beijing - shanghai - expo oder vier schwaben in china

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von martin r.

D). shanghai: 002. babylonische türme

(blick von der dachterasse der bar rouge auf das viertel pudong mit dem oriental pearl tower)

(blick von der dachterasse der bar rouge auf das viertel pudong mit dem oriental pearl tower)

das über 6.300 quadratkilometer umfassende ballungsgebiet shanghai ist unser aufenthaltsort für den zweiten teil der reise.
shanghai, einstmals als "hure des orients" bezeichnet ist heute die bedeutenste industriestadt chinas mit ca. 20 mio einwohner wovon ein viertel personen mit temporärer aufenthaltsgenehmigung sind - wozu auch T als sog. "expat" gehört.

zwischen 1850 und 1949 befand sich shanghai fest in der hand der genüsse, der politik und der unterwelt. der begriff "shanghaien" verwendet mein vater um übervorteilt werden zu bezeichnen.
von den genüssen ist heute sicher ähnlich viel erhalten wie das früher war. für westliche gäste und neureiche chinesen eröffnet sich hier ein unglaubliches poturri an vergnügungen und am sogenannten "schönen leben". für einiges mehr an euros (als zuhause) kann hier mit dem taxi zwischen club und kneipe hin und hergedüst werden, gebalzt und konsumiert werden und wenn man aus der nacht auftaucht wartet nicht der abwasch oder der nachbar hinter der gardine, es besteht nicht die notwendigkeit zur rechtfertigung. je kürzer der expat hier ist um so schneller scheint er zu leben. T bezeichnete dies mir gegenüber als "schnelligkeit", es würde hart gearbeitet und eben auch hart gefeiert - irgendwie erinnerte mich das stark an meine saisonarbeit in österreich oder an meinen jahre um zwanzig. das war auch der grund weswegen ich dazu eher ein distanziertes verhältnis aufbaute und es eher kritisch betrachte.

ich denke jedoch dass sich auch nützliche synergien entwickeln können so berichtete mir eine sinologin, mit welcher ich mich im hamburger-sonderpavillion über bewerbungen unterhielt, von der vielfältigkeit der karriere netzwerke die sich in dieser überschaubaren expat-community bildeten.

dieses nachtleben ist schrankenarm: wer geld hat darf mitspielen. ein arbeitskollege aus der depandance des architekturbüros in welchem J in amsterdam arbeitete nahm uns sein chinesischer kollege mit in einheimische lokale - diese empfand ich als facettenreicher, lebensfroher und interessanter als die eher sterilen pseudowestlichen clubs und bars in welchen die expats verkehrten.

(links der jimao-tower, rechts der sog. "flaschenöffner")

(links der jimao-tower, rechts der sog. "flaschenöffner")

sehr fazinierend sind die vielen wolkenkratzer und der ungeheure bauboom über den ich mich in der "urban planing exhibition hall" informierte. so befand sich auf der seite wo der berühmte "flaschenöffner" oder das höchste hotel der welt, der jimao-tower steht vor zwanzig jahren ein paar windschiefe hütten. T wohnt übrigends keine 300m luftlinie vom "flaschenöffner" entfernt.
richtig klein wirkt gegen diese riesen der oriental pearl tower, der fernsehturm shanghais.

(das "french consession")

(das "french consession")

als kontrast zu den babylonischen türmen der rechten flußseite ist das viertel "french consession", das den ehemaligen französischen handelssektor der stadt bezeichnet durchzogen von europäischen baustil und plantanenalleen. ähnlich wie im hauptshoppingviertel (einkaufen ist die attraktion der shanghais - der ich mich nahezu erfolgreich erwehren konnte). befinden sich hier eine boutique an der anderen, nach zwei straßenzügen nervt es!

sieht man dieser illustren gruppe an, dass sie gerade versuchen mich übers ohr zu hauen?
glücklicherweiße habe ich meine hausaufgaben mit dem besten reiseführer der welt dem lonely planet gemacht, der vor dieser masche warnt. da sie sogut getarnt sind hat auch mich überrascht.
als in thailand schleppe, nepper, bauernfänger mir von einem buddhistischen feiertag erzählten, weswegen heute alles kostenlos sei, dabei schlechte zähne bleckten oder löchrige schuhe hatten, lag es auf der hand sich von ihnen mit bestimmtheit zu verabschieden. aber diese teilweiße gutes deutsch spechende chinesen, welche sich selbst als touristen oder studenten ausgeben als gauner zu entlarven, war nicht einfach. ihre masche ist es einen zu einer teezermonie zu überreden, welche dann mit ungeheuren preisen zu buche schlägt. ich verabschiedete mich nach meinem foto bestimmt und beobachtete sie aus sicherer entfernung - hatte ich vielleicht doch überreagiert? nein, auch die nächste weiße wurde angesprochen und auf meinem weg nach draußen, wurde ich noch mehrmals von ähnlichen gruppen oder pärchen angesprochen. so gab ich mich einmal als russe im ölgeschäft aus, ein anderesmal hatte ich eine chinesische frau und verabscheute tee. im endeffekt war es egal was ich erzählte, schließlich wurde nur darauf gewartet mich auf die teezermonie zu lotsen.

© martin r., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
auf dieser dreiwöchigen reise werden zwei freunde und ich einen alten freund (welcher für die nächsten zwei jahre in china arbeitet) besuchen. wir werden uns in bejing treffen und dann weiter nach shanghai reisen wo wir die umgebung und vorallem die expo besuchen werden.
Details:
Aufbruch: 20.09.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 07.10.2010
Reiseziele: China
Der Autor
 
martin r. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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