Abenteuer Südindien

Reisezeit: Februar / März 2010  |  von Stefan Böhm

22./23.02. Varkala

21.02.Nach dem Frühstück habe ich als erstes bei der Fotowerkstatt anrufen lassen. Prompt ist der Mensch heute morgen außerhalb unterwegs. Da kann man nichts machen. Ich checke aus und lasse mich zum Busbahnhof fahren. Wie üblich frage ich mich durch zum Bus nach Varkala, bis einer der Fahrer meint "aber nur bis Junktion, nicht bis Beach". Ich nicke und steige ein. Irgendwann kommt der Busbegleiter, sammelt das Geld ein und druckt den Fahrschein aus - "Kovalam". "Moment", ich will doch nach Varkala. Na dann schaue ich, dass ich von dort aus einen Anschlussbus bekomme". Nach einer Weile bekomme ich Bedenken, hole die Fahrkarte heraus und bekomme einen mittleren Anfall als ich merke, dass wir nach Süden, statt nach Norden fahren. Am besten bleibe ich im Bus sitzen und fahre wieder mit zurück. Ja denkste. In Kovalam angekommen werde ich quasi rausgeschmissen, weil der Bus weiter Richtung Süden fährt. Jetzt stehe ich hier einmal wieder irgendwo im Nirgendwo an einer Hauptstrasse (wie in Mamallapuram) und habe keinen Schimmer ob oder wann ein Bus zurück hier vorbei kommt.

Auf dem Bahnhof von Trivandrum

Auf dem Bahnhof von Trivandrum

Zum Glück musste ich nicht all zu lange warten. Dafür war der Erste, der vorbeikam wieder hoffnungslos überfüllt. Beim Zweiten klappte es dann aber. Das nächste Ärgernis war aber, dass der Bus nicht wie erwartet zum Busbahnhof gefahren ist, sondern seine Endhaltestelle am Tempel hatte. Also habe ich eine Riskha genommen und ganz deutlich "Busstand, Bus Varkala" gesagt. Prompt lässt er mich am ersten Haltesteig raus. Ich stehe etwas ratlos herum, da kommt auch schon wieder ein Taxifahrer gelaufen. Er deutet auf den Bussteig und meint "15:00", aber er könne mich auch mit der Riksha günstig fahren für 500 RS. "Nur 55 Kilometer". In einer Riksha? Nein danke. Dann fahre ich lieber um 13:00 mit dem Zug.
Im Bahnhof habe ich mich erst nach der Touristeninformation umgesehen, konnte sie aber nirgends finden. Also kaufte ich meine Fahrkarte, wimmelte diverse Kofferträger ab und begab mich zum Bahnsteig 1 wo die meisten Essens- und Getränkebuden stehen um ddie eine Stunde Wartezeit rumzubringen, die ich noch vor mir habe. Hier fand ich dann auch die Touristeninformation und fragte spaßeshalber, wann denn Busse nach Varkala fahren. "Na oft, 11:55, 14:30, 15:30". Jetzt war es 11:50.Na Klasse, den Rikshafahrer könnte ich nachträglich schon wieder in den Hintern treten. Jetzt habe ich aber die Zugfahrkarte schon und in den verbleibenden knapp 5 Minuten wurde ich den Bus jetzt sowieso nicht mehr erreichen.
Um 12:45 bummelte ich zu Gleis 3 wo es immer voller wurde. Der Zug kam dann mit ein paar Minuten Verspätung. Zum Glück fand ich noch einen Sitzplatz und gegen 14:30 waren wir in Varkala.

schöne Zugfahrt

schöne Zugfahrt

Von einem Taxi lies ich mich für 50 RS zum Preeth Garden Ressort fahren. Auf die Frage des Fahrers, ob ich ein Zimmer suche, antworte ich wie inzwischen fast immer, dass ich schon reserviert habe. Dort angekommen gibt es für heute Nacht nur noch eni Zimmer ohne AC für 800 RS + ax oder einen Bungalow mit Tür direkt zum Restaurant für 2.700 RS. Wir vereinbaren, dass ich heute das Zimmer nehme und morgen in einen Bungalow in Poolnähe für 3000 RS ziehe.

Schon während der Bahnfahrt hatte ich Magenkrämpfe bekommen und jetzt ging es lost mit heftigem Durchfall. Ich lies mir gleich einmal eine Ersatzrolle Toilettenpapier kommen. Den Rest des Tages und die Nacht verbrachte ich schwitzend bei etwa 31 Grad im Wechsel auf dem Bett und auf der Toilette. Zum Glück hatte ich heute morgen schon recht wenig gefrühstückt weil ich da schon so ein komisches Gefühl hatte. Um so überraschender - und erfreulicher - dass sich der Durchfall Zeit gelassen hat, bis ich mein Ziel erreicht habe. Statt Immodium habe ich angefangen, drei mal täglich eine halbe Tablette Breitbandantibiotikum zu nehmen. Wird es bis Cochin nicht besser, muss ich aber trotzdem zum Arzt. Glücklicherweise sind die Magenkrämpfe bei weitem nicht so schlimm wie bei meiner ersten Lebensmittelvergiftung hier in Indien vor 18 Jahren.

