Mauretanien - Senegal - Kapverden

Reisezeit: Mai / Juni 2001  |  von Peter Kiefer

Senegal: Dakar: Eine Geschichte von Karin und Peter

13. Juni 2001, Dakar:

Der Marché de Tilène liegt etwas abseits der Innenstadt. Sein Herz schlägt in einer Halle, die zu durchqueren nicht ganz einfach ist. Und zwar deshalb, weil die Gänge zwischen den einzelnen Verkaufsständen, von denen viele nur auf dem Boden ausgebreitet sind, dermaßen eng sind, dass bloß eine Person dazwischen passt. Neben den Ständen mit Goldschmuck, der nur nach Gewicht verkauft wird, beginnt schon die Reihe mit dem Fisch. Außerdem fin-det man Fleisch, Obst, Gemüse und Getreidekörner. Die Suche nach Gewürzen ist unergiebig. Zwar werden Chili, schwarzer und weißer Pfeffer angeboten, aber die Preise ähneln denen bei uns zu Hause. Der eigentliche Reiz des Marktes liegt in seinem lärmenden Halbdunkel; es saugt einen geradezu auf, man bleibt anonym, genießt die Rolle des Voyeurs. Die Tuchhändler verteilen sich draußen in den Gassen, wo Karin bald fündig wird und ihrer Sammlung von bedruckten Stoffen ein weiteres buntes Stück hinzufügt. In einer winzigen Kaschemme gibt es für ein paar Francs ein Mittagsgericht, Hirse, Fisch und Gemüse, nichts Besonderes, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir auf dieser Reise noch zu wenige solcher simplen Futterkrippen besucht haben. Später in einem anderen Restaurant geht ein Kora-Spieler von Tisch zu Tisch. Die Kora ist ein Saiteninstrument, an dessen Resonanzkörper zwei dicke Griffel befestigt sind. Diese behält der Musiker beim Spielen in den Händen, während er zugleich mit Daumen und Zeigefingern die Saiten zupft. Der Mann fragt nach unseren Namen und dann improvisiert er singend eine Geschichte über uns beide, polyrhythmisch untermalt. Die Faszination der Kora liegt in den wunderbar perlenden Klängen. Der Mann trägt seine Melodien von Tisch zu Tisch weiter und hofft, dass man ihm in einen Schlitz des Korabauchs einen Geldschein steckt. Auf einem unsrer Wege liegt ein Goethe-Institut. Der Name ist noch das Beste daran. Wir entdecken lediglich ein staubiges Zimmer, in dem ein paar Zeitschriften ausliegen; sie besitzen bereits antiquarischen Wert. Die deutsche Sekretärin erzählt uns, dass sie schon dreißig Jahre in Dakar lebt, die Stadt aber kaum je verlassen hat, nicht einmal in Saint Louis gewesen ist. Das sei auch schrecklich weit, drei Stunden Fahrt! Dann wieder der Running Gag dieser Reise: Ein Taxifahrer hat keine Ahnung, wie er mit uns ans Ziel kommt, in diesem Fall zum Nationalmuseum. Auf seiner Irrfahrt sehen wir etwas vom Fischereihafen und vom Campus der Universität, und damit ist er schon weit übers Ziel hinausgeschossen. Aber er beißt sich durch, schleicht eine halbe Stunde durchs Verkehrsgewühle und hat es am Ende - er wundert sich selbst - doch noch geschafft. Leider hat der Aufwand sich gar nicht gelohnt. Das Museum hat wenig zu bieten und verlangt zudem einen horrenden Eintrittspreis. Wir verzichten letztendlich drauf, kommen im angeschlossenen Souvenirshop mit einer Frau ins Gespräch, die berichtet, dass sie Verwandte in Berlin habe, in Tempelhof. Ausgerechnet Tempelhof, denke ich, dieser spießige, graue Fleck in der Berliner Landschaft. Als wir vor dem Einschlafen noch auf dem kleinen Balkon unseres Hotelzimmers sitzen, ist es in dem Hof unter uns fast still. Tempelhof liegt in Dakar.

© Peter Kiefer, 2005
Du bist hier : Startseite Afrika Senegal Dakar: Eine Geschichte von Karin und Peter
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Rucksackreise durch Teile Mauretaniens, des Sengal und der Kapverdischen Inseln, nur um irgendwo unterwegs meinen 50. Geburtstag zu feiern.
Details:
Aufbruch: Mai 2001
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: Juni 2001
Reiseziele: Mauretanien
Senegal
Kap Verde
Der Autor
 
Peter Kiefer berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors