Große Südamerikareise vom 1.9.2010 bis 1.4.2011
Ecuador
Quito
Liebe Familie, liebe Freunde,
von Stuttgart über Amsterdam mit Zwischenstation auf der Karibikinsel Bonaire (um 4:00 Uhr morgens - Karibikfeeling kann da wirklich nicht aufkommen) und Guayaquil haben wir nach einem langen Flug von fast 20 Stunden unser erstes Ziel, nämlich Quito erreicht. Der Flug war für mich zum Glück sehr kurzweilig, denn mein Nachbar war ein katholischer Priester. Es hat daher auch nicht lange gedauert, bis wir feststellten, dass Bayern unsere gemeinsame Heimat ist. Allein schon der sympathische bayerische Dialekt ließ mein Herz etwas höher schlagen, abgesehen davon, dass der Padre auch noch gut aussah. Er arbeitet seit 10 Jahren in Quito. Er leitet dort die deutsche Kirchengemeinde, eine Partnergemeinschaft der Erzdiözöse München. Außerdem hat er ein Zentrum für Bedürftige in Quito aufgebaut, denn die Armut hier wird immer größer. Ihr seht, ich hatte einen höchst interessanten Gesprächspartner während des Fluges und die Themen gingen uns überhaupt nicht aus. Aber das witzige war letztlich, dass mir Padre Martin versprach meinen kleinen Schutzengel zu segnen, den ich vor der Abreise von einer lieben Freundin geschenkt bekam. Als Katholikin weiß ich natürlich, dass ein gesegneter Engel mich viel besser beschützen kann. Das war mir einfach wichtig. Wir verabredeten uns daher für den Sonntagabend zum Abendessen. Doch dazu später mehr.
In Quito um 08:10 morgens gelandet, erwarteten wir Antonio von unserem Hostel Secret Garden, das sehr zentral in der Nähe der historischen Altstadt liegt. Der Padre wurde von vielen Mitgliedern seiner Gemeinde abgeholt und wir wurden mit gleicher Herzlichkeit begrüßt. Während Birgit und ich jeweils ein Gepäckstück von gut 20 kg und einen Rucksack von nochmal 9 kg dabei hatten, trafen wir eine junge Inderin, die mit uns ins Hostel fuhr, aber mit insgesamt 8 kg Gepäck für 4 Monate Südamerika erkunden will. Da staunten wir nicht schlecht. Im Hostel angekommen, richteten wir uns in dem bescheidenen Zimmer häuslich ein, denn es ist unsere Bleibe für die nächsten 6 Tage. Soviel Zeit nehmen wir uns für die Aklimatisierung und Überwindung des Jetlags. Dieser holte uns schon im Laufe des Tages mächtig ein.
Das Besondere an diesem Hostel ist die Dachterrasse. Die Aussicht von dort oben ist einfach gigantisch! Fast ganz Quito liegt uns zu Füssen. Direkt vor uns der 4200 m hohe Pinchicha, den man mit der Seilbahn erreichen kann. Am Nachmittag gingen wir auf eigene Faust in die Altstadt und merkten ganz schnell, dass Quito auf 2850 m Höhe in einem Talkessel liegt. Die Straßen sind ziemlich steil und stellten eine richtige Herausforderung dar. Der erste Eindruck war ehrlich gesagt nicht berauschend. Ein irrer Verkehr wälzt sich durch die schmalen kleinen Straßen, die Autos und Busse stinken schrecklich. Bei jedem Anfahren hinterlassen sie eine schwarze Rußwolke. Das Abendessen haben wir im Hostel eingenommen und da zeigte sich die ganze Schönheit Quitos: Ein unglaubliches Lichtermeer bot sich unseren Augen. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.
Am nächsten Tag starteten wir die ersten Aktivitäten. Dem Hostel ist ein kleines Reisebüro angeschlossen, und so buchten wir dort gleich unsere Galapagos-Kreuzfahrt sowie eine Tagestour nach Otavalo. Aber vonwegen mit VisaCard zahlen! Das ist hier überhaupt nicht üblich und geht gar nicht. Alle wollen nur Cash. So mußten wir mit einer Angestellten erst mal zur Bank fahren, um US Dollars zu holen. Das hat zum Glück geklappt. Nachmittags unternahmen wir mit Fernanda einen Streifzug durch die Historische Altstadt, die ja Weltkulturerbe ist. Da waren wir dann doch sehr beeindruckt von den wunderschönen kolonialen Gebäuden, den prächtigen Kirchen und den sehr schönen Plätzen. Man sieht auch viele indigene Menschen, die von den Bergen hier herkommen und ihre Früchte und andere Dinge anbieten. Die Kinder sind meist auf den Rücken gebunden und schlafen. Leider lassen sich diese Menschen nur ungern fotografieren. Doch Birgit hat es immer wieder geschafft, das eine oder andere Bild zu machen. Heute Abend hat der Jetlag richtig zugeschlagen und was mir ja wirklich selten passiert, dass ich beinahe schon beim Essen eingeschlafen wäre. Um 19:30 Uhr war kein Halten mehr und wir verzichteten sogar auf den leckeren Tiramisu Nachtisch.Nur noch das Bett konnte mich retten.
