen von dem Fahrer, mit dem wir die Fahrt am Vorabend ausgemacht hatten, nach oben auf die Küstenstraße transportiert. Reni, Silke und ich im Kofferraum (man reist öfter so), Cornelia vorne. Dort ist die Reise zunächst zu Ende und es wird die Hand aufgehalten. Die ausgemachte Summe haben wir ihm, ganz schön leichtsinnig, aber er wollte es so, schon beim Einsteigen ausgehändigt. Aber nun will er noch einen Zuschlag für den Zubringerdienst. Wie bitte?! Wir hatten Hotel bis Rradhime ausgemacht und bleiben deshalb auch in diesem Fall unnachgiebig. Vor allem, als wir die Übergabe bemerken: Ein englisches Auto stoppt, der Fahrer erhält zwei Drittel des Geldes, den Rest steckt natürlich unser Bandenmitglied aus der Hotelclique ein. Uns bleibt die Luft weg. Die Weiterreise verläuft ordnungsgemäß, und unser Fahrer ist ein Glücksfall. Elis ist einfach klasse. Ein in London lebender Albaner, der den Sommer mit seiner Frau in der Heimat verbringt und gerade auf dem Weg nach Vlora in sein Fischrestaurant ist. Unterwegs - Kühe auf der Fahrbahn und der Llogara-Pass, von dessen 1000 Meter hoher Lage wir uns spektakuläre Ausblicke erhofft hatten, nur im Nebel - erzählt er uns seine Geschichte: Seine Eltern hatten ihn während des Pyramidenskandals in Tirana, als selbst unbescholtene Familien ihres Lebens nicht mehr sicher waren, nach Griechenland gegeben. Dort schuftete er mit anderen Kindern auf einer Apfelplantage. Da war er 13. Nach einem Jahr trat er seine Reise nach England an. In einem Apfeltransporter. Zwei Tage ernährte er sich nur von Äpfeln. In England hatte er Glück: Im Auffanglager kümmerte sich der Sozialdienst um ihn, er kam in eine jamaikanische Familie mit sieben Kindern. Elis ging auf die Schule und machte eine Klempnerlehre. Wir bewundern ihn grenzenlos. Er bietet an, uns auch aus Durres zum Flughafen zu fahren, er sei ohnehin auf Besuchstour und fahre die nächsten Tage nach Tirana. Später bedankt sich Reni per SMS und lehnt sein Angebot ab, denn natürlich hat sich wieder ein anderer Plan ergeben. Er fragt noch einmal nach, was wir wirklich zu schätzen wissen.
Orikum und Umgebung sind auf den ersten Blick eine Enttäuschung. Paradise Beach? Ein Paradies sieht anders aus - seit dem Strand von Dhermi sind wir verwöhnt. Aber wenigstens schwimmen kann man, und wir genießen den Nachmittag im Bikini am Hotelstrand. Im Hotel erfahren wir, dass es keine Möglichkeit gibt, die Halbinsel Karaburun, deretwegen wir eigentlich hier sind, mit dem Schiff zu erreichen und zu bewandern. Militärisches Sperrgebiet.
Henne mit Küken und Adoptivkind (seht Ihr die Ente?) am Straßenrand in der Nähe des Llogara-Passes
Der Llogara-Pass. Leider geht der ansonsten spektakuläre Blick ins Nichts, weil Nebel
Aufbruch: | 16.05.2010 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 26.05.2010 |