23.02.Ich habe immer noch leichte Magenkrämpfe, war aber schon eine Weile nicht mehr auf der Toilette. Also riskiere ich es, endlich einmal zu den Klippen zu spazieren. Das ist gar nicht so einfach, weil der "offizielle" Weg über ein vergammeltes Grundstück und dann durch einen 50 cm breiten Spalt zwischen zwei Holzhütten durch führt. Nachdem ich aber erst einmal angekommen bin, war ich wieder einmal verblüfft. Ich hatte nicht mehr als einen Trampelpfad an den Klippen entlang erwartet und befand mich auf einem breit ausgebauten gepflasterten Weg oberhalb der Klippen.

Die Landseite ist gesäumt von Souvenirbuden, Restaurants, Lounges, Kaffees etc. "Willkommen im Paradies". Ein Tipp im Know-How erweist sich als guter Witz. Die empfehlen die "German Bakery" zum Frühstücken. Nur - jedes zweite Restaurant, Kaffee etc führt den Zusatz "& German Bakery" im Namen und mehr oder weniger haben alle fast die gleichen Backwaren in der Auslage. Unabhängig davon sitzt man in den meisten ausgesprochen angenehm und kann prima relaxen - sofern Magen und Darm das zulassen.

Nachdem das bei mir leider nicht der Fall war, war ich relativ bald wieder im Hotel wo sie mein Gepäck schon umgezogen haben. Natürlich ist der Bungalow mit 3.000 RS heftig teuer im Vergleich zu meinen bisherigen Hotels, aber für die eine Nacht leiste ich mir das und der Komfortunterschied ist schon enorm.
Natürlich habe ich an beiden Tagen auch den Pool ausgenutzt. Das Wasser ist so warm wie in der Badewanne. Da fand ich den Pool in Mamalapuram angenehmer. Trotzdem ist er natürlich eine feine Sache. Zumal der einzige Strand hier wieder einmal recht klein und nur über eine steile Treppe zu erreichen ist. Es gibt am Kliffweg ein paar Buchläden die gebrauchte Bücher verkaufen. In einem habe ich mir für Goa ein dickes Taschenbuch in Deutsch für 300 RS gekauft, damit mir mein Lesestoff nicht ausgeht. Zwar habe ich noch ein paar Romanheftchen, aber in Goa auch viel Zeit zum Lesen.
Am Nachmittag war ich noch beim zentralen Tempelreich, in dem sich die Inder waschen. Der ist von der Atmosphäre her recht nett, aber leider darf man den dazugehörigen Tempel als Nicht-Hindu wieder einmal nicht besuchen. So gesehen hat sich der relativ weite Fußmarsch nicht wirklich gelohnt.

Zum Abendessen war ich an den Klippen bei einem "Italiener". Als erstes habe ich eine "Kerala Fischsuppe" mit Kokosmilch, grünen Blättern, Gewürzen und Fisch gegessen; absolut lecker. Anschließend dachte ich mir, wenn der Latte Macchiato heute Mittag schon so gut war, dann nehme ich doch eine Meeresfrüchtepizza. Sie beschreiben in der Speisekarte auch, dass der dünne Boden kross ist und nur importierter Käse verwendet wird. Was soll ich sagen. Sie war geschmacklich ganz gut, aber nach der Hälfte der Pizza hat der Käse mir meine Speiseröhre so zugeklebt, dass ich keinen Bissen mehr runter gekriegt habe. Ich habe tatsächlich die halbe Pizza zurückgehen lassen müssen, die mit 300 RS so ziemlich das teuerste Gericht war, das ich auf der Reise bisher hatte. Wenn man ein Bier bestellt, wird eine Flasche in einer Papiertüte gebracht und in große Kaffeetassen eingeschenkt. Es sieht schon lustig aus, wenn so gut wie auf jedem Tisch zum Abendessen diese Riesentassen herumstehen. Ursprünglich wollte ich in einer der Lounges noch etwas trinken, nachdem aber mein Magen wieder angefangen hat zu rumpeln, bin ich lieber ins Hotel zurück. Erstaunlicherweise zahle ich hier nur 80 RS für eine Flasche Bier und ziehe mich in mein Bungalow zum Fernsehen zurück.

© Stefan Böhm, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach einer 8-wöchigen Indienrundreise 1992 bei der ich überwiegend im Norden unterwegs war, folgt diesmal eine Reise durch Südindien mit Schwerpunkt Tamil Nadu, "das Urindien" sozusagen.
Details:
Aufbruch: 02.02.2010
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.03.2010
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Stefan Böhm berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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