Am 3. Tag hier in Quito, es war der Samstag, fuhren wir mit einer kleinen Gruppe nach Otavalo. Hier ist der samstägliche Markt die Attraktion und weit über die Grenzen Ecuadors hinaus bekannt. Es heißt, dass hier der größte Markt von ganz Südamerika stattfindet. Ihr könnt Euch vorstellen, wie hoch gesteckt auch unsere Erwartungen waren. Zum erstenmal fuhren wir raus aus der Stadt und bekamen einen Eindruck von der näheren Umgebung. Die Berge scheinen zunächst gar nicht so hoch, aber es waren doch satte 4000er, die uns bis Otavalo begleiteten. Vorher stoppten wir noch in Cayambe bei einem Äquator-Obelisken. Angeblich soll hier der Mittelpunkt der Welt sein. Interessant war zu erfahren, dass Norden hier da liegt, wo bei uns Osten ist und Süden dort, wo bei uns Westen ist. Das hatte uns vorher schon ziemlich irritiert, als wir den Stadtplan von Quito studierten. Offensichtlich hat es damit zu tun, dass die Erdachse hier um 23 Grad gedreht ist. Das hat uns schlau gemacht, trotz der Sonne, die schier gnadenlos auf unsere ungeschützen Häupter schien und kein Schatten weit und brei in Sicht war. Abends war wieder "Lichter von Quito anschauen Programm". Da kam fast so ein Gefühl wie "Candlelightdinner" auf. Auch wenn wir uns warm einpacken mußten, denn die Abende hier sind meist ziemlich kühl.
Der 4. Tag (Sonntag) war wie geschaffen, endlich mal alleine mit öffentlichen Bussen zu fahren. Wir wollten unbedingt zum Mitad del Mundo - das ist der Äquator Nullpunkt, wo man mit einem Fuß auf der südlichen Halbkugel und mit dem anderen auf der nördlichen Halbkugel stehen kann. Also, die richtige Bushaltestelle zu finden, war schon die 1. Herausforderung. Hier bekamen Birgit und ich einen kleinen Vorgeschmack, was uns die nächsten Monate erwartet. Doch nachdem wir einmal ums Karree gelaufen sind, haben wir die Haltestelle dann doch gefunden. Die zweite Herausforderung war, die Busfahrt überhaupt zu überstehen. Ohne Sitzplatz ein äußerst schwieriges Unterfangen, denn die aprupten Stopps und Spurwechsel beförderten fast das Frühstück wieder zutage. Die dritte Herausforderung war das Umsteigen in den richtigen Bus zum Mitad del Mundo zu finden. Wauu, das hatte was, schwitz, schnauf, stöhn! Wir sind angekommen!!!! Dort dann eine typische touristische Welt. Viele Lokale und Souvenierläden, Kinderspielplätze und nicht zu vergessen, der Äquator-Nullpunkt. Nach einem kurzen Besuch des nahegelegen Vulkankraters Pululahua - am Boden des Kraters leben ca. 40 Familien mit 150 Menschen, die dieses fruchtbare Farmland bewirtschaften - der ein eigenes Mikroklima besitzt, kehrten wir zum Denkmal zurück. Sonntags finden dort Folkloreaufführungen statt und Musikgruppen geben dort ihr bestes und laden die Leute zum Tanzen ein. Und eh wir uns versahen, waren wir plötzlich mittendrin in einer Tanzgruppe und machten eifrig mit. Das hat richtig Spaß gemacht. Überhaupt sind die Menschen hier sehr freundlich und hilfsbereit.
Unser Padre Martin hat die Verabredung doch tatsächlich nicht vergessen. Er holte uns mit seinem Privatauto vom Hostel ab und zeigte uns noch ein paar verwinkelte Ecken hier in Quito. So wurde z.B. ein ganzer Straßenzug neu renoviert mit kleinen Bars und Restaurants versehen, stimmungsvoll beleuchtet und die Häuser wirklich auf Hochglanz gebracht. Das Gebiet nennt sich La Ronda. Padre Martin kannte die Gegend noch bevor sie so aufgemotzt wurde. Die Einwohner von Quito nehmen diese Attraktion gerne an, vor allem am Wochenende. Wir aßen in einem typischen Lokal zu Abend und anschließend wurde mein kleiner Schutzengel gesegnet und wir gleich mit. Also Ihr braucht Euch wirklich keine Sorgen machen, denn wir reisen mit Gottes Segen! Der Abend war wunderschön und Padre hat uns über seine Projekte viel erzählt.
Den 5. Tag haben wir zum Relaxtag erklärt. Birgit und ich sind nun sowohl an die Höhe angepasst, als auch an die Zeitumstellung. Es müssen schließlich die nächsten Schritte geplant und Hostels reserviert werden usw. Auch soll endlich der erste Reisebericht auf die Plattform kommen. Ich hoffe, es klappt auch mit den Bildern.
Morgen an unserem letzten Tag hier in Quito wollen wir noch mit der Seilbahn den Pinchicha rauf und dort unser "Höhentraining" absolvieren. Mindestens 1 Stunde laufen, bergauf und bergab. Es ist eine gute Übung auch für unser nächstes Vorhaben, nämlich den Cotopaxi. Das ist der höchste noch aktive Vulkan mit über 5800 m. Aber keine Sorge, den werden wir nicht besteigen, aber uns ganz in der Nähe dort aufhalten. Am Mittwoch um 10:30 Uhr geht es los.
Das war es fürs Erste. Ich hoffe, Ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen und die mich von meiner letzten großen Reise her kennen, wissen, dass Kurzfassen nicht wirklich mein Ding ist.
Herzlichst
Eure Irene und Birgit.
Aufbruch: | 01.09.2010 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 01.04.2011 |